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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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dass das hier keine Phantasie ist. Es ist echt. Ich mag auch keine Witze darüber reißen.“
    „Aber Jessica, wir sind doch nicht daran schuld. Du kannst doch nichts dafür. Wir können nichts weiter tun als versuchen, so viele Menschen wie möglich zu retten.“
    „Und die zusätzlichen Flugstunden genießen?“
    „Nein! Wenn wir es aufhalten können, dann tun wir das.
    Aber wir sollten die Planung Rex überlassen. In solchen Sachen ist er gut, auch wenn er in letzter Zeit durchgeknallt war.“
    „Auch wenn wir dann genauso oft Flächenland haben wie jetzt?“
    „Ja.“ Er schwieg eine Weile, auf der Suche nach Worten.
    „Ich hasse die Welt nicht, so wie sie ist, Jessica. Ich will nicht, dass mein Dad und deine Familie und alle anderen von irgendeinem Albtraum aufgesogen werden. Ich kenne den Unterschied zwischen einer blöden Phantasie und dem wirklichen Ende der Welt. Okay?“ Er hielt inne, weil er kaum glauben konnte, was er jetzt sagen würde. „Und was Rex sich auch einfallen lässt, ich werde seinen Befehlen folgen.“
    „Versprochen?“
    „Logo. Versprochen. Auch wenn er sich total verrückt benimmt. Alles, womit man das hier aufhalten kann.“
    Sie sah ihn an, dann nickte sie schließlich. „Okay.“
    Er nahm ihre Hand und spürte, wie sie seine Mitternachtsschwerelosigkeit verband. „Lass uns die Sorgen um Bixby jetzt erst mal vergessen.“
    Sie lächelte leise und beugte sich zu ihm hinüber. Er schloss die Augen, als sich ihre Lippen trafen, und für einen Moment fiel der Rest der Welt tatsächlich ab. Jonathan stieß sie ab in die Luft, bis sie in einer tiefblauen Leere zu schweben schienen und nur einander hatten, um sich zu halten.
    Als sie sich verabschiedeten, sagte er leise: „Was in der langen Mitternacht auch passieren mag, uns wird es gut gehen.
    Das weißt du, nicht wahr?“
    Sie schüttelte den Kopf, eine traurige Miene huschte über ihr Gesicht, dann brachte sie ihn mit einem Kuss zum Schweigen.

feuerwerk
    6.29 Uhr morgens
22
    „Wenn Rex nicht pünktlich auftaucht, bring ich ihn um.“
    Jonathan sah Dess müde an, dann auf seine Uhr. „Er hat noch eine Minute.“
    „Eine Minute zu leben, wolltest du sagen.“
    „Eigentlich nicht“, widersprach Jonathan. „Entweder kommt Rex hier in einer Minute an, was bedeuten würde, dass er pünktlich ist und du ihn nicht umbringst. Oder er kommt zu spät, und dann ist er nicht hier, und du kannst ihn nicht umbringen. So oder so hat er noch mehr als eine Minute zu leben.“
    Dess warf Flyboy einen wütenden Blick zu. Er argumentierte logisch, und das war um diese Zeit an einem Samstagmorgen absolut unfair.
    „Jess“, sagte sie. „Sag Jonathan, er soll aufhören, so logisch zu sein.“
    Jessica, die ihren Kopf verschlafen an Jonathans Schulter gelehnt hatte, wollte antworten, ihre Worte gingen aber in einem Gähnen unter. Am Ende fuchtelte sie nichtssagend mit der Hand durch die Luft.
    „Wartet mal“, sagte Jonathan. „Sind sie das?“

    Jessica setzte sich mit einem Ruck auf. „Was? In dem Ding?“
    Dess fiel die Kinnlade runter. „Niemals!“
    Ein pinkfarbener Cadillac rumpelte über den Acker auf sie zu und holperte mit seiner ausladenden Karosserie über die Furchen.
    „Rex meinte, er hätte eine neue Karre“, sagte Dess in stiller Ehrfurcht. „Ich hätte aber nicht gedacht, dass er das Auto seiner Mutter meint.“ Ihr fiel auf, dass sie grinsen musste. Ihn damit aufzuziehen würde viel mehr Spaß machen, als ihn umzubringen.
    Rex’ Mutter verkaufte Mary-Kay-Kosmetik von Tür zu Tür, und als Anerkennung für ihre millionste Gesichtsmaske oder etwas in der Art hatte sie den pinkfarbenen Cadillac bekommen. Dess hatte das sagenumwobene Fahrzeug aber noch nie gesehen. Rex weigerte sich, damit zur Schule zu fahren, und sie hätte nie geglaubt, dass er überhaupt jemals damit fahren würde.
    Und da war er nun, bei Tagesanbruch kreuzte er durch Jenks, als ob ihm die ganze Stadt gehören würde.
    Der Wagen glitt neben Jonathans Auto und hielt an, worauf Flyboy einen kurzen Lacher ausstieß, als sich das Fenster geöffnet hatte. „Mensch, Rex. Ding-dong! “
    „Das ist leider Avon“, sagte Melissa, als sie auf der Beifahrerseite aus dem Cadillac stieg. „Gib dir ein bisschen mehr Mühe.“
    „In Ordnung“, antwortete Jonathan. „Was allerdings gar nicht so schwer ist. Will sagen … “ Er breitete die Arme aus und deutete auf das Fahrzeug. „Es ist so pink. “
    Flyboys Stimme versiegte, als Rex ausstieg, das Auto

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