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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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betrachtete ihre verschränkten Hände.
    „Oh.“ Jessica machte große Augen. „Ist das dein schlimmster Albtraum, Jonathan? Mich fallen zu lassen?“
    Er blinzelte „Na klar. Aber …“
    Jessicas Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Wie süß von dir!“ Sie landeten und sprangen wieder ab. Jessica sah eine leuchtend rote Barrikade, die vor ihnen aufragte. „Was ist denn jetzt …?“
    „Das ist die Spitze vom Riss“, rief er. „Mach dich bereit!“
    Jessica wollte antworten, aber dann klatschte ihr eine Wasserwand ins Gesicht.
    Sie war noch nie durch erstarrten Regen geflogen. Bei ihrem ersten Besuch in der geheimen Stunde war Jessica durch einen Mitternachtsschauer gelaufen, ein magisches Erlebnis, wie ein Sprung durch den Rasensprenger im Sommer. Aber ein Aufprall mit hundert Sachen auf ein regloses Gewitter traf einen wie der brutale Strahl aus einem Feuerwehrschlauch.
    Das Wasser tränkte ihre ohnehin feuchten Sachen, lief ihr in den Mund, bis sie kaum noch reden oder atmen konnte, und ließ den Weg vor ihnen im Nebel verschwinden. Die Autobahnfackel in ihrer Hand fing an zu flackern, zischend wie eine verärgerte Schlange. Sie konnten den Boden kaum erkennen, wenn er auf sie zusauste.
    Sie sprang blind ab, und sie kamen ins Trudeln.
    „Warte! Ich kann nichts sehen!“, rief sie in die Wasserwand hinein. Ein riesiger roter Streifen strich über Bixby, der fast so schnell war wie sie.
    Als sie sich der Sintflut wieder zuwandte, stellte sie fest, dass sie in dem nassen, blauen Chaos endlich etwas erkennen konnte. Zwischen schmalen Augenschlitzen sah Jessica, dass sie die Innenstadt erreicht hatten. Mit ihrem nächsten Sprung setzten sie auf das Dach eines sechsstöckigen Gebäudes, dann sprangen sie höher.
    Vor ihr erwartete sie das höchste Gebäude von Bixby, auf dessen Spitze eine riesige Figur mit Flügeln schimmerte.
    „Ist das …?“
    „Erkennst du den Pegasus nicht mehr?“
    „Toll.“ Sie hatte das riesige Pferd schon aus nächster Nähe gesehen, aber nie so illuminiert wie heute. Ein langer Blitz ragte wie ein Finger oben aus den schweren Wolken und tauchte das Schild in tausend helle Glühfäden.
    Sie landeten wieder auf einem Dach, rutschend kamen sie auf dem schwarzen, nassen Teer zum Stehen. Ihre durchweichten Turnschuhe stolperten über verstreute kleine Teile.
    „He! Pass auf das Feuerwerk auf!“
    Jessica wischte sich das Wasser aus den Augen. „Oh. Entschuldige, Dess.“
    „Wo sind Rex und Melissa?“
    „Lange Geschichte“, sagte Jonathan. „Wir sind auf dem Weg nach da oben.“ Er deutete auf das blitzumhüllte Pegasusschild.
    „Wozu das denn?“

    „Rex glaubt, wir können den Riss versiegeln.“
    „Hä, mit Blitzen ?“ Dess fluchte. „Ihr wisst doch, dass Rex in letzter Zeit durchgeknallt ist, oder?“
    Jonathan sah Jessica an, die wieder Zweifel in sich aufkommen spürte.
    Aber sie hielt stand. „Wir dürfen das nicht verpassen. Wir müssen es versuchen.“
    „Mich braucht ihr nicht zu fragen. Kann ich das aber haben?“ Dess deutete auf die lodernde Fackel. „Nur für den Fall, dass ihr beiden auch durchgeknallt seid?“
    „Klar.“ Jessica gab sie ihr.
    „Komm jetzt.“ Jonathan hatte sich bereits am Rand des Daches niedergelassen. „Der Riss ist direkt hinter uns.“
    „Viel Glück“, sagte Dess.
    „Dir auch.“ Jessica rannte zu Jonathan und nahm seine Hand. Sie sah zu dem glitzernden Flügelpferd auf.
    „Versuchen wir, ob wir es in einem Sprung schaffen“, sagte Jonathan.
    „Kommen wir so weit?“
    „Ich hoffe es. Drei … zwei … eins …“
    Jessica stieß sich so fest ab, wie sie konnte, und sie sausten in die Luft. Am höchsten Punkt ihres Bogens befand sie sich fast in Augenhöhe mit dem riesigen Pferd, höher als sie je geflogen war. Aber als sie näher kamen, merkte sie, dass es knapp wurde.
    „Au weh.“
    „Wir werden es schaffen!“ Jonathan wedelte wie ein verletzter Vogel gegen den Regen an, dann streckte er eine Hand aus, und als sie das Gebäude erreicht hatten, packten seine Finger den Rand des Daches. Jessica knallte gegen die Wand unter ihm, federte ab und auswärts. Einen Moment lang tat sich die Schlucht bis zur Straße unter ihr auf, und ihre Hand schien durch Jonathans nasse Finger zu gleiten.
    Aber sein Griff blieb fest, es gelang ihm auch, die Kante nicht loszulassen und sie in einem Bogen über seinen Kopf zu schwingen. Sie landete am Rand des Gebäudes und zog ihn hinter sich hoch.
    „Geschafft!“, brüllte

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