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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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weit über Schultern und Rücken. Ihren Kopf trug sie hoch, die Augen blickten wachsam, doch unbesorgt voraus, und ihre Haltung wirkte gezwungen. Die Zügel hielt sie locker in den behandschuhten Fingern, während sie über die Kuppe und den sanften Hang hinabritten.
    Sonja spürte, dass Allas sie betrachtete. Sie blickte ihn ohne zu lächeln an, doch ihre Augen schienen zu sagen, dass sie ihn offen als ehrlichen Schwertkameraden achtete.
    »Sie begraben gerade den Kerl, den Ihr vergangene Nacht getötet habt«, bemerkte er tonlos.
    Sonja zuckte die Schultern. »Er beging einen Fehler«, antwortete sie ebenso tonlos. »Er hat mich falsch eingeschätzt, wie schon viele vor ihm, und er wird sicher nicht der letzte sein.« Sie nickte Allas zu, und die Mundwinkel verzogen sich zur Spur eines Lächelns. Dann schaute sie wieder geradeaus auf die Straße und lenkte ihr Pferd weg von einem Felsbrocken, der aus dem Schlamm ragte. So ritt der Trupp im jungen Tag ostwärts, dem Krieg entgegen.

 
     
2.
SCHWINGEN DES TODES
     
    »Aber – wer seid Ihr?« fragte Allas Sonja.
    Der Trupp hatte am Spätnachmittag in einem kühlen Tal Rast gemacht, wo es Schatten gab für die Soldaten und Wasser für die Pferde. Die Männer saßen herum, auf Steinen oder gegen Bäume gelehnt, und holten ihre Wegzehrung hervor, die sie von Izak gekauft hatten. Sonja stand neben ihrem Pferd, das aus einem seichten Bach trank. Sie hatte sein Bein untersucht und sich versichert, dass es sich nur um eine geringfügige Verletzung handelte. Allas hatte sich ihr angeschlossen und kaute an einem Stück dunklem Brot.
    Er war fasziniert von ihr, das war Sonja während des Tagesritts klar geworden, denn immer wieder hatte Allas’ Blick an ihr gehangen, und oft schien er sie verwundert und überlegend betrachtet zu haben.
    »Ich nehme an, du bist noch nie zuvor einer Schwertkämpferin begegnet«, bemerkte sie, belustigt über diesen Gedanken.
    »Doch, einigen. Aber keine war so geschickt mit der Klinge wie Ihr. Ihr scheint mir besser zu sein, als die meisten dieser Burschen. Wo habt Ihr Euch diese Geschicklichkeit erworben?«
    Sonja striegelte sorgfältig ihr Pferd und kämmte schließlich seine Mähne mit den Fingern, ehe sie sich widerwillig Allas zuwandte. Sie sprach nicht gern von sich und ihrer Vergangenheit und wollte auch gar nicht darüber nachdenken, wer oder was sie war. Sie wusste, wer sie war, wusste, von woher sie kam und wo sie gewesen war, und ein großer Teil ihrer Vergangenheit blieb besser unberührt.
    »Mein Vater war Landmann in Hyrkanien. Davor diente er als Soldat. Er brachte meinen Brüdern das Fechten bei, kaum dass sie ihre ersten Schritte machten, und ich passte gut auf und übte allein. Während meiner Wanderschaft hatte ich dann genug Gelegenheit, schnell und gründlich zu lernen.«
    Sie wandte sich wieder um und führte ihr Pferd bachaufwärts in tieferen Schatten.
    »Und sind Eure Brüder genauso gute Fechter wie Ihr?«
    »Sie sind tot«, antwortete Sonja grimmig. »Seit Jahren schon.«
    »Oh!« murmelte Allas verlegen und belästigte Sonja nicht weiter mit Fragen. Als sie sich auf einem großen Stein niederließ, setzte er sich neben sie und packte mehr von dem braunen Brot und auch gebratenen Fasan aus und bot ihr davon an.
    Hungrig bediente sie sich. Nun fragte sie Allas: »Und was ist mit dir?«
    Er zuckte die Schultern, als gäbe es über ihn nichts von Bedeutung zu berichten. »Ich bin in Suthad geboren«, antwortete er, »und war auf Patrouille, als es zu dem Überfall kam.«
    »Erzähl mir von diesem Zauberer, der eure Stadt eingenommen hat«, bat sie.
    »Er heißt Asroth, mehr weiß ich nicht. Vor zehn Tagen tauchte er in Begleitung von Tausenden von Geistern am Horizont auf.«
    »Geister?«
    »Ja. Sie fegten über die Stadt, als würde sie überhaupt nicht verteidigt.« Allas zitterte unwillkürlich, als er sich an das unglaubliche Bild erinnerte. Es war wie ein Wirklichkeit gewordener Alptraum gewesen. Einfach unvorstellbar. Sie hatten nicht einmal Zeit zum Überlegen gehabt, als sie auch schon überrannt waren. »Wir hatten keine Chance«, fuhr er fort. »Feindliche Armeen hatten wir abwehren können, denn gegen Soldaten kann man kämpfen. Aber hier war unsere Verteidigung nutzlos. Nutzlos! Wir schlossen die Tore und standen in Sechserreihen auf der Mauer! Doch sie drangen durch die Steine der Mauer, als wären sie Schatten!«
    Er sprach nun eifrig, erschrocken über seine eigene Erinnerung. Der gedämpfte Sonnenschein

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