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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Was hätten sie auch tun können? War das hier nicht der Sumpf eines Hexers? Vielleicht war es diesen Männern bestimmt gewesen, hier zu sterben, bestimmt, genau in dem Moment zu sterben, als ihre Schreie zur Laubdecke gellten …
    Eine seltsame Gleichgültigkeit breitete sich unter Olins Männern aus – ein wachsendes Gefühl, von dem keiner verschont blieb, das aus der Sumpfluft in sie zu dringen schien. War ursprünglich die Festung des Zauberers ihr Ziel gewesen, so kannten sie nun nur noch das eine: den Sumpf hinter sich zu bringen. Sie waren lediglich zusammen, weil sie diese Hölle gemeinsam betreten hatten, aber jeder dachte bloß noch an sich selbst, an sein eigenes Geschick, und dass wenigstens er hier herauskommen musste.
    Olin spürte, was in seinen Männern vorging, genau wie die meisten seiner Offiziere, die in seiner Nähe ritten.
    »Ich fürchte, es ist ein von Asroth geschickter Zauber«, sagte er. »Ist euch aufgefallen, dass die Männer nicht mehr versuchen, einander zu helfen? Möglicherweise kommt es so weit, dass sie sich gegenseitig umbringen. Wir müssen gegen diesen Zaubereinfluss ankämpfen. Reitet die Reihen zurück«, wies Olin seine Offiziere an, »und erklärt den Männern, dass Asroth sie mit dieser Stimmung schwächen will und sie ihr nicht nachgeben dürfen, sonst hören wir auf eine Armee zu sein.«
    Als die Offiziere sie verlassen hatten, beugte Sonja sich zu Olin hinüber und flüsterte: »Ich fürchte, es ist wahrhaftig ein Zaubereinfluss, denn ich spüre die Stimmung nicht, die du beschrieben hast.«
    »Wa-as? Aber wieso …«
    »Ich trage den Ring, und offenbar beschützt er mich gegen diese Beeinflussung. Ich spüre zwar die Trostlosigkeit dieses Sumpflands, doch nicht mehr. Hier – nimm meine Hand.«
    Olin griff danach. Sofort ließ die schreckliche. Gleichgültigkeit nach und schwand. Aber kaum gab er Sonjas Hand frei, kehrte sie zurück, obgleich nicht ganz so stark wie zuvor.
    »Reite näher neben mir, Olin. Berühr mich, wenn du fühlst, dass du neue Kraft brauchst. Ohne dich ist diese Armee nicht zusammenzuhalten. Heute Nacht, wenn Pelides nicht aufpasst, gebe ich dir den Ring. Ich hätte es längst tun sollen.«
    In dieser beängstigenden Stimmung zog die Kolonne weiter dahin. Es gab offenbar nur eines, was die düstere Gleichgültigkeit brechen konnte: die Erkenntnis eines einzelnen, dass sein Tod unmittelbar bevorstand. Brach ein Reiter plötzlich mit seinem panikerfüllten Pferd in den Sumpf ein, so schrie er gellend vor Furcht, und er war überzeugt, dass die Götter einen entsetzlichen Fehler begangen hatten, dass nicht er, sondern ein anderer bestimmt gewesen war zu sterben – bis er im blubbernden Sumpf versunken war.
    Doch die Lebenden wussten nichts von den Gefühlen der Sterbenden, und so kam es, dass manche in den Reihen dachten, ihre eigenen Überlebenschancen stiegen, wenn wieder eine arme Seele geholt worden war.
    Schließlich gelangten sie zu einer Art Insel im Sumpfland. Ein schräger Hang führte aus dem weichen Grund, und Sonja und Olin stellten erleichtert fest, dass sie auf sicherem trockenem Grasboden ritten. Voraus führte das Gelände allerdings wieder hinunter in weiteren Sumpfwald, und links und rechts dieser Erhebung oder Insel erstreckte sich übel riechendes, stehendes Wasser. Eine Weile jedoch konnten sie dahinreiten, ohne befürchten zu müssen, dass der nächste Schritt sie in hüfthohen Sumpf oder gar in den Tod führte.
    »Schaut!« Pelides deutete geradeaus. »Zwischen den zwei Bäumen dort ist eine Lücke, durch die man einen Felsen erblicken kann. Seht ihr ihn?«
    Olin und Sonja nickten. Allas trabte heran, damit auch er sehen könne, worauf der Herzog deutete.
    »Dieser gewaltige schwarze Steinbau auf dem Felsen ist die Festung«, erklärte Pelides.
    Allas sah sie ganz deutlich.
    Olin wandte sich an Pelides. »Wie viel weiter ist es noch? Wir dürfen nicht wagen, eine Rast zu machen, und der Nachmittag ist schon halb vorbei. Werden wir vor Einbruch der Nacht das Ende des Sumpfgebiets erreichen?«
    Pelides zuckte die Schulter. »Das kann ich nicht sagen.«
    »Ihr könnt es nicht sagen?« brüllte Olin plötzlich. Seine Anspannung, Müdigkeit und Besorgnis machten sich Luft. »Ihr kennt dieses Gebiet!« Ein Blick Sonjas ließ ihn verstummen. Er brummte noch einmal verärgert und ritt weiter.
    Pelides blieb hinter ihm. Sonja warf einen schnellen Blick über die Schulter. Sie sah, dass Pelides sie anstarrte, und wusste, dass er nur auf

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