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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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letzten Tagen war Schloß Hainaue von Reportern fast belagert worden. Sie alle wollten wissen, was aus Professor Bergh werden würde, wie Josef Teschendorff sich zu allem stelle, was er unternehmen wollte, um den erzürnten Bundeskanzler und die Ärztekammer zu versöhnen, warum man die internen Dinge des Krankenhauses an die Öffentlichkeit getragen habe. Fragen über Fragen – und jede von ihnen war unangenehm und mit einem Fallstrick versehen.
    Brigitte schüttelte den Kopf. »Nein – vorlassen!«
    »Eine Journalistin?« fragte der Diener verblüfft, aber mit der steifen Würde eines geborenen Butlers.
    »Die – ja!«
    »Wenn Herr Teschendorff erfährt, daß gnädige Frau …«
    Brigitte winkte ungeduldig ab. »Gehen Sie, und lassen Sie Fräulein Orth hereinkommen!«
    Sie setzte sich an das große Fenster zum Park, fuhr sich mit fraulicher Eitelkeit noch einmal über die Haare und betrachtete ihr Gesicht im schwachen Spiegelbild der Scheibe.
    Ich bin doch schöner als sie, dachte sie zufrieden. Sie ist jung, zugegeben – aber was ist Jugend gegen meine herrliche Reife?
    »Guten Tag!« sagte Gabriele Orth. Sie stand bereits im Zimmer, als Brigitte von der Betrachtung ihres Bildes herumfuhr. Ihr leicht mokantes Lächeln erregte Brigitte, mehr aber noch die Respektlosigkeit, mit der Gabriele weiter ins Zimmer kam. »Sie brauchen keine spiegelnde Scheibe, um festzustellen, daß Sie schön sind«, sagte Gabriele Orth. »Dazu genügen die Augen der Männer.«
    Brigitte Teschendorff biß sich auf die Unterlippe. »Sie sind unheimlich geistvoll, Fräulein Orth«, antwortete sie mit einem Hochmut, der jeden Mann zu einem stammelnden Rückzug veranlaßt hätte. Nicht so eine Frau. Sie kennen sich selbst zu gut. Gabriele Orth lächelte. Sie hat Angst, dachte sie. Und mit Hohn versucht sie, sie zu überdecken.
    »Sind Sie gekommen, um mit mir zu philosophieren?« Brigitte Teschendorff verkrampfte die Hände nervös ineinander. »Wir kennen uns flüchtig, nicht wahr?«
    »Sie – mich, sicherlich. Aber ich kenne Sie besser …«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie sind mir seit zwei Tagen eine so gute Bekannte, daß ich Sie fast eine Komplizin nennen kann …«
    »Was erlauben Sie sich?« Brigitte sprang auf. Dabei warf sie den Stuhl um. Er schlug mit der Lehne gegen ihre Fersen, aber sie merkte es nicht vor Erregung und einer plötzlich aufquellenden inneren Panik. »Spielen Sie auf Professor Bergh an? Wenn man hier den Ausdruck ›Geliebte‹ brauchen darf, so trifft er doch wohl eher auf Sie zu!«
    »Reden wir nicht von Martin!« Gabriele Orth lächelte noch immer. Dieses Lächeln war es, was Brigitte verwirrte und maßlos erregte. Wer lächelt, wer seinem ärgsten Feind so fröhlich, so frei, so sicher gegenübertritt, der muß eine Waffe in der Hand halten, die schrecklich und vernichtend ist. »Martin ist verschwunden«, sprach Gabriele weiter. »Keiner weiß, wo er sich aufhält.«
    »Auch Sie nicht?«
    »Nein. Wenn ich es wüßte, würde ich ihn zurückholen. Er ist dabei, die Sympathien aller zu gewinnen – der Angriff seiner Feinde war ein Sieg für ihn!«
    »Und nun kommen Sie zu mir, um zu erfahren, ob ich wohl weiß, wo Herr Bergh sich befindet?«
    »Nein!« sagte Gabriele Orth entschieden.
    »Nicht?« Brigitte Teschendorff rieb die Daumen nervös gegen die Zeigefinger. Es knirschte leise. »Was wollen Sie dann von mir?«
    »Sie sollen mir helfen, Martin voll zu rehabilitieren. Sie sollen aufstehen gegen diesen Wahnsinnsantrag, daß Martin sein ärztliches Können durch eine neue Prüfung beweisen soll. Er – der Träger der Hippokrates-Medaille!«
    »So? Das soll ich?« sagte Brigitte spöttisch. Ihre Mundwinkel zogen sich herab. Die ebenmäßige Schönheit ihres Gesichtes wurde etwas fratzenhaft. »Das erwarten Sie gerade von mir?«
    »Gerade von Ihnen!«
    Gabriele Orth lächelte nicht mehr. Ihre Stimme war so kalt und mitleidlos, daß Brigitte ihre spöttische Haltung aufgab und die Augen zusammenkniff. Es war, als visiere sie von einem Hochsitz aus ein Wild an, das vor dem Gewehrlauf stand.
    »Warum?« fragte sie kurz und hart.
    »Weil Sie die Initiatorin sind!«
    »Sind Sie gekommen, mich zu beleidigen? Ich lasse Sie sofort durch den Diener hinausbringen!«
    »Das würde nichts daran ändern, daß ich Sie zwingen werde, Martin zu helfen!«
    »Sagten Sie: zwingen?«
    »Sie hörten richtig. Zwingen!«
    Brigitte Teschendorff wurde es kalt unter der Kopfhaut. Wie ein Eisstrom zog es durch ihren Körper. Woher

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