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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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geschlachteten Tiere, in der Hoffnung, die Nacht noch ein bisschen länger hinauszuzögern. Samhain kennzeichnet die bevorstehende Finsternis.“
    „Aber hallo“, sagte Dess. „Das wäre mal ’ne scharfe Grußkarte: ,Alles Gute zur bevorstehenden Finsternis für dich und deine Familie.‘“
    „Da gebe ich dir recht“, sagte Rex. „Klingt nicht nach der besten Jahreszeit für einen Feiertag. Aber aus irgendeinem Grunde war das Eintreffen der Finsternis gar nicht so schlecht.“

    „Sag ich doch: Gespensterfeiertag“, murmelte Dess.
    „Trotzdem sind überall in der Geschichte um diese Zeit Feste verzeichnet“, fuhr Rex fort. „Aber was haben sie gefeiert?
    Denkt mal nach. Damals muss der Winter eine ziemlich beängstigende Jahreszeit gewesen sein.“
    „Weil alle verhungert sind?“, fragte Jonathan.
    Rex’ Gesicht verzog sich zu so etwas wie einem Lächeln.
    „Alle außer den Darklingen. Ihr wisst doch, schon bevor die geheime Stunde erschaffen wurde, haben Darklinge nachts gejagt. Im Winter werden die Nächte länger und länger. Insofern waren die Freudenfeuer ursprünglich nicht symbolisch gemeint. Sie sollten die Jäger so lange wie möglich fernhalten.“
    Bei Rex’ begeistertem Gesicht fing Jonathan an zu frieren.
    Seine Augenlider flatterten, als ob er sich mit Darklingerinnerungen gedopt hätte.
    Jonathan räusperte sich. „Stimmt, Rex. Kein normaler Mensch würde so was feiern.“
    „Nein. Aber irgendwann vor langer Zeit an einem Samhain wurde alles anders. Die Darklinge sind nie wieder aufgetaucht, auch nicht, nachdem die Freudenfeuer heruntergebrannt waren. Sie hatten sich in die Midnight zurückgezogen. Insofern änderte sich die Bedeutung der Freudenfeuer. Statt einer letzten Überlebensmaßnahme wurden sie jetzt zu einem Festakt.
    Halloween ist der Jahrestag des Beginns der geheimen Stunde, der Tag, an dem die Menschheit endlich den Platz an der Spitze der Nahrungskette eingenommen hat.“
    Dess richtete sich auf. „Hm. Dann macht diese ganze Historiensache tatsächlich Sinn. Will sagen, wenn die Darklinge wirklich am 31. Oktober verschwunden sind, dann ist klar, warum das im alten System so ein gutes Datum war. Es war der Tag, an dem endlich alle für immer in Sicherheit waren.“

    „Nicht für immer“, sagte Rex.
    „Stimmt ja.“ Dess’ Stimme wurde leiser. „Der erste November wird von heute an ein Darklingfeiertag sein, oder?“
    Er nickte. „Sie werden die Nahrungskette wieder umdrehen.
    Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die lange Midnight wird nicht ewig dauern – nur fünfundzwanzig Stunden, einen Tag nach der alten Zeitrechnung.“
    Jonathan wusste, dass er erleichtert sein müsste, aber irgendwo tief innen drin fühlte er einen kleinen Stich der Enttäuschung.
    „Okay, Rex“, sagte Dess. „Und wo sind die schlechten Nachrichten?“
    „Die lange Midnight wird jedes Jahr an Halloween stattfinden, der Riss mit jedem Mal größer werden. Von jetzt an sind*
    Menschen das Bonbon.“
    Jonathans Enttäuschung legte sich ein wenig. Jedes Jahr einen ganzen Tag.
    „Und was unternehmen wir dagegen?“, fragte Jessica. „Darum ging es doch bei deiner Entscheidung, mit den Darklingen zu reden? Um einen Weg zu finden, wie wir das stoppen können?“
    Rex antwortete nicht sofort, sein Gesicht sah seltsam ungerührt aus. Jessica warf Jonathan einen Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte. Ihm fiel auf, dass ein Teil von ihm fürchtete, der Seher könnte bereits einen Plan haben, etwas, womit er die geheime Stunde in die Flasche zurückschieben könnte. Was natürlich eine gute Sache wäre, bei der mindestens tausend Leben gerettet würden.
    Das würde aber auch bedeuten, dass Jonathan niemals länger als eine Stunde am Tag fliegen könnte …
    Endlich sagte Rex etwas. „Wir werden versuchen, es zu verhindern, tun, was wir können. Wenn es so weit ist, werden wir Leute zusammentrommeln und ihnen beibringen, wie sie sich selbst verteidigen können.“
    „Äh, Rex?“, meldete sich Jessica. „Was ist mit dem Vorsatz, die geheime Stunde geheim zu halten?“
    „Machen wir nicht mehr. Nach der langen Midnight wird uns das sowieso nicht mehr gelingen.“ Er senkte den Blick auf die Tischplatte. „Und nach allem, was wir in Madeleines Kopf gestern gesehen haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich uns Midnighter nicht mehr im Schatten stehen lassen will.“
    Eine Weile schwiegen alle, während sich die Vorstellung von einer nicht mehr geheimen blauen Zeit allmählich

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