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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Nachmittagssonne. An ihren westlichen Spitzen stauen sich die Wolken.
    Hier liegt so wenig Schnee, dass wir schnell zur harten Erde vorstoßen können. Die Bäume werden uns vor dem Wind schützen, und an ihren Ästen können wir hoffentlich die Zeltschnüre befestigen.
    Am Rand der Kiefernreihe laufe ich die flache Schlucht hinunter.
    Weil wir keine Axt dabeihaben, kann ich nur herumliegende Äste und Zweige aufklauben. Was natürlich alles andere als optimal ist, denn mit halbverrotteten Scheiten lässt sich kein ordentliches Feuer anfachen. Ich speichere das Problem für einen späteren Konsens ab.
    Immerhin finde ich einen losen, harzverklebten Kiefernast vom Umfang meines Unterarms. Ich frage mich, ob er wohl brennen wird, während ich ihn die Schlucht hinauf zum Lager schleppe. Plötzlich fällt mir etwas auf: Hätte ich weiter oben nach Holz gesucht, könnte ich es jetzt bequem nach unten schleifen. Eigentlich ganz einfach, und wenn ich die Frage im Konsens eingebracht hätte, wäre es auch ganz einfach gewesen.
    Auf der Lichtung, die die anderen freigelegt haben, lasse ich den Ast fallen und fange an, die Feuerstelle vorzubereiten. Ich ordne einige Steine U-förmig an, mit dem offenen Ende in Richtung des Windes, der vom Berg herabweht. So bekommt das Feuer genug Luft, und auf der Umrandung können wir kochen.
    Strom, da soll doch das Zelt hin!
    Ich fahre hoch und begreife, dass ich auf Grundlage eigener Entscheidungen gehandelt habe, ohne Konsens.
    Tut mir leid.
    Rasch räume ich das Zeug weg, verwirrt und peinlich berührt. Ich fürchte, ich bin nicht ganz auf dem Damm, aber ich unterdrücke das Gefühl, während ich Schnee beiseite wische, um Platz für eine neue Feuerstelle zu schaffen.
    Wir beschließen nachzusehen, wie die anderen vorankommen. Also laufe ich den Pfad hinauf, der über die Baumgrenze in die Höhe führt. Außer uns nehmen noch vier Schüler am Überlebenstraining teil. Wir kennen uns seit Jahren, als Klassenkameraden und Konkurrenten, und unser Verhältnis ist seit jeher dasselbe: Wir wollten schon immer wissen, wie sich die anderen machen.
    Als ich die Baumgrenze erreicht habe, entdecke ich einen halben Kilometer weiter westlich Elliott O’Toole. Sein Zelt steht schon, der Pod hat sich bereits im Inneren versammelt. Im Osten, in ein paar Hundert Metern Entfernung, sehe ich Hagar Julian, der sich nicht für einen felsigen Abhang, sondern für ein Schneefeld entschieden hat. Er gräbt sich gerade in eine Verwehung ein, vielleicht will er sich in einer Eishöhle verkriechen. Da kann er lange graben, denke ich, denn das Loch muss für fünf Personen reichen. Ein enormer Energieaufwand, und noch dazu kann er da drinnen kein Feuer machen.
    Megan Kreighton und Willow Murphy, die beiden anderen Pods, stecken wahrscheinlich irgendwo zwischen den Bäumen hinter Hagar Julian. Von hier aus kann ich nicht erkennen, wie sie vorankommen, aber erfahrungsgemäß werden Julian und O’Toole sowieso unsere schärfsten Konkurrenten sein. Nur einer wird die Ehre haben, die Consensus durch das Rift zu steuern.
    Ich kehre zu den anderen zurück, um meine Beobachtungen zu teilen.
    Inzwischen haben wir das Zelt großteils aufgebaut; die Schnüre haben wir an den Kiefern befestigt, weil wir wegen der Gewichtsbegrenzung keine Heringe mitnehmen konnten. Wir haben vieles zurückgelassen, um unser Gepäck unter zwanzig Kilo pro Podmitglied zu drücken, aber auf Streichhölzer wollten wir nicht verzichten. Ich gehe in die Knie, um das Feuer zu entzünden.
    Strom!
    Selbst im scharfen Wind ist der Geruch unverkennbar. Der Pod ruft mich, er wartet auf mich. Ich soll helfen, die letzten Zeltschnüre festzuzurren und an den Ästen zu verknoten. Zu dieser Entscheidung sind sie ohne mich gekommen, eigentlich nichts Ungewöhnliches, wenn es die Situation erfordert. Und ich verstehe sie ja – sie brauchen mich nicht, um zu einem gültigen Konsens zu gelangen.
    Als wir die Spinnenseidefäden festziehen, richtet sich das Zelt wie von Geisterhand auf. Eine kleine, blasenförmige Zuflucht, weiß auf weiß, Polymer auf Schnee. Endlich haben wir ein Zuhause in der Wildnis! Die Luft füllt sich mit Freude über unseren Erfolg.
    Schnell schlüpft Quant ins Innere und kommt mit einem breiten Lächeln auf den Lippen wieder heraus. »Wir haben es geschafft!«
    Jetzt wird erst mal gegessen, meint Manuel.
    Zu essen gibt es kleine Tüten mit kaltem, zähem Fisch. Sobald wir das Feuer in Gang gebracht haben, können wir uns was Richtiges

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