Der Riss
und er hob das Gesicht, um ihren Flug über ihn hinweg zu verfolgen.
„Na, das war vielleicht seltsam“, sagte Jessica.
„Es gibt noch mehr von denen. Der Riss füllt sich langsam.
Und nicht nur mit Menschen.“
Als sie sich Bixby näherten, nahm die Zahl der Häuser zu.
Sie sahen mehr Leute, die umherzogen, zunächst allein oder zu zweit oder zu dritt, dann Gruppen, die sich auf der Straße versammelten. Einige sahen verwundert zu Jessica und Jonathan hoch, aber viele bemerkten die beiden gar nicht, wenn sie über ihre Köpfe sausten, vor lauter Verwirrung über die blaurote Welt um sie herum.
„Glaubst du, Rex hat recht?“, sagte sie. „Können wir das hier wirklich aufhalten?“
„Wenn er nicht recht hat, dann bekommen die meisten von ihnen große Probleme. Sie stehen einfach hier, genau in der Mitte des Risses.“
„Wenigstens sind die Darklinge noch nicht hier.“
Er deutete nach vorn. „Einige schon.“
Vor ihnen war noch eins von den Biestern mit den fedrigen, greifenden Tentakeln. Es lauerte über einer kleinen Gruppe im Hinterhof eines Hauses, einer Halloweenparty vermutlich, die sich bis in die Nacht hingezogen hatte. Alle waren kostümiert
– Ritter, Teufel und Cowboys und sogar ein Gespenst im weißen Laken – und standen fast reglos da. Das Darklingwesen hatte um jeden eins seiner Tentakel gelegt, und Jessica sah, wie ihre Hände zitterten, als ob jeder Einzelne in seinem eigenen, privaten Entsetzen gefangen wäre.
„Mein Gott, sollen wir anhalten?“
„Keine Zeit“, sagte Jessica. Sie mussten diese Invasion aufhalten. Die ganze Invasion, überall, nicht nur in diesem einen Hinterhof. „Mach aber ein bisschen langsamer.“
Sie zog eine Fackel aus ihrer Tasche und steckte sich das eine Ende in den Mund, um sie aufzureißen. Dann schlug sie gegen die Reibfläche, die zwischen ihren Zähnen klemmte, Funken flogen ihr ins Gesicht, die erste zischende Flamme verbrannte ihr die Augenbrauen, bevor sie sie wegwischen konnte.
Vom höchsten Punkt ihres nächsten Sprungs warf sie die Fackel in die platte Mitte des Wesens. Es fing Feuer, der Schrei hallte durch die blaue Zeit, seine Tentakel glitten allmählich von den kostümierten Leuten.
Jessica blickte über ihre Schulter, während sie vorwärtsflogen, und sah, wie Leben in die Gruppe kam und sie plötzlich wie wahnsinnig an den Armen des Wesens zogen, als ob sie es in Stücke reißen wollten.
„Da sind noch mehr“, sagte Jonathan leise.
Vor ihnen lauerten zwei von den alten Darklingen über den Bahnschienen wie schwebende Spinnennetze.
„Umfliegen wir sie?“, fragte er.
„Sie sind zu schnell.“ Jessica zog wieder eine Fackel aus der Tasche, dann fiel ihr auf, dass dies ihre letzte war. „Mist.“
Sie riss sie mit den Zähnen auseinander, diesmal konnte sie sie zünden, ohne sich das Gesicht zu verbrennen. Sie hielt sie ausgestreckt vor sich, während sie in das Knotennetz aus Tentakeln sausten.
Beim Kontakt mit der Flamme schrien die beiden Darklinge auf, aber Jessica spürte kalte Federn, die ihre Beine, ihre Arme, ihren Hals streiften – sich für einen flüchtigen Moment um ihre Taille legten. Angst kochte erneut in ihr hoch, ein lähmendes Entsetzen, sie könnte die falsche Entscheidung getroffen haben. Es war verrückt, Jenks ohne Verteidigung zurückzulassen und ihre Schwester an das Schicksal auszuliefern.
Und plötzlich wusste sie es: Die Darklinge hatten die blaue Zeit wegen ihr geöffnet, weil sie Jessica Day so sehr hassten …
Das Ende der Welt … es ist alles meine Schuld.
Nur Jonathans Hand, die sie in ihrer spürte, hinderte sie daran, der furchtbaren Verzweiflung nachzugeben, die sie quälte. Er würde sie nicht verlassen, das wusste sie. Sie hatten sich aber auch um Jonathan geschlungen. Sie musste kämpfen.
Jessica biss die Zähne zusammen und schlug mit der Fackel zu, schnitt in die verfilzten Tentakel und riss sich frei.
Eine Angst nach der anderen fiel von ihr ab.
Dann verschwand das Gefühl, und die Schwerelosigkeit strömte wieder in sie hinein, die Schienen ragten auf, und sie sprang instinktiv wieder ab. Sie blickte zurück. Die beiden Darklinge waren nur noch eine schmorende Masse, die sich auf den Schienen verteilte.
„Nein!“, schrie Jonathan und umklammerte ihre Hand.
„Aua! Was ist los?“, schrie sie zurück.
„Was?“ Er sah sie verblüfft an. „Warte mal. Ich hab dich festgehalten …?“
„Festgehalten? Ich bin gar nicht gefallen.“
„Aber ich dachte …“ Er
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