Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Dach aufstieg. Jeder, der es bis hierher schaffte, konnte im Schutz des Flammenbringers Zuflucht finden, bis die lange Midnight zu Ende war.
    Zuerst musste man aber dafür sorgen, dass so viele Leute wie möglich um Mitternacht wach waren. Und dafür mussten sie auf das Dach kommen, wo Dess’ provisorische Bombe versteckt lag.
    Über ihnen grollte Donner, und Rex fiel auf, dass die Luft anders roch.
    „Au Scheiße.“ Er steckte seine Hand durch den Türspalt und spürte ein paar Tropfen auf seiner Hand. „Spitze. Es regnet.“
    „Ihr hattet die Raketen doch mit Plastikplane abgedeckt, oder?“, fragte Dess.
    Rex sah sie nur an. In der vergangenen Woche war so viel zu planen und vorzubereiten gewesen, Regen war ihm dabei nicht in den Sinn gekommen. Die Raketen lagen hinter der Tür, im Freien, unter ein paar alten Pappkartons versteckt.
    Wenn sie es nicht bald da raus schafften, würde davon nur noch ein aufgeweichter, nutzloser Klumpen übrig sein.
    „Habt ihr euch den Wetterbericht nicht angesehen?“, schrie Dess. „Seit einer Woche haben sie Regen vorausgesagt!“
    „Ich kann nicht mehr fernsehen.“ Seit Madeleine seine Darklinganteile freigesetzt hatte, bekam er Anfälle, wenn er in den cleveren, flackernden Kasten im Hause seines Vaters sah.
    Dess stöhnte.

    Rex trat ein paar Schritte zurück, nahm so viel Anlauf, wie der kleine Treppenabsatz zuließ, und warf sich wieder gegen die Tür. Sie gab an der Kette noch einen Zentimeter mehr frei.
    Immer noch nicht genug Platz zwischen Tür und Rahmen, um sich aufs Dach zu quetschen.
    Draußen regnete es inzwischen heftiger.
    Rex fiel auf, dass sich das Metall nach außen bog, wo es von der Kette gehalten wurde. Wenn er sich auf die untere Hälfte der Tür konzentrierte, konnte er vielleicht genug Platz schaffen, um hindurchzukriechen.
    Er holte mit dem Fuß aus und trat gegen das Metall, ein weiterer Schlag hallte durch das Treppenhaus nach unten.
    Dess blickte die Treppe hinunter. „Mensch, Rex. Mach doch noch ein bisschen mehr Krach.“
    „Ich hab beim Reinkommen niemanden gerochen.“
    „Wenn heute aber jemand diese Tür abgeschlossen hat, könnten noch welche in der Nähe sein.“
    „Na und?“, sagte er. „Die haben dann wenigstens einen Schlüssel.“
    „Vielleicht aber auch eine Waffe.“
    „Menschen machen mir keine Angst mehr.“ Er verpasste dem Metall noch einen Tritt, worauf es sich etwas weiter verbog. Rex’ Fuß im Inneren des Cowboystiefels tat weh, aber er ignorierte den Schmerz, indem er sich darauf konzentrierte, seine Darklinganteile zu wecken.
    Schwarze Punkte tauchten in seinen Augenwinkeln auf, und er spürte, wie sich sein Körper in seiner Haut regte. Schmerz verwandelte sich in Wut, und er begann, die Tür heftiger und heftiger zu traktieren, ohne sich um die Verletzung an seinem Fuß zu kümmern.
    Wilde Gedanken kreisten in seinem Hirn: Die flache Metall-fläche war sein Feind, die schlauen Legierungen ekelhaft. Er musste dieser menschlichen Struktur entkommen und unter freien Himmel gelangen.
    Die Tür bog und wand sich unter seinen Attacken, die unteren Angeln rissen aus der Wand. Farbe blätterte vom verbeulten Metall, das unter jedem Tritt aufschrie. Schließlich brach der Ring an der Kette auseinander, und die komplette Tür fiel polternd aufs Dach.
    „Spitzenmäßig, Rex“, sagte Dess leise. „Geht’s dir gut?“
    Rex riss sich zusammen, ließ die Finsternis verblassen, atmete schwer und spürte, wie der Schmerz in seinem rechten Fuß pochte.
    „Autsch“, sagte er leise, drehte sich um und sah die Treppe hinunter. Falls sich jemand in dem Gebäude aufhielt, musste er sie gehört haben.
    Er hörte aber keine Schritte, die sich näherten.
    „Komm schon“, sagte sie. „Wir sind spät dran.“
    Er folgte Dess auf das Dach hinaus, jeder humpelnde Schritt wurde zur reinen Qual. Kalter Regen fiel ihm auf Gesicht und Hände, inzwischen stärker.
    Die Feuerwerksutensilien lagen noch unter den feuchten Kartons, trocken. Ohne seinen Fuß zu beachten, half Rex Dess dabei, den ganzen Haufen über den schwarzen Teer in den Schutz des Treppenhauses zu zerren.
    Er sah auf seine Uhr: Vier Minuten bis Mitternacht.
    Dess fing an, Kartons die Treppe hinunterzuwerfen, um auf dem winzigen Treppenabsatz Platz zu schaffen. Die Bombe lag oben auf den übrigen Feuerwerkskörpern, ein Farbeimer, aus dem oben eine lange Zündschnur herausragte.
    „Da ist ja mein Baby“, sagte Dess lächelnd.
    Rex hatte ihr beim Basteln der Bombe

Weitere Kostenlose Bücher