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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er laut.
    »Und warum ist Herr Teschendorff nicht anwesend?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis!«
    »Und wo sind die anderen Herren des Kuratoriums? Warum stehen Sie hier allein?«
    »Ich bin beauftragt worden.«
    »Wer hat Sie beauftragt?« Bergh schäumte über vor Wut. Er hatte den Namen Brigittes auf der Zunge, er schmeckte ihn förmlich in der Mundhöhle – bitter, gallig, wie Gift – aber er schleuderte ihn nicht heraus, in einem letzten Rest von Überlegung sich beherrschend. »Wann hat die Besprechung stattgefunden? Warum wurde ich nicht davon unterrichtet?« Er wandte sich an die sich langsam fassenden Journalisten, die eine riesige Sensation witterten. »Das sollten Sie schreiben, meine Damen und Herren: Über den Kopf des verantwortlichen Chefarztes hinweg werden in diesem Krankenhaus Anordnungen getroffen, die nur vom Kommerziellen bestimmt werden, die aber keinerlei Rücksicht auf die Kranken nehmen. Hier wird ein Betrieb von einer Handvoll Männer – und einer Frau geführt, der als Aushängeschild ›Heilen und helfen‹ trägt, der aber in Wahrheit nur Geld einbringen soll – auf Kosten der Patienten.«
    Boltenstern war bei der Andeutung von Brigittes Namen rot wie ein Puter geworden. Er hieb mit der Faust auf sein Rednerpult und faltete mit nervösen Fingern sein Manuskript zusammen.
    »Ich verbitte mir diese frechen Unterstellungen!« rief er empört. »Wir haben alles getan, was heutzutage in einer Klinik …«
    Bergh wischte mit beiden Armen durch die Luft. »Ich habe«, überschrie er Boltenstern, »bei meinem Antritt verlangt: eine Schweroperierten-Abteilung, eine postoperative Abteilung, dreißig neue Betten, zwei neue Assistenzärzte, einen Anästhesisten, um wirklich operieren zu können, neue, genaue Röntgengeräte, eine moderne Intubationsnarkosen-Anlage mit Lachgas-Sauerstoff-Gemisch, bessere Sterilisatoren. Als ich das Haus hier übernahm, machte es den Eindruck eines mittelalterlichen Seuchenhauses.«
    Die Journalisten schrieben mit, die Fotoapparate und Blitze klickten und zuckten grell. Die Sensation war gesichert! Die große Überschrift der morgigen Ausgabe war geboren: Hippokrates-Medaillen-Träger der Unfähigkeit bezichtigt. Bergh verteidigt sich, indem er die Mißstände des Krankenhauses aufzeigt!
    »In diesem Haus werden die Sterbenden in Badezimmer gerollt, damit sie dort krepieren!« brüllte Bergh.
    »Pfui«, schrie einer der Journalisten.
    »Auf meine Beschwerde hin wurde mir gesagt: ›Die Leute gehen ja doch ab – warum dann die Betten beschmutzen lassen?‹«
    »Sprechen Sie nicht weiter!« schrie Boltenstern. Er machte einen verzweifelten Versuch, Bergh das Wort wegzunehmen.
    »Weitersprechen!« riefen die Journalisten im Chor.
    Baron v. Boltenstern verließ mit schnellen Schritten den Aufenthaltsraum. Seine Niederlage war vollkommen. Was Bergh aus dem internen Betrieb verraten hatte, war nicht mit der Aufzählung einiger operativer Kunstfehler aufzuwiegen. Hier war es um grundsätzliche Fragen gegangen, und Bergh hatte eine Maske heruntergerissen, hinter der den Patienten das nackte Grauen entgegenschrie.
    »Wir können das Krankenhaus schließen!« sagte Boltenstern dumpf im Telefon zu Brigitte Teschendorff. »Er hat in die Pressekonferenz eingegriffen und Dinge verraten, die uns keiner verzeihen wird. Keiner!«
    »Sie sind ein Jammerlappen, Baron!« Brigitte Teschendorffs Stimme war voll Ironie und Verachtung. »Haben Sie Ihren Antrag wenigstens anbringen können?«
    »Das allerdings …«
    »Na bitte. Das genügt doch! Warten wir weiter ab!«
    »Und wann bekomme ich den Gegenwert meiner Leistung von Ihnen?« fragte Boltenstern grob und rücksichtslos, wie Brigitte es am besten verstand.
    »Übermorgen, Baron …«
    »Das ist keine Vertröstung?«
    »Verstehen Sie keine Versprechungen mehr?«
    »Ich werde warten, Brigitte …«
    Die Rechnung Brigitte Teschendorffs ging auf.
    Am nächsten Morgen stand in allen Zeitungen Europas eine große Schlagzeile:
    »Professor Bergh soll eine Prüfung ablegen! Die ungeheuerlichste Forderung, die je an einen Arzt gestellt wurde! Ein Schlag in das Gesicht der medizinischen Wissenschaft!«
    Zwar wurden auch die Zustände im St.-Emanuel-Krankenhaus geschildert, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kuratorium und Chefarzt – aber das alles verblaßte vor dem genau kommentierten Antrag, daß man einem Träger der höchsten ärztlichen Auszeichnung Unfähigkeit vorwerfen konnte und eine Nachprüfung seiner medizinischen

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