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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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würde sagen, das ist nur gut so, wenn ich an all das Unglück denke, das er verursacht hat.
    Einen seltsamen Handel hattest du da abgeschlossen. Nun kannst du froh sein, daß er gegenstandslos geworden ist.«
    »Ich hätte verhindern können, daß überhaupt jemand verletzt wurde«, sagte sie elend, löste sich aus seinen Armen und setzte sich langsam wieder. »Das Haus gehörte mir, ich konnte es schenken, wem ich wollte. Ich war glücklich darin, ich wollte es Gott geben, ich wollte, daß es gesegnet würde.«
    »Und jetzt ist es abermals dein, und du kannst es noch einmal verschenken oder behalten«, erklärte Miles. »Denn in diesem Jahr wirst du keine Rose als Miete bekommen, meine Liebe. Du kannst es behalten oder als Mitgift einbringen, wenn du dich den Benediktinerinnen anschließt.« Er warf aus seinen klaren blauen Augen lächelnd einen schrägen Blick zu Schwester Magdalena. »Du kannst wieder darin leben, falls es dir beliebt – oder du kannst lsabel und mich darin leben lassen, wenn wir geheiratet haben. Was immer du entscheidest, die alte Abmachung ist gebrochen. Ich an deiner Stelle würde mich nicht beeilen, einen zweiten Vertrag zu schließen, nachdem so viel Unglück aus dem ersten entstanden ist.«
    »Ein Geschenk nehme ich nicht zurück«, erklärte sie, »und ganz besonders nicht von Gott.« Miles hatte die Kammertür offengelassen. Im langen Raum dahinter hörte sie Frauenstimmen murmeln, die plötzlich von anderen Stimmen an der Haustüre unterbrochen wurden. Zuerst ertönte höflich und leise eine Männerstimme, dann kam die liebenswürdige Antwort ihrer Tante. An diesem Tag würden anläßlich Bertreds Beerdigung viele Nachbarn ihre Anstandsbesuche machen. Am Vormittag sollte er zum Friedhof von St. Chad überführt werden. »Laß nur«, sagte Judith und drehte sich zum Fenster um. »Wir brauchen im Augenblick nicht darüber zu reden.
    Wenn der Busch verbrannt ist …« Es klang fast wie ein Bibelspruch – der brennende Busch der Offenbarung. Aber jener war nicht verzehrt worden.
    »Judith, meine Liebe«, unterbrach Agatha, die plötzlich in der Türe erschien. »Der Sheriff ist zu Besuch gekommen, und Bruder Cadfael ist bei ihm.«
    Sie kamen leise herein, nichts Unheildrohendes war zu sehen außer der Tatsache, daß zwei Soldaten der Garnison folgten und links und rechts neben der Tür ihre Posten bezogen. Judith wandte sich an die Besucher und war gefaßt auf die Neuigkeit, die sie bereits zu kennen glaubte.
    »Mylord, meine Angelegenheiten und ich machen Euch immer noch zu schaffen. Mein Vetter hat mir bereits erzählt, was in der Nacht geschah. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß dies die letzten Wellenschläge des Strudels waren. Es tut mir leid, Euch solche Mühe gemacht zu haben, aber nun soll es enden.«
    »Das ist auch meine Absicht«, erwiderte Hugh, indem er Magdalena, die selbstbewußt und gefaßt am Fenster saß, knapp und höflich grüßte. Eine bewundernswert schweigsame Frau konnte sie sein, wenn die Umstände es verlangten. »Heute morgen geht es mir aber eher um Herrn Coliar. Ich habe nur eine einfache Frage, vielleicht könnt Ihr uns helfen.« Er wandte sich mit äußerst liebenswürdigem, freundlichem Gesicht an Miles und fragte so rasch, daß der andere keine Vorwarnung bekam: »Es geht um die Stiefel, die wir bei Bertred fanden, als er aus dem Fluß gezogen wurde – wann habt Ihr sie ihm gegeben?«
    Miles war ein kluger Kopf, aber er war nicht schnell genug. Er hatte einen Moment den Atem angehalten, und bevor er sich fassen konnte, hatte seine Mutter schon in Ihrer üblichen Beredsamkeit und ihrem Stolz auf alles, was ihren Sohn betraf, das Wort ergriffen. »Am Tag, an dem der junge Mann aus der Abtei tot aufgefunden wurde. Weißt du noch, Miles, du bist doch hinuntergegangen, um Judith heimzuholen, sobald wir es erfahren hatten. Sie wollte ihren Gürtel abholen -«
    Inzwischen hatte er sich wieder gefangen, aber es war nicht leicht, Agatha aufzuhalten, wenn sie einmal in Fahrt gekommen war. »Du irrst dich, Mutter«, erwiderte er, lachte sogar und gab seiner Stimme jenen etwas nachsichtigen Unterton, den man verwirrten Alten gegenüber benutzt. »Es war schon vor Wochen, als ich sah, daß seine Schuhe ausgetreten waren und Löcher hatten. Ich habe ihm schon früher alte Schuhe überlassen«, sagte er, sich kühn an Hugh wendend, der ihn gleichmütig aus schwarzen Augen beobachtete. »Schuhe sind teuer.«
    »Nein, mein Junge«, widersprach Agatha unerbittlich. »Ich

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