Der Rosenmord
…«
Miles gab auf. Er krümmte sich, legte die Hände an den Kopf, wie um sich zu verbergen und zugleich seinen Schädel zusammenzuhalten. »Nein!« protestierte er heiser durch verkrampfte Finger. »Es war kein Mord … Nein … Er ging wie ein Irrer auf mich los, ich wollte ihn gar nicht verletzen, ich wollte nur fliehen …«
Und damit war es heraus, so einfach und letzten Endes mit so geringer Mühe. Nach diesem Bekenntnis hatte er keine Verteidigung mehr, was er noch zu sagen hatte, würde in der Hoffnung auf eine milde Strafe aus ihm heraussprudeln. Er hatte sich in eine Lage gebracht, deren Bewältigung über seine Kräfte ging. Und alles aus Ehrgeiz und Gier!
»… und vielleicht auch wegen der Ermordung von Bertred«, fuhr Hugh unerbittlich und leidenschaftslos fort.
Diesmal gab es keinen Aufschrei. Miles hielt ernüchtert und erstaunt den Atem an. Damit hatte er nicht gerechnet.
»Und drittens für den versuchten Mord an Eurer Cousine im Wald bei Godric’s Ford. Wir haben uns mit Recht auf die vielen Freier konzentriert, die Frau Perle belästigten, auf ihren begreiflichen Wunsch, als Mitgift Judiths ganzes Vermögen und nicht nur die Hälfte zu bekommen. Doch sobald ein Mord im Spiel war, gab es nur einen, der zu gewinnen hatte, und das wart Ihr, ihr nächster Verwandter.«
Judith wandte sich wie betäubt von ihrem Vetter ab und setzte sich langsam wieder neben Schwester Magdalena. Sie verschränkte die Arme, als wäre ihr kalt. Kein Geräusch gab sie von sich, verriet weder Abscheu noch Zorn oder Furcht. Ihr Gesicht war angespannt und reglos, die Wangen eingefallen, und ihre grauen Augen starrten vor sich hin. So saß sie, schweigsam und entrückt, während Miles hilflos und mit baumelnden Armen im Raum stand. Aus den Fugen geraten und erschlafft war sein Gesicht, während er immer wieder mühsam sagte: »Es war kein Mord! Es war kein Mord! Er ging wie ein Verrückter auf mich los – ich wollte ihn nicht umbringen.
Und Bertred ist ertrunken. Er ist ertrunken! Damit habe ich nichts zu tun. Es war kein Mord …« Doch kein Wort sagte er zu Judith, die er in seinem Schrecken nicht ansehen mochte.
Schließlich schüttelte Hugh sich voller Abscheu. Er winkte den beiden Soldaten an der Tür.
»Schafft ihn fort!«
14. Kapitel
Als er fort war und die letzten Schritte verklungen waren, regte sie sich, atmete tief ein und sagte eher zu sich selbst als zu den anderen: »Das hätte ich wirklich nicht erwartet!« Und dann, eindeutig an die anderen gerichtet und mit wiedererwachter Kraft: »Ist es wirklich wahr?«
»Was Bertred angeht«, erwiderte Cadfael aufrichtig, »kann ich nicht sicher sein, und wir werden es nie erfahren, solange er es nicht gesteht, was er aber meiner Meinung nach tun wird.
Was Eluric angeht – ja, das ist wahr. Ihr habt Eure Tante gehört – sobald er erkannte, welches Zeugnis gegen sich selbst er zurückgelassen hatte, schaffte er sich die Stiefel vom Hals, von denen der Abdruck stammte. In diesem Augenblick, glaube ich, einfach aus dem Wunsch heraus, sie loszuwerden und nicht, um den Verdacht auf Bertred zu lenken. Wahrscheinlich war er inzwischen überzeugt, Ihr würdet wirklich ins Kloster gehen und ihm Geschäft und Handel überlassen. So hielt er es für nützlich, den Anspruch der Abtei auf das Haus in der Vorstadt gegenstandslos zu machen und alles zu bekommen.«
»Er hat mich nie gedrängt, die Gelübde abzulegen«, erklärte sie verwundert. »Er hat immer dagegengesprochen. Aber hin und wieder brachte er es zur Sprache – damit ich es nicht vergaß.«
»In jener Nacht ist er zum Mörder geworden, auch das hatte er nie beabsichtigt, in diesem Punkt bin ich ganz sicher. Aber es war geschehen, er konnte es nicht ungeschehen machen, und es gab kein Zurück. Wir können nicht wissen, was er getan hätte, wenn er rechtzeitig von Eurer Entscheidung gehört hätte, das Geschenk bedingungslos der Abtei zu überlassen. Erst als es zu spät war, erfuhr er davon, und jemand anders griff ein, um es zu verhindern. Keine Frage, daß seine Verzweiflung nicht gespielt war. Er wollte Euch unbedingt wiederfinden, da er fürchtete, Ihr könntet nachgeben und Euch selbst und Euren Besitz dem Entführer ausliefern. Damit wäre er mittellos geworden, hätte einen neuen Herrn bekommen und keine Hoffnung mehr gehabt, die Macht und das Vermögen zu bekommen, die zu gewinnen er getötet hatte.«
»Und Bertred?« fragte sie. »Wie kommt Bertred ins Spiel?«
»Er schloß sich meinen
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