Der Ring um das Auge Gottes
der Kontraalt. »Wann möchten Sie ihn treffen?«
»So bald wie möglich.«
Es gab eine Pause. »Sein Computer meldet, daß heute vormittag noch Termine frei sind. Soll ich nach einem sofortigen Termin fragen?«
»Ja, Horvendile.« Bury trank seinen Kaffee. »Wohin werden wir gehen?«
Renner zuckte die Achseln. »Wir werden uns sicher etwas ausdenken. Sind Sie sicher, den Präsidenten der KKG so kurzfristig treffen zu wollen?«
Bury lächelte dünn. »Kevin, ich kontrolliere sieben Sitze im Aufsichtsrat. Keine Majorität, aber mehr als genug, um gegen einen Präsidentenkandidaten ein Veto einzulegen. Ja, ich denke, Sachs wird mich empfangen.«
»Seine Exzellenz wird entzückt sein, Sie jederzeit zu sehen«, sagte die Decke. »Wenn Sie wünschen, wird er eine Limousine schicken.«
»Bitten Sie ihn darum! Danke, Horvendile.«
Auf der äußeren Fassade der Clubräume der Kaiserlichen Kaufmannsgilde wechselten sich Phasen opulenten Gepränges mit ruhiger Eleganz ab. Sie war kürzlich in glattem weißen Marmor neu geschmückt worden. Die strengen Linien gingen bis in die Lobby; aber jenseits der Tür für Mitglieder gab es die gewohnten mit Walnußholz getäfelten Wände und echten Ölgemälde. Bury erinnerte sich daran vom letzten Mal, da er dort gewesen war.
Der Präsident wartete auf ihn in einem privaten Konferenzraum und stand auf, als Bury seinen Rollstuhl hereinfuhr. Er war ein großer Mann, makellos gekleidet in einen schwarzen Rock und passende Hosen. Ein gelber Schal unterbrach die Monotonie der Farben. »Exzellenz, gut, Sie zu sehen. Ich nehme an, alles wohl?«
»Ja, danke, Eure Exzellenz. Und Sie selbst? – Großartig.« Bury wies auf seinen Rollstuhl. »Sparta-Schwere.«
»Natürlich. Manchmal würde es mir nichts ausmachen, mich selbst in einem Rollstuhl zu bewegen. Was kann ich für Sie tun, Exzellenz?«
»Danke, nichts. Ich bin nur gekommen, um meine Kollegen zu sehen und meinen Club zu genießen.«
»Ich freue mich, daß Sie die Zeit finden können. Aber wenn es gar nichts gibt, das wir tun können …«
»Nun, vielleicht könnten Sie mir einen kleinen Gefallen tun.«
»Eure Exzellenz braucht ihn nur zu nennen.«
»Wie gut kommen wir mit der Regierung dieses Jahr zurecht?«
Sachs zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich so gut wie immer. Natürlich werden sie uns nie lieben.«
»Vielleicht könnten Sie mir helfen. Ich möchte die Blockadeflotte bei Murchesons Auge besuchen.«
Sachs machte große Augen. »Die Navy hat uns noch nie gemocht.«
»Sie haßten uns«, Bury knurrte.
»Viele tun es.«
»Ich hoffe, die Marine zu überzeugen«, sagte Bury. »Wessen ich sicher sein muß, ist prompter Dienst seitens der Bürokratie, wenn ich die formellen Dokumente brauche.«
Sachs grinste breit. Offensichtlich hatte er eine schwierigere Aufgabe erwartet. »Ah, das sollte kein Problem sein. Eure Exzellenz, ich denke, Sie sollten den Ehrenwerten George Hoskins treffen, unseren Vizepräsidenten für Öffentliche Angelegenheiten.«
»George Hoskins. Von Wideawake Enterprises?«
»Allerdings, Exzellenz.« Sachs machte ein nachdenkliches Gesicht. »Seine Company liegt mit der unseren in Konkurrenz, aber das tun fast alle! Sind Sie ihm schon begegnet?«
»Ich hatte noch nie das Vergnügen.«
»Dann muß ich Sie vorstellen. Ich werde ihn holen lassen.«
Bury berührte die Tasten der in seinen Rollstuhl eingebauten Stenographiekugel. Nach einem Moment sagte ihm eine Stimme leise ins Ohr:
»Wideawake Enterprises. Gegründet 3021 von George Hoskins (jetzt der Ehrenwerte George Hoskins, PC), ehemals in Neu-Winchester. Das erste Produkt der Firma war ein auf Split-Technik beruhendes Kaffeefiltersystem. Imperial Autonetics forderte ein gerichtliches Verbot gegen den Verkauf der Wideawake-Kaffeemaschine mit der Begründung, daß sie selbst Exklusivlizenz für Verwertung von Split-Technik hätte. Dies wurde aber vom Kaiserlichen Appellationshof abgelehnt, da alle Split-Technologie durch die Marine erlangt und nichtgeheimes Wissen deshalb öffentlich verfügbar sei.
Nachforschungen der IA entdeckten, daß Hoskins an Bord des Kaiserlichen Marineraumschiffs Hadley einen Schwager hatte zu der Zeit, da das Kaffeezubereitungssystem des Schiffs verschwand, und daß die Umkonstruktion, durch den die Produktion der Kaffeemaschine leichter wurde, in erster Linie das Werk von Harvey Lavrenty war, der mit Hoskins Tochter Miriam verheiratet ist.
Aggressives Marketing in Verbindung mit der Bereitschaft der
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