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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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diesen Menschen nur an?
    Wir finden keine Hinweise auf Gewaltanwendung. Anscheinend hat Eliuds Mutter ihre Wohnung aus freien Stücken verlassen. Ihre Wohnung und ihren Sohn.
    Er hält seine Leute beisammen.
    Er hat aus seinen Erfahrungen mit Meda gelernt.
    Wir müssen ihn finden.
    Wir müssen ihn aufhalten.
     
    Später bringt Muckle Abendessen ins Lagerhaus, die üblichen Fleischspieße und dazu eine Art vergorenen Saft, den wir auf gar keinen Fall ablehnen dürfen. »Das ist Tradition bei uns«, erklärt er. »Gildentradition.«
    Strom probiert das fremdartige Getränk. Nicht schlecht. Aber den anderen jucken die Nasen, und Quant muss sogar husten. Moira stellt den Becher nach einem winzigen Schluck wieder auf den Tisch.
    »Tja«, meint Muckle, nachdem wir erneut angestoßen haben, »die Gilde hat sich leider gegen genmanipulierte Pflanzen ausgesprochen.«
    Meda reißt die Augen auf. »Wie bitte?«
    »Wir müssen den Acker umgraben. Der Deal ist geplatzt.«
    »Und was ist mit Ihnen?«
    Heftiges Zeug. Scherzhaft ballt Manuel die Füße zu Fäusten.
    Mir wird grad ein bisschen schwummrig, sendet Meda.
    »Tja, ich hab nochmal Glück gehabt«, antwortet Muckle. »Ich hab eine Abmachung getroffen, und zwar mit …«
    Als Strom den Namen hört, springt er auf und schleudert Muckle den Becher ins Gesicht. Von seiner Initiative mitgerissen, richten wir uns auf, was uns erstaunlich schwerfällt. »Verdammte Scheiße!«, schreit Muckle, während Strom schon die Männer durchzählt, die die Arboroboter bewachen – vor seinem inneren Auge erscheinen sie alle als Feinde. Rückzug! In unserem benebelten Zustand kann er sich nicht auf unsere Fähigkeiten im Kampf verlassen. Wir müssen hier weg, an einen sicheren Ort.
    Manuel klemmt sich Eliud unter den Arm, und wir rennen gemeinsam nach hinten, zu einer verrosteten Eisentür, über der ein schiefes Exit -Schild hängt.
    »Hinterher!«, brüllt Muckle.
    In der schmalen Gasse hinter dem Lagerhaus türmen sich riesige Schattengebilde auf – bei Tageslicht Trümmer, Schrott und Müll –, aber in der Dunkelheit sehen wir keinen Weg daran vorbei. Kurz entschlossen nimmt Manuel Eliud huckepack und drückt sich links an der Mauer entlang.
    Das Schlafmittel lässt die Umgebung verschwimmen, wir können uns kaum noch auf den Beinen halten. Moira, die am wenigsten abbekommen hat, treibt uns mit Gedanken, Rufen und Schubsern an. Hinter uns knallt die Tür gegen die Mauer, Schritte hallen in der Gasse, während wir auf eine größere Straße wanken.
    Bergab!
    Bergab torkelt es sich leichter, und trotzdem fällt Strom auf die Knie. Moira hilft ihm ächzend auf, feuert ihn an.
    Wir biegen nach links ab, Richtung Fluss. Als Strom gegen eine Mauer sinkt, übernimmt Meda seinen rechten Arm, Moira den linken, und zusammen schleppen sie ihn weiter.
    Die Männer sind uns dicht auf den Fersen. Wie dicht wissen wir erst, als Manuel einen Blick zurückwirft: etwa zwanzig Meter, und sie kommen stetig näher. Wir müssen sie abschütteln, wir müssen uns von der Droge erholen, die uns Muckle in den Becher gemischt hat.
    Unter Leute, sendet Strom. Wir müssen unter Leute!
    Doch das Lagerhaus grenzt an den Hafen, wo sich um diese Zeit kein Mensch aufhält.
    Mit letzter Kraft schleppen wir uns weiter. Hinter der nächsten Ecke stellt Manuel Eliud in einem dunklen Hauseingang ab. »Bleib hier. Und keinen Mucks.« Der Junge nickt und starrt uns mit großen Augen hinterher.
    Wenigstens rennen Muckles Männer direkt an Eliud vorbei, ohne ihn zu bemerken.
    Einige Meter weiter stürzt Strom aufs Pflaster. Wir wollen ihm noch aufhelfen, aber er hat einfach keine Kraft mehr.
    Lasst mich zurück! Wir treffen uns später!
    Ein kollektives Veto.
    Sekunden später haben sie uns überwältigt. Unsere Hände verschnüren sie mit Plastikmanschetten, so dass wir kaum noch denken können. Unser Konsens ist schwach, instabil. Strom verliert immer wieder das Bewusstsein.
    Sie schleifen uns zurück zum Lagerhaus, wo uns Malcolm Leto hocherfreut in Empfang nimmt. Wir sind kein bisschen überrascht, ihn zu sehen.

APOLLO
     
    Leto hat aus seinen Fehlern gelernt. Diesmal erwachen wir in getrennten Zellen. Aber noch wissen wir nichts davon. Erst später, nachdem wir die separaten, verzerrten und lückenhaften Parallelerinnerungen in unser Kollektivbewusstsein integriert haben, werden wir wissen, was geschehen ist. Noch sitzen wir in unseren Kammern fest. Noch sind wir allein – langsam, träge und ahnungslos.
     
    Panik. Ich

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