Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
dieses Schwert inzwischen gefunden?“
Dies war eines der Details, das man der Presse bisher noch nicht offenbart hatte.
Elsbeth Winkler war nun nicht mehr zu halten:
„Ronny Pfingst wurde mit einem Speer getötet. Genau wie Siegfried in Wagners Oper. Wollen Sie wissen, wer in der Nibelungensage sein Mörder war?“ Wagner nickte überfordert. Das alles klang ja sehr interessant, aber mindestens ebenso wirr. Wie kam diese Frau auf solche Verknüpfungen? „Der Mörder Siegfrieds heißt Hagen. Er war genau wie alle bisher ermordeten Figuren vom berühmten Nibelungenring besessen. Ich vermute, dass…“
„Hey Theo, bist du inzwischen so verzweifelt, dass du eine alte Frau in deine Ermittlungen einbeziehen musst?“
Lutz Hartmann stand breitbeinig in der Tür. Weiß Gott, wie lange er schon Elsbeth Winklers Ausführungen lauschte. Theobald Wagner stand auf.
„Frau Winkler hat sich gewissermaßen als Zeugin gemeldet. Sie glaubt, die gefundenen Gegenstände deuten zu können und erläutert gerade…“
„Danke Theo. Das durfte ich live mit anhören. Frau Winkler, ich danke Ihnen für Ihre Anteilnahme als Bürgerin dieser Stadt. Ich glaube allerdings, dass wir Ihre… Hilfe nicht benötigen. Hauptkommissar Wagner wird Sie hinausbegleiten. Sie werden in der Tageszeitung in Kürze über unseren Ermittlungserfolg lesen. Nicht wahr Theo?“
Elsbeth Winkler war abrupt aufgestanden und verließ wortlos den Raum.
Theobald Wagner wollte ihr hinterher eilen, doch sein Chef packte ihn unsanft am Arm.
„Ich hoffe, du hast keine Details der Marke top secret ausgeplaudert. Die Alte ist ja wohl nicht ganz dicht. Schmeiß sie raus, aber charmant. Und dann zurück an die Arbeit, klar?“ Wagner löste sich aus Lutz Hartmanns Griff und rannte den Gang entlang, an dessen Ende er Elsbeth Winklers hohe Absätze klappern hörte. An der Treppe holte er die Dame endlich ein. „Warten Sie“, stieß er atemlos hervor.
„Ich wollte nur helfen. Ich hatte das Gefühl, Sie kommen aus eigener Kraft nicht weiter.“ Elsbeth Winkler sah ihn mit ihren eisgrauen Augen durchdringend an. „Er wird nicht aufhören. Das wissen Sie ebenso gut wie ich. Ich habe zumindest eine Theorie, und was haben Sie?“ Wagner hatte wieder genug Luft, um seiner Stimme die nötige Ruhe zu verleihen: „Frau Winkler, es war sehr freundlich von Ihnen zu uns zu kommen. Herr Hartmann ist bisweilen etwas grob. Sehen Sie ihm das bitte nach. Ihre Theorie ist, soweit ich Ihnen überhaupt folgen konnte, etwas… ähm … bizarr, aber durchaus interessant.“
„ Interessant?“ Mit dieser spitzen Bemerkung reichte sie Hauptkommissar Wagner eine Visitenkarte. „Ihr Chef ist ein unglaubliches Arschloch! Denken Sie über alles nach, Herr Hauptkommissar, besonders über die Dinge, von denen ich gar nichts wissen kann. Vielleicht möchten Sie mich anrufen, und über meine bizarren Ideen sprechen.“
Elsbeth Winkler sah kurz zu Boden.
„Haben Sie am Tatort bei Ronny Pfingst gar keine Symbole gefunden? In der Presse war nichts darüber zu lesen. Wie kommen Sie dann zu der Annahme, dass dieser Mord mit den beiden vorherigen in Zusammenhang steht?“ „Wir… äh…“, Wagner stotterte sinnlos vor sich hin. „Sie dürfen nicht mit mir darüber sprechen. Das verstehe ich.“
In ihrem Blick lag eine Art mütterlichen Mitgefühls, das allerdings nicht lang anhielt.
„Auf Wiedersehen, Herr Hauptkommissar. Übrigens… ich wette zehn zu eins, dass sie bei Siegfried, Verzeihung, bei der Leiche von Ronny Pfingst jenes Schwert gefunden haben, mit dem Wilhelm Gornheim ermordet wurde. Vergessen Sie nicht, Notung war Siegfrieds Schwert, durch das sein Ziehvater Mime starb. Dieses Schwert ist Siegfrieds stärkstes Symbol und bewahrt ihn dennoch nicht vor dem Tod durch den listigen Hagen. Der ist übrigens Ihr nächstes Opfer - symbolisch gesprochen.“
Mit dieser Bemerkung ließ Elsbeth Winkler Hauptkommissar Wagner stehen und schritt mit klappernden Absätzen die Treppe hinab. Wagner sah ihr nach.
Hatte sie eben tatsächlich „Arschloch“ gesagt?
Direkter Link zu Wikipedia „Der Ring des Nibelungen“ http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Ring_des_Nibelungen
Eine ganze Weile noch stand Theobald Wagner am Treppenabsatz, die Hand auf das abgegriffene Holzgeländer gelegt. Das Gespräch mit Elsbeth Winkler wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger wirr und bizarr kamen ihm die Ausführungen dieser Frau vor. Schließlich schlich
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