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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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allzu häufig bis gar nicht. Während Maurice nun einen Strauß für eine
Grande Dame
zusammenstellte, fragte sich Wagner unwillkürlich, wie seine Kreation für Lara wohl aussehen mochte. Er hatte die Studentin lange nicht gesehen. Dafür geisterte sie fleißig durch seine Träume und Gedanken. Es wurde zunehmend schwieriger, sie daraus zu verbannen. Aber auch heute hatte die Pflicht Vorrang. Wagner war fest entschlossen, diesen Fall so schnell wie möglich zu lösen.
    Pünktlich um halb sieben stand Theobald Wagner im Flur der eleganten Wohnung, Sophienstraße 10, Oststadt, beste Lage, und beobachtete das überraschte Gesicht von Elsbeth Winkler beim Anblick der Blumen. Freudig lächelte sie Wagner durch die Blütenpracht an:
    „Maurice,
n´est-ce pas
? Sie haben einen exquisiten Geschmack, Herr Hauptkommissar.“
    „Sie kennen Maurice?“ „
Bien sur, Chérie!
“ Sie lachte ausgelassen. Überhaupt schien Elsbeth Winkler bester Stimmung zu sein. Als sie vor ihm den elegant möblierten Flur entlang ging, fiel Theobald Wagner auf, dass sie sehr viel legerer gekleidet war als heute morgen. Ihr schmaler, graziler Körper steckte in einer blauen Jeans und einem schwarzen Poloshirt. Obendrein lief sie barfuß in pinkfarbenen „Flip-Flops“ über den Parkettboden.
    Diese Latschen verursachten das typische Geräusch beim Gehen. Flap, flap, flap, flap. Wagner dachte schon immer, dass der Ausdruck „Flap-Flaps“ besser passen würde. Aber das war wahrscheinlich eher eine Frage des richtigen Marketings.
    „Kommen Sie, Herr Hauptkommissar. Nehmen Sie Platz.“ Das flappende Geräusch verstummte und ihm wurde der Weg in ein gigantisches Wohnzimmer gewiesen. Die exquisite Einrichtung erinnerte ihn an das Haus von Olaf Westhofen. Die oberen Zehntausend dieser Stadt beschäftigten wohl alle denselben Innenarchitekten. „Würden Sie auf den Hauptkommissar verzichten können, Frau Winkler? Es wäre mir recht, wenn Sie mich einfach Theo nennen würden.“ Wagner wurde rot. Das war ihm spontan herausgerutscht. Frau Winkler lächelte: „Gern! Jetzt, da wir Verbündete sind. Nennen Sie mich Elle. Kein Mensch sagt mehr Elsbeth zu mir, seit mein mittlerweile verstorbener Mann in mein Leben getreten ist.“ Wagner nickte vorsichtig.
    Wieder dieses Schuljungengefühl in der Magengegend. Sie nahmen am massiven Couchtisch Platz. Elle hatte Rotwein in einer geschwungenen Karaffe gebührend atmen lassen und eine reichhaltige Auswahl an Tapas aufgebaut: Schinken, Salami, verschiedene Käsesorten, kleine Weiß-brotscheiben und verschieden eingelegte Oliven, Peperoni und getrocknete Tomaten.
    „Sie werden Hunger haben. Ich nehme an, Sie kommen direkt aus dem Büro? Vielen Dank übrigens für Ihren Umweg über Maurice. Er ist ein wahrer Künstler.“
    Theobald Wagner begann sich langsam im Licht des brennenden Kerzenmeers wohlzufühlen. Überall im Raum, auf den antiken Möbeln und vor den großen Fenstern standen sie in mehr oder weniger riesigen Windlichtern. Auch im offenbar stillgelegten Kamin stand eine Unmenge an Stumpenkerzen und verströmte Behaglichkeit. Als Elle Wein einschenkte, wollte Wagner zunächst protestieren, ließ es dann aber doch sein. Wie hatte Lara so schön gesagt? Eine Flasche Rotwein in Gesellschaft ist okay! Sie stießen mit den großen Kristallgläsern an.
    „Trinken wir auf den Sieg über Ihre Dämonen“, sagte Elle lachend. Was wusste sie von seinen Dämonen? Diese Frau war schlichtweg unheimlich. Sie schien in ihm wie in einem offenen Buch zu lesen.
    Wagner wechselte das Thema: „Haben Sie heute Morgen wirklich „Arschloch“ gesagt, oder habe ich nur geträumt?“ „Man gibt nicht zwangsläufig das Fluchen auf, wenn man die sechzig überschreitet, Theo! Jetzt essen Sie mal etwas, bevor ich Sie in Richard Wagners Welt entführe.“
    Während er nach einer Scheibe Serrano-Schinken fischte, berichtete er über seine Recherchen vom Nachmittag. Elle schien ein wenig beeindruckt zu sein, denn sie lauschte seinen Ausführungen aufmerksam, während sie abwechselnd Oliven und Käsestückchen verzehrte. Als er mit seinem Monolog zu Ende war, nickte sie anerkennend. „Nicht schlecht für einen Internet-Crash-Kurs! Aber das Ganze hat sehr viel mehr Tiefe, als Sie sich in diesem Augenblick vorstellen können. Mich selbst hat es Jahre gekostet, mein Wissen aufzubauen. Hierzu muss man schon ein wenig fanatisch sein. Ich bin bekennender Wagner-Junkie, müssen Sie wissen, mit allem was dazu gehört. Die

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