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Der Ritter von Rosecliff

Der Ritter von Rosecliff

Titel: Der Ritter von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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aufzuhalten, aber er ließ sich auf ein Knie nieder und bot ihr den anderen Oberschenkel als eine Art Stufe an, damit sie aufsteigen konnte. Sie zögerte diese Hilfe von einem Feind anzunehmen, den sie aus Nordwales vertreiben wollte, doch weil Nesta ungeduldig wartete, ergriff sie schließlich seine Hand und stieg auf sein Knie. Völlig unerwartet umfasste er ihre Taille und hob sie auf das Pferd. Das dauerte kaum eine Sekunde, und trotzdem war ihr schwindelig, als er sie losließ. Verdammt sie durfte nie wieder in seine Nähe kommen. Jede noch so flüchtige Berührung raubte ihr völlig den Verstand!
    Wütend über sich selbst grub sie der Stute ihre Absätze in die Flanken und trieb das bestürzte Tier zur Eile an. Sie musste Jasper Fitz Hugh entkommen, so schnell wie möglich! Seit ihrer Kindheit war sie stolz auf ihre Willenskraft gewesen. Zwei kurze Begegnungen mit dem Engländer hatten genügt, um sie eines Besseren zu belehren …

Kapitel 7
     
    »Das gefällt mir gar nicht«, protestierte Nesta, als Rhonwen wenige Minuten später abstieg. »Warum willst du mich nicht nach Carreg Du begleiten?«
    Rhonwen rieb sich die Arme. »Ich muss auf einen Baum klettern und allein sein. Bitte, Nesta ... Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich verbringe die meiste Zeit in den Wäldern.«
    Nesta betrachtete sie besorgt und traurig. »Gehst du zurück, um ihn zu suchen? Wenn ja, solltest du vorsichtig ... «
    »Ich suche ihn nicht! Ich will ihn nie mehr sehen!«
    »Hmmm ... Tu nicht so, als wäre er dir gleichgültig, Kind. Ich mag zwar eine alte Frau sein, aber ich habe nicht vergessen, was Leidenschaft ist.«
    Rhonwen wusste, dass Leugnen sinnlos wäre. Alle spürten die besondere Ausstrahlung dieses Mannes: die Frauen am Brunnen, Josselyn, Nesta ... Und sie selbst bildete leider Gottes keine Ausnahme.
    »Ich muss allein sein«, murmelte sie. »Allein.«
    Nesta zuckte mit den Schultern. »Wie du willst. Aber ich erwarte dich zum Abendessen. «
    »In Ordnung.« Rhonwen schämte sich plötzlich, dass sie sich wie ein undankbares Kind benahm, und griff nach Nestas Hand. »Ich ... ich bin verwirrt und brauche Zeit zum Nachdenken. Das ist alles.«
    »Ich verstehe«, lächelte Nesta und ritt weiter.
    Nein, sie versteht nicht, dachte Rhonwen, während sie der mütterlichen Frau nachblickte. Wie sollte sie auch? Nestas Leben war so einfach verlaufen. Sie hatte einen Waliser kennen gelernt, ihn geheiratet und war ihm dreißig Jahre eine gute Frau gewesen. Sie war nie von einem Feind ihres Volkes geküsst und fast verführt worden. Sie hatte nie einen Mann begehrt den sie eigentlich hassen sollte.
    Was stimmt nicht mit mir, dachte Rhonwen. Als Kind war sie in Carreg Du zu Hause gewesen, aber jetzt gehörte sie nicht mehr dorthin. Sie lebte seit Jahren in Afon Bryn, ohne in dem Ort jemals heimisch geworden zu sein. Und in Rhys' Rebellenlager konnte sie zwar hin und wieder Zuflucht suchen, fühlte sich aber als Eindringling.
    Such dir einen Ehemann - das wäre der Rat den ihre Mutter und vermutlich auch jede andere Frau ihr geben würde. Dann hätte sie ihr eigenes Heim, mochte es auch noch so bescheiden sein. Natürlich käme für sie nur ein Waliser als Mann in Frage - aber sie müsste ihn so begehren wie den verdammten Engländer. Zum Teufel mit dem Kerl! Er erschütterte all jene Wertvorstellungen, die ihr bisher im Leben Halt gegeben hatten.
    An eine Linde gelehnt, hing sie weiter ihren düsteren Gedanken nach. Natürlich hasste sie die Engländer nach wie vor. Nur hatte sie bis vor kurzem keine gekannt und sie sich als richtige Ungeheuer vorgestellt. jetzt wusste sie es besser. Jasper mochte ihr Feind sein, aber er war charmant und liebevoll im Umgang mit den Kindern seines Bruders. Und Randulf Fitz Hugh war ein guter Vater und ein guter Ehemann für Josselyn. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie Rhys in seinem Kampf gegen die Invasoren unterstützen und die kleine Gwendolyn als Geisel nehmen musste.
    Die Sonne näherte sich schon dem westlichen Horizont. Aus dem englischen Städtchen waren gelegentlich Geräusche zu hören: Hunde bellten, eine Frau schrie laut nach ihrem Kind, in der Schmiede wurde gehämmert ...
    Dann hörte Rhonwen ein neues Geräusch und sprang erschrocken auf. jemand näherte sich der Linde, nicht auf der Straße, sondern durch den Wald. Sie presste sich an den dicken Baumstamm und griff nach ihrem Dolch, doch das änderte nichts an ihrem rasenden Herzklopfen. Sie hätte auf

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