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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Metall an seinen Stiefeln funkelte, als kriechende Gleiter nach seinen Beinen schlugen. Aber Melissa war so nah.
    Die blauen Funken schimmerten wieder zwischen den Bäumen und ließen eine riesige Katze sichtbar werden, die sich auf die Hinterläufe erhoben hatte. Die Kreatur war jung und begierig zu töten, erfüllt mit der Glut von Samhain. Dann entdeckte Rex eine menschliche Gestalt, direkt bei dem Darkling: Melissa warf der Katze eine Handvoll der von Dess kreierten Stifte und Schrauben ins Gesicht, worauf sie vor Wut raste und mit einer Pranke nach den winzigen Geschossen schlug.
    Dann ließ sie sich auf alle vier Pfoten fallen, breit, sich auf Melissa zu stürzen.
    Rex spürte, wie sich sein Körper verwandelte, mehr als je zu vor, als sich die volle Wut des Tieres in ihm schließlich entfesselte. Sein verletzter Fuß schien plötzlich nicht zu zählen, die Größe der Katze und ihre Stärke waren bedeutungslos – nichts war wichtig, außer Melissa zu retten.
    Er spürte, wie er mit einem Jagdschrei durch die Bäume brach, sich mit einem wilden Sprung auf den Rücken des Darklings stürzte. Er stieß ihm Animalisation in die Schulter, und die Kreatur heulte auf. Seine gespannten Muskeln explodierten unter Rex, ein Sprung beförderte ihn mit dem Biest senkrecht in die Luft.
    Es wand sich unter ihm, versuchte, mit seinen mächtigen Krallen herumzufahren. Aber Rex klammerte sich mit einer wilden, unmenschlichen Kraft an ihm fest, seine metallbewehrten Stiefel sprühten Funken an den Flanken der Kreatur.
    Beide drehten sich in der Luft umeinander wie bei einem bizarren Rodeoritt.
    Melissas Geschmack erreichte seinen Verstand …
    Steig ab, Rex!
    Es machte keinen Sinn, das Biest loszulassen, damit es ihn in Stücke riss, aber das hier war Melissa , und seine menschliche Hälfte gehorchte dem eindringlichen Befehl, ohne nachzudenken. Er stieß sich mit aller Kraft ab, das Messer ließ er im Darkling stecken, und versuchte, sein Gesicht vor den wirbelnden Klauen zu schützen.
    Rex fiel heftig auf den feuchten Boden, die gebrochenen Rippen gaben ein Knacken von sich, sein Knöchel schrie auf unter dem Schmerz, den er ignoriert hatte. Das Biest in seinem Inneren war ein wenig verblasst. Es hatte bis zum Tod kämpfen wollen, aber er hatte lieber auf Melissa gehört …
    Er rappelte sich auf, die leeren Hände weit von sich gestreckt, schutzlos.
    Der Darkling lag ein paar Meter weiter, seine Pfoten zuckten wie bei einer träumenden Katze. Dann stieß es einen markerschütternden Schrei aus. Einen Moment lang wusste Rex nicht, was geschah, bis er den Metallschaft sah, der aus seiner Flanke ragte: eine Art Speer, auf dessen Stahl noch immer blaues Feuer tanzte. Die Kreatur zuckte noch einmal, dann rührte sie sich nicht mehr.
    Melissa tauchte hinter seinem riesigen Körper auf, mit verblüfftem Gesicht, die Hand schwarz von dem Blut der Kreatur.
    „Intramuskulär Eindringliche Parzellierung“, sagte sie.

    Rex blinzelte. Sie hatte den Speer in den Boden gesteckt und zugesehen, wie der Darkling daraufgefallen war.
    „Danke, dass du ihn abgelenkt hast“, sagte sie.
    Rex hörte Gleiter, die in alle Richtungen von ihnen wegflogen, der Todesschrei der großen Katze hatte sie vorübergehend auseinandergescheucht. Unter Schmerzen trat er einen Schritt vor und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Jederzeit. Aber was machst du hier draußen?“
    „Mir ist das Warten zu langweilig geworden, und ich dachte, du könntest Hilfe gebrauchen.“ Sie hielt einen Rucksack hoch. „Ich hab Feuerwerk mitgebracht. Also, äh … wo ist das Feuer?“
    Rex blickte in die Richtung, aus der er gekommen war. Der rote Schimmer war in der Ferne gerade noch zu erkennen.
    „Hier lang.“
    Ein verwirrter Blick huschte über Melissas Gesicht. Einen Moment schloss sie die Augen. „Du hast unser einziges Feuer ein paar Dreizehnjährigen überlassen?“
    Er nickte. „Mehr oder weniger.“
    Melissa schüttelte entsetzt den Kopf. „Daylighter in der geheimen Stunde.“ Sie seufzte und schob ihm einen langen Metallspeer mit angelöteten Spiralen in die Hand. Der Stahl brannte sogar durch Rex’ Handschuhe, aber sein Heft lag gut in der Hand.
    „Danke“, sagte er. „Wie kommt Jessica zurecht?“
    „Mach dir um sie keine Sorgen, sondern lieber um uns.“ Sie hob einen weiteren Speer auf ihre Schulter. „Da sind noch eine Menge mehr Darklinge unterwegs.“
    Sie stürzten zwischen den Bäumen auf das Leuchten des Freudenfeuers zu, mit ihren

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