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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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fremdartigen, schnell wachsenden Bäumen. Wir haben den technischen Fortschritt hierhergebracht, und damit den Wandel, der vielen unheimlich ist.
    Da hinten wären wir erst recht nicht willkommen, bemerkt Manuel und nickt in Richtung der Feuer, an denen sich die Demonstranten zum Essen versammelt haben. Aber wir sind so müde, dass wir bald wegdämmern, ohne weiter zu grübeln.
    Gedämpftes Murren, vereinzelte Rufe reißen uns aus dem Schlaf. Strom, der augenblicklich hellwach ist, verschafft sich einen ersten Überblick: Wütende Demonstranten haben das Feld eingekreist, notdürftig im Zaum gehalten von Muckles Leuten, die zahlenmäßig weit unterlegen sind.
    Was haben die denn?
    Schau dich doch mal um!
    Die winzigen Keime sind über Nacht in die Höhe geschossen, etwa einen halben Meter hoch. Erste Blätter sprießen, die Stämme verholzen bereits.
    Sie dachten, das klappt sowieso nicht.
    Und jetzt sind sie umso wütender.
    Quant hat die Bäumchen schon durchgezählt. Unsere Erfolgsquote beträgt vierundsechzig Prozent. Gar nicht schlecht.
    In rasender Geschwindigkeit spielt Strom taktische Szenarien durch, um möglichst alle relevanten Faktoren zu schützen: uns, Eliud, das Feld, die Traktoren. Sekunden verstreichen, während wir auf sein Kommando warten. In die Traktoren! Mit Eliud!
    Selbst durch die Scheiben der Führerhäuschen sind die Rufe der Demonstranten deutlich zu hören, und sie werden immer lauter. Ein kleines Rudel ist bereits durchgebrochen und zerstampft die ersten Bäumchen.
    Als wir die Traktoren anlassen, erhebt sich lauter Jubel – anscheinend denken sie, wir wollten die Flucht ergreifen. Stattdessen wenden wir, steuern den Mob an und betätigen die Düngerspritzen.
    Der Jubel verwandelt sich in Gekreisch. Nicht wir, sondern sie ergreifen die Flucht.
    »Sind sie schwer verletzt?«, fragt Eliud, der auf Medas Schoß sitzt.
    »Nein«, antwortet sie, während sie durch die Windschutzscheibe späht. »Das tut nicht mal weh. Ist völlig harmlos.«
    Gut, dass die das nicht wissen, sendet Quant.
    Schlagartig zerstreut sich die Menge, und wer unsere Spezialmischung aus Dünger und Bakterien abbekommen hat, springt sicherheitshalber in den Fluss. Das Feld ist gerettet. Wie Riesen, die ihren Schatz behüten, wachen die Traktoren über die plötzlich menschenleere Straße.
    Statt sich neu zu formieren, laufen die Demonstranten den Kongo entlang Richtung Stadt oder schwimmen gleich ans andere Ufer. Jetzt sind Muckles Männer wieder auf unserer Seite; begeistert recken sie die Fäuste in die Luft, selbst die, die ebenfalls in die Schusslinie geraten sind. Wir duschen sie mit den Wasserspritzen ab, was in eine ausgelassene Wasserschlacht mündet.
    Später am Vormittag kehrt Muckle zurück. »Der Verbandsvorstand«, legt er sofort in einer Mischung aus Euphorie und Zorn los, »will eine Sitzung abhalten. Aber die können mir nicht erzählen, ich hätte meinen Pachtvertrag nicht erfüllt! « Zufrieden glucksend streichelt er die Blätter eines jungen Baums, der vor unseren Augen in die Höhe wächst. Im nächsten Moment verfinstert sich sein Gesicht. »Aber wenn der Vorstand trotzdem Nein sagt, müssen wir den ganzen Acker wieder umgraben.«
    »Das ist doch absurd«, antwortet Meda.
    »Was du nicht sagst. Jedenfalls dürfen wir die Traktoren nicht mehr einsetzen, bis die Entscheidung gefallen ist.« Er reicht uns einen Zettel: eine Adresse in Hinterland. »Ihr fahrt die Dinger erst mal dorthin. Ich schicke euch dann ein paar Jungs als Aufpasser.«
    Für den Rückweg in die Stadt brauchen wir dreimal so lange wie für den Hinweg, denn tagsüber ist am Fluss deutlich mehr los. Obwohl wir die Saatvorrichtungen der Arboroboter komplett eingefahren haben, nehmen wir oft zwei Spuren der meist zweispurigen Straße ein. Noch dazu müssen wir vorsichtig durch die Menschentraube manövrieren, die sich rasch um die ungeheuerlichen Gefährte versammelt.
    Da!, sendet Manuel und schickt uns ein Bild: ein Mann, der uns vom Straßenrand aus beobachtet, mit einer Interface-Buchse unter dem kurzen Haar. Schnell suchen wir die Menge ab, doch er scheint der einzige Vertreter seiner Art zu sein.
    Im rettenden Lagerhaus angekommen, ziehen wir uns sofort in den Konsens zurück.
    Wir erregen zu viel Aufmerksamkeit, meint Strom.
    Jeder weiß, was wir sind. Pods.
    Und spätestens jetzt kennt uns ganz Hinterland.
    Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen zu Eliuds Mutter.
    Und zwar schnell.
    Kaum ist Muckles Truppe eingetroffen,

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