Der Ritter von Rosecliff
sagt«, befahl er dem völlig verwirrten Posten. »Ich werde jemand anderen beauftragen, das Tor zu bewachen.«
Grinsend setzte Josselyn ihren Weg fort. Natürlich wusste sie, dass ihr Mann angeordnet hatte, während seiner Abwesenheit dürfe niemand die Burg verlassen. Aber ihrer Ansicht nach war Rand überängstlich. Was konnte ihr schon passieren, wenn sie mitten am Tag in die kleine Stadt ging, um Einkäufe zu machen und einige ihrer Landsleute zu treffen? Armer Jasper! In den letzten Monaten hatte er weniger als früher getrunken, aber offenbar hatte er vergangene Nacht einen schweren Rückfall erlitten. Hing das irgendwie mit Rhonwen zusammen? Josselyn stieß einen schweren Seufzer aus. Jasper brauchte eine Ehefrau, so schnell wie möglich. Rand wollte während seiner Reise einen passenden Ehemann für seine älteste Tochter Isolde finden. Dabei wäre es viel wichtiger, zunächst einmal seinem Bruder zu einer passenden Frau zu verhelfen, damit der Schwerenöter endlich zur Ruhe kam.
Es störte Josselyn nicht dass Gregory ihr auf Jaspers Befehl hin folgte. Sie hatte nichts zu verbergen ... Allenfalls wollte sie ein paar diskrete Fragen stellen, um zu erfahren, wo ihr Schwager die Nacht verbracht hatte. Übermütig drehte sie sich um und warf dem Wachposten ihren Weidenkorb zu. »Wenn du mich schon begleitest, kannst du dich wenigstens nützlich machen!«
Rhonwen ging neben Nestas Pferd her und führte die sanfte Stute am Zügel. Als sie in Carreg Du angekommen war, hatte eine kleine Gruppe älterer Frauen gerade nach Rosecliffe aufbrechen wollen. Nesta hatte sie mit einem Freudenschrei begrüßt und Rhonwen schämte sich, ihre mütterliche Freundin so lange nicht besucht zu haben - zuletzt vor zwei Jahren, als Nestas Mann Clyde gestorben war.
»Du hast noch keinen festen Freund?«, hatte Nesta sofort wissen wollen. »Das gibt's doch nicht - du bist viel zu hübsch, um keine Verehrer zu haben.«
»Ich hatte einige.«
»Aber der Richtige war nicht darunter? Mach dir nichts daraus, Mädchen. Wir wollen auf den Markt in Rosecliffe. Komm mit. Vielleicht triffst du ja dort den Richtigen.«
Und so war Rhonwen jetzt unterwegs in die Ortschaft der Engländer, unweit der Burg. Würde sie dort Jasper Fitz Hugh begegnen? Würde er wieder versuchen, sie 'zu verführen? Und wenn ja - würde sie schwach werden?
»Schau, dort ist die Festung«, rief Nesta, und Rhonwen blieb staunend stehen. Sie hatte Rosecliffe Castle in den letzten Jahren nur aus der Ferne gesehen und war jetzt überwältigt von der riesigen weißen Steinburg mit den zwei Türmen, an deren Zinnen die Banner von Randulf Fitz Hugh im Wind flatterten.
Kein Wunder, dass Rhys sich bei Tag und Nacht den Kopf zerbrach, 'wie er diese Burg erobern könnte!
»Ich weiß natürlich, dass ich Rosecliffe hassen müsste, weil diese mächtigen Festungen ein Symbol für die Unterdrückung unseres Volkes durch die Engländer sind«, seufzte Nesta. »Aber ich gebe zu, dass ich mich an diesem Anblick erfreue - und das Innere ist eine wahre Pracht!«
»Du warst in der Burg?«, fragte Rhonwen, die immer noch die beiden runden Türme anstarrte, auf denen Wachposten standen.
»Josselyn hat zwar einen Engländer geheiratet aber das ändert nichts daran, dass sie meine Nichte ist«, erklärte die alte Frau. »Ich liebe sie wie eine Tochter, und ihre Kinder sind für mich wie Enkel.«
Die Kinder ... Sie war hier, um Informationen über die Kinder zu sammeln, rief Rhonwen sich in Erinnerung. »Ich habe gehört, dass Josselyn jetzt drei Kinder hat.«
»Ja, zwei Mädchen und einen jungen. Ich bin ganz vernarrt in sie - obwohl sie halbe Engländer sind.« Nach kurzem Schweigen fügte Nesta hinzu: »Er ist ein guter Vater, auch wenn er als Feind unseres Volkes geboren wurde. «
Rhonwen wusste natürlich, wer mit >er< gemeint war, aber sie interessierte sich nicht für Randulf Fitz Hugh, sondern nur für seinen Bruder - und für seine Kinder, die Rhys als Werkzeuge im politischen Kampf einsetzen wollte.
»Und wie geht es Josselyn als Burgherrin?«
»Ausgezeichnet. Sie ist glücklich ... Ich bin sicher, dass sie sich über einen Besuch von dir sehr freuen würde.«
Rhonwen zuckte mit den Schultern. »Glaubst du? Unser Kontakt ist vor so vielen Jahren abgebrochen.«
»Du warst ein Kind, als sie Rand geheiratet hat und dein Groll war der Groll eines Kindes. Josselyn trägt dir das bestimmt nicht nach.«
Nesta streckte eine Hand aus und strich Rhonwen übers Haar - eine
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