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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Flucht zu ergreifen, denn Nesta machte es sich in einem Lehnstuhl am Kamin bequem, und Gwen kletterte auf ihren Schoß. Josselyn bat Rhonwen, sich wieder zu ihr zu setzen. Ein Dienstmädchen brachte Glühwein und Ingwerkuchen. Gavin spielte mit einem Welpen Ball, und Isolde saß dicht neben ihrem Onkel.
    Die Unterhaltung beschränkte sich auf harmlose Themen. Josselyn fragte ihre Tante nach einigen Dorfbewohnern: was machte Deweys Rheuma und Barans Gicht? Man redete auch über den Markttag und das wärmer werdende Wetter. Aber niemand erwähnte Rands Reise in den Süden des Landes oder die aktuellen Probleme in England, und Rhonwen fragte sich, ob das mit ihrer Anwesenheit zusammenhing.
    Sie hörte allerdings sowieso nur mit halbem Ohr zu, denn ihre Haut prickelte, und sie hatte rasendes Herzklopfen - und das nur, weil Jasper sich im selben Raum wie sie aufhielt. Es war unheimlich, welche Anziehungskraft dieser Mann auf sie ausübte! Fast glaubte sie, verzaubert worden zu sein, denn es konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass sie den englischen Feind heiß begehrte, während ihr walisischer Landsmann Rhys sie völlig kalt ließ.
    Rhys ... In seinem Auftrag war sie hier, und sie musste sich endlich auf ihre Mission konzentrieren, anstatt zu träumen. Sein Plan, eines der Kinder zu entführen, behagte ihr weniger denn je, aber wenn er ihn unbedingt in die Tat umsetzen wollte, würde sie ihn nicht davon abhalten können. Sie konnte jedoch dafür sorgen, dass möglichst wenig Unheil angerichtet wurde.
    Während Rhonwen die Kinder beobachtete, versuchte sie zu entscheiden, welches am ehesten als Geisel in Betracht kam. Gavin? Auf gar keinen Fall, denn die Rebellen könnten versucht sein, Fitz Hughs einzigen Sohn und Erben zu misshandeln oder sogar umzubringen. Isolde? Nein, das Mädchen war viel zu hübsch, entschied Rhonwen. Es würde in Gefahr schweben, vergewaltigt zu werden. Einigen von Rhys' Männern wäre eine solche Schandtat durchaus zuzutrauen.
    Blieb also nur noch Gwendolyn, die Jüngste. Diesem pummeligen Kleinkind mit seinem Engelsgesicht würde bestimmt kein Mann - weder Waliser noch Engländer - etwas zu Leide tun. Außerdem konnte Gwen noch keine Fluchtversuche unternehmen und würde deshalb nicht streng bewacht werden. Ja, entschied Rhonwen, wenn Rhys darauf bestand, eines dieser drei Kinder als Geisel zu nehmen, durfte es nur Gwendolyn sein - und sie würde sich persönlich um die Kleine kümmern und dafür sorgen, dass ihr kein Haar gekrümmt wurde.
    Sie setzte sich neben Nesta und lächelte dem Kind zu, das zufrieden auf dem Schoß der alten Frau saß. »Wie alt bist du?«
    Gwen hielt drei gespreizte Finger hoch
    »Wackeln bei dir schon die ersten Zähne?«
    »Weiß nicht ... muss nachschauen ... « Die Kleine schob einen Finger in den Mund.
    »Ich kann dir aber gern einen Zahn ziehen«, schlug Gavin vor. »Dazu brauche ich nur ein Stück Schnur.«
    »Nein!« Erschrocken presste Gwen ihre dicken Händchen auf den Mund.
    Rhonwen tätschelte das Knie des Kindes. »Du brauchst keine Angst zu haben Auch ich habe einen Bruder, und deshalb weiß ich, dass sie zwar gern angeben, aber im Grunde harmlos sind.«
    »Dein Bruder ist jünger als du«, warf Jasper unerwartet ein. »Gwynnie und ich wissen, wie es ist ältere Brüder zu haben. Ich kann nur sagen - sie sind manchmal die reinsten Teufel! Aber ich werde dich beschützen, Gwynnie. Komm zu mir, meine Süße.« Er breitete die Arme aus. »Zeit für ein Nickerchen, findest du nicht?«
    »Nein! Bin gar nicht müde.«
    »Du darfst bis zum Bett auf meinen Schultern reiten.« Er legte den Kopf zur Seite und grinste dem Kind zu.
    Fasziniert beobachtete Rhonwen dieses kleine Spiel zwischen Onkel und Nichte. Gwendolyn kletterte von Nestas Schoß hinab und rannte zu Jasper, der aufstand und sie auf seine Schultern hob. Doch als er mit ihr die Halle verlassen wollte, streckte sie ein Ärmchen nach Rhonwen aus. »Komm mit«, bettelte sie. »Du kannst mir eine Geschichte erzählen.«
    »Ich werde dir eine Geschichte erzählen«, rief Isolde eifrig, offenbar fest entschlossen, nicht von der Seite ihres geliebten Onkels zu weichen.
    »Deine Geschichten kenn ich alle schon«, protestierte Gwen. »Will eine neue hören.«
    »Isolde, du bleibst hier bei mir und Nesta«, befahl Josselyn. Dann lächelte sie Rhonwen zu. »Ich weiß noch, dass du deinen Geschwistern früher immer spannende Geschichten erzählt hast.«
    Jasper hielt sich aus der Unterhaltung heraus,

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