Der Ritter von Rosecliff
Groll verstehen, aber sein Plan bereitete ihr Unbehagen, zumal er ihr eine Rolle in diesem gefährlichen Spiel zugedacht hatte. »Du willst also, dass ich ins Dorf gehe und möglichst viel über die Kinder in Erfahrung bringe? Falls es dir danach gelingen sollte, eines von ihnen zu entführen - kannst du mir versprechen, dass diesem Kind kein Haar gekrümmt wird? Du musst es mir versprechen, Rhysl«
Er trat wütend nach einem Holzeimer und stemmte seine Fäuste in die Hüften. »Hältst du so wenig von mir, Rhonwen, dass du glaubst ich könnte wehrlose Kinder umbringen? Ich will ihren Vater - und ihren Onkel.« Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Zögerst du vielleicht weil du nicht willst dass ich Jasper Fitz Hugh töte?«
Rhonwen sprang empört auf. »Ich habe selbst versucht ihn zu töten! Warum sollte ich etwas dagegen haben, dass du es tust?«
Zum Glück gab Rhys sich mit dieser Antwort zufrieden und wandte seine Aufmerksamkeit den anderen Rebellen zu.
Der Plan war einfach: Rhonwen sollte Josselyns Tante Nesta in Carreg Du einen Besuch abstatten. Die gütige Frau hatte sie und ihre jüngeren Geschwister vorübergehend bei sich aufgenommen und betreut bis Gladys den Tod ihres Mannes verkraftet hatte und sich wieder selbst um ihm Kinder kümmern konnte. Nesta würde bestimmt ganz unbefangen über Josselyns Kinder plaudern und Rhonwen wertvolle Informationen liefern.
Gleichzeitig wollte Rhys in den Dörfern unzufriedene Waliser als Verstärkung mobilisieren. Das einzige Problem bestand darin, dass niemand wusste, wie lange Randulf Fitz Hugh abwesend sein würde, doch Rhys überzeugte seine Männer, dass das im Grunde keine große Rolle spielte. Sollte der Onkel der Bälger sich weigern, die Burgtore für die Waliser zu öffnen, würde der Vater es gleich nach seiner Rückkehr mit Sicherheit tun, um seine geliebten Kinder zu retten.
Rhonwen hörte aufmerksam zu und konnte keine Fehler in Rhys' Plänen entdecken. Trotzdem fühlte sie sich unbehaglich. Was sollte sie machen, wenn sie in Carreg Du zufällig Jasper traf? Oder wenn er erfuhr, dass sie sich in dem Dorf aufhielt, und nach ihr Ausschau hielt?
Auch das hatte Rhys bedacht. Als sie das Rebellenlager verlassen wollte, warnte er sie: »Jasper Fitz Hugh wird vermutlich hören, dass du in Carreg Du zu Besuch bist. Mach dich also darauf gefasst dass er dich findet und wieder zudringlich werden will.«
»Ich werde ihm eine Abfuhr erteilen«, schwor Rhonwen. »Aber er könnte unsere wertvollste Informationsquelle sein.« Sie grinste boshaft. »Angeblich haben Männer ihr Gehirn ja nicht im Kopf, sondern in der Hose. Wenn das stimmt, werde ich keine Probleme mit ihm haben.«
Rhys' finstere Miene verriet ihr, wie sehr diese Bemerkung ihm missfiel. Gut so, dachte sie, während sie auf schmalen Pfaden durch den Wald in Richtung Carreg Du ging. Aber sie war längst nicht so selbstsicher, wie sie ihm vorgespielt hatte. Wie würde Jasper reagieren, wenn es zu einer Begegnung kam?
Und wie würde sie selbst reagieren?
Der Schauer, der ihr über den Rücken lief, war eine beunruhigende Antwort auf diese Frage. Auch wenn sie es sich nur sehr ungern eingestand - sie fand den Mann sündhaft attraktiv. Jetzt begriff sie endlich, warum die Priester immer vor den Gefahren der Lust warnten.
Das änderte jedoch nichts an den Tatsachen. Er war ihr Todfeind und würde es immer sein.
Als sie sich dem Dorf näherte, hatte sie beschlossen, alles dem Zufall zu überlassen und sich keine Gedanken über die Zukunft zu machen. Irgendwann würde es zur Konfrontation zwischen Jasper und Rhys kommen, und einer würde diesen Kampf nicht überleben. Sie konnte daran nichts ändern, und deshalb war es sinnlos zu grübeln. Falls Jasper versuchen sollte, ihr den Hof zu machen, würde sie sich ins Gedächtnis rufen, dass es für sie und ihn nie eine gemeinsame Zukunft geben konnte, egal ob er den Kampf gegen Rhys gewann oder verlor.
Sie würde ihre Pflicht gegenüber ihrem Volk erfüllen und Rhys die nötigen Informationen beschaffen. Aber sie würde sich nicht in den Konflikt hineinziehen lassen. Und selbst wenn es zu körperlichen Kontakten zwischen ihr und Jasper kommen sollte, würde sie jede gefühlsmäßige Bindung vermeiden. Dann konnte sie nicht verletzt werden.
Jasper drehte sich stöhnend um. Sein Magen rebellierte gegen die Bewegung, und Galle stieg ihm in die Kehle. In seinem Schädel wurden Dutzende schottischer Kriegstrommeln geschlagen. Er hatte viel
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