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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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ganz sicher –, die den Trupp angeführt hatte, der Rex verschleppt hatte. „Sie hat dir geschrieben ?“
    Er nickte. „Sie will sich mit mir treffen.“
    „Mit dir treffen? Was zum …?“ Melissa presste sich tief in den Autositz und grollte, die Hände fest zu Fäusten geballt.
    „Ist die verrückt?“
    Rex beantwortete die Frage mit einem Schulterzucken.
    „Eher verängstigt als verrückt. Jedenfalls hört es sich so an.
    Die Grayfoots haben etwas vor, und sie weiß nicht, was. Sie sagt, dass sie sie nach Anatheas Tod aus dem Zirkel ausgeschlossen haben, weil sie nicht zur Familie gehört.“
    „Die arme Angie“, fauchte Melissa. Ihre Fingernägel schnitten ins Fleisch ihrer Handflächen. „Das ist Müll. Sie wollen dich bloß wieder kidnappen!“
    Er schüttelte den Kopf. „Wozu? Die Darklinge können mich in nichts mehr verwandeln, weil Jessica ihren speziellen Platz zur Schaffung von Halblingen niedergebrannt hat.“
    „Dann wollen sie dich eben einfach umbringen. Boshafte kleine Biester. Um zu beenden, was sie vor fünfzig Jahren begonnen haben.“
    „Melissa“, sagte er in unerträglich gelassenem Ton. „Sie haben es auf meinem Küchentisch liegen gelassen, während ich geschlafen habe. Wenn sie mich töten wollten, wäre ich jetzt tot, oder? Sie will Informationen austauschen. Wie schon gesagt, sie hat Angst.“
    Melissa konzentrierte sich auf ihren Herzschlag, bis er langsamer wurde und sie sich wieder in der Gewalt hatte. „Also gut, Rex, ein Informationsaustausch hört sich spaßig an. Warum bietest du ihr kein Treffen bei dir zu Hause an, so gegen fünf vor zwölf in der Nacht?“
    Sie spürte, wie ihre Lippen die Zähne entblößten. „Dann zeige ich ihr, wie richtige Angst aussieht.“
    „Ich dachte, du würdest seit Neustem federleicht agieren.“
    Sie schnaubte. „Komm schon, Rex. Dabei kann nichts schiefgehen. Wir wissen anschließend alles über die Grayfoots, was sie weiß, und sie vegetiert fortan nur noch sabbernd vor sich hin.“
    Er sah sie nur an, die alten Schuldgefühle über das, was sie mit seinem Vater getan hatten, verteilten sich wie Gas zwischen ihnen.
    Melissa hielt seinem Blick einen Moment lang stand, aber dann seufzte sie. „Entschuldige.“ Sie wandte sich ab. „Warum hast du das eigentlich vor mir geheim gehalten?“
    „Weil es mich auf eine Idee gebracht hat. Die dir nicht gefallen wird.“
    „Du wirst dich nicht mit ihr treffen, Rex“, fauchte sie. „Außer mitten in Bixby kurz vor Mitternacht, wenn ich dabei bin, um ihre Erinnerungen von innen nach außen zu zerren. Ist mir egal, dass die Darklinge keinen Halbling mehr aus dir machen können – Angie ist ein Psycho. Niemand kann sie davon abhalten, dich zum Päckchen zu verschnüren und an die Grayfoots zu schicken, um sich mit ihnen wieder gut zu stellen!“
    „Keine Sorge. Ein Treffen mit ihr war nicht die Idee, von der ich geredet habe.“ Er kratzte sich am Kinn. „Ich habe auch nicht vor, sie anzurufen. Es ist aber etwas Großes im Gange.
    Und die Information, die wir brauchen, ist nicht in der Lehre.
    Kann sein, dass ich mich direkt an die Quelle wenden muss.“
    „Du willst mit Opa Grayfoot persönlich reden? Der ist ein noch schlimmerer Psycho als Angie. Dieser Typ hat hundert Leute in einer einzigen Nacht umgebracht!“
    „Der nicht. Als Anathea starb, wurde er von den Darklingen ausgeschlossen. Der hat wahrscheinlich ebenfalls Panik.“
    „Wer bleibt dann noch übrig, Rex?“
    Er streckte den Arm aus und strich ihr noch einmal mit den Fingern über die Lippen. Sie spürte, wie sie über die verklebte Blutspur strichen und an der verwundeten Haut darunter ziep-ten. Dann strömte ein entsetzlicher Gedanke von ihm in sie hinein. Sie sah die Wüste, in kühlem Licht, flach und blau …
    „Nein“, sagte sie.
    „Sie wissen, was los ist. Das hast du selbst gesagt.“
    „Sie werden dich fressen, Rex.“
    Er schüttelte bedächtig den Kopf. „Wölfe fressen keine Wölfe.“
    „Äh, Rex?“ Sie räusperte sich. „Vielleicht hast du recht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Wölfe andere Wölfe umbringen. “
    „Da ist was dran.“ Er holte tief Luft. „Du hast aber gespürt, was gestern Nacht passiert ist. Er hat mit mir geredet. “
    Sie fröstelte, als die Bilder zurückkehrten, die während ihres Kusses aus Rex’ Erinnerung in sie hineingeflossen waren – von der riesigen Spinne, die praktisch mit ihm getanzt hatte, als ob sie alte Freunde wären. Der Geschmack ihrer

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