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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fähigkeiten verlangte.
    Josef Teschendorff las diesen Artikel beim Frühstück.
    Er warf die Serviette hin und rannte ans Telefon.
    Das gleiche tat Dr. Czernik.
    Karel Barnowski verschluckte sich sogar, und auch er rannte zum Telefon.
    Sie alle erreichten Professor Dr. Bergh nicht mehr. Sie hörten nur die weinerliche Stimme der Haushälterin Erna:
    »Der Herr Professor ist gestern nacht verreist. Wohin? Das weiß keiner! Er hat nichts gesagt. Er ist einfach weg. Nur den Hund hat er mitgenommen …«
    Schließlich gab auch Dr. Czernik seine staatliche Stellungnahme zum ›Fall Bergh‹ heraus. Sie war klar und einprägsam.
    »Professor Bergh hat das vollste Vertrauen. Der Antrag, seine ärztliche Befähigung vor einem Ärztegremium nachzuprüfen und Bergh noch einmal zu prüfen, ist so absurd, daß keinerlei Besprechungen mehr darüber geführt werden.«
    In Berghs Haus stapelten sich Briefe und Telegramme. Man stellte sich hinter ihn, man sprach ihm Mut zu. Man verdammte das Kuratorium. Doch Bergh wußte davon nichts.
    Für Gabriele Orth kamen Tage, die ihr Leben völlig änderten.
    Gegen Abend bezog sie in einem gemieteten kleinen Auto Posten gegenüber der Villa des Barons v. Boltenstern. Einer Ahnung folgend, die nur Frauen haben können, glaubte sie, hier einen Zusammenhang zwischen Presse, Kuratorium und dem Privatleben Berghs entdecken zu können.
    Wie wenig weiß ich eigentlich von Martin, dachte sie dabei. Und es war viel Schmerz in diesem Gedanken.
    Sie wartete bis Mitternacht. Dann gab sie den Beobachtungsposten auf und fuhr nach Hause.
    Am nächsten Abend saß sie wieder in dem kleinen Wagen, die Kamera vor sich auf dem Schoß, und wartete.
    Boltenstern fuhr dreimal hin und her. Ab zehn Uhr erloschen die Lichter in der Villa. Gabriele fuhr nach Hause.
    Der dritte Abend. Er schien erfolglos wie die beiden vorangegangenen zu sein. Nur die Garage war offen. Schwarz gähnte die Einfahrt in den Abend hinein.
    Ich muß mich geirrt haben, dachte Gabriele Orth. Aber sie blieb mit ihrem kleinen Mietwagen stehen und ließ das Haus Boltensterns nicht aus den Augen.
    Gegen zehn Uhr abends hörte sie Motorengeräusch. Ein weißer Sportwagen raste die Straße entlang, fuhr schnell in einem weiten Bogen in die Einfahrt der Boltensternschen Villa ein und rauschte in die Garage.
    Gabriele Orth fotografierte. Sie brauchte keinen Blitz und keine Scheinwerfer. Sie hatte einen Infrarotfilm in der Kamera, der die Dunkelheit durchdrang, als gäbe es sie nicht.
    Die Tür der Villa wurde geöffnet. Aus dem Dunkel der Garageneinfahrt löste sich eine schlanke, hochgewachsene Frauengestalt und rannte die wenigen Stufen zum Eingang hinauf. Schnell wurde hinter ihr die Tür wieder geschlossen.
    Eine bereitgestellte Garage, eine geöffnete Tür, eine ziemliche Hast, gedämpftes Licht hinter dicken Vorhängen …
    »Aha!« sagte Gabriele Orth laut. Aber es war kein Triumph in ihrer Stimme. Eher Traurigkeit, denn sie dachte an Bergh. »Sie ist es also doch …«
    Sie sah auf ihre Armbanduhr. Genau 22 Uhr.
    Sie nahm eine dicke Wolldecke vom Rücksitz, legte sie um sich, rollte sich förmlich in sie ein und lehnte sich dann zurück.
    Es war eine feuchtkalte Herbstnacht. Gegen Morgen mußte es Nebel geben oder einen Schnürlregen, wie der Wiener sagt. Aber sie wollte diese Nacht warten und wachen. In ihrer Hand allein lag jetzt die Zukunft Professor Dr. Martin Berghs. Es war eine Last, die sie plötzlich mit heißem Feuer erfüllte, das bis zum Herzen zog und dann durch den ganzen Körper, vibrierend von den Zehen bis zu den Fingerspitzen.
    Gegen ein Uhr nachts war sie eingeschlafen. Um vier Uhr schreckte sie hoch, weil in der Ferne ein Auto hupte. In der Villa war alles still. Der weiße Wagen stand noch in der Garage.
    Gabriele aß einen Apfel und trank aus einer Thermosflasche, die im Handschuhfach lag, einige Schluck heiße Milch.
    Dann rollte sie sich wieder in die Wolldecke ein und wartete weiter. Das Glück war ihr hold.
    Sie hatte in dieser Nacht den Haß Brigitte Teschendorffs verstehen gelernt – an ihrem eigenen, in dieser Nacht geborenen Haß gegen Brigitte Teschendorff.
    Brigitte Teschendorff ahnte nichts Gutes, als der Diener von Schloß Hainaue die Besuchskarte abgab.
    »Gabriele Orth, Journalistin«, las Brigitte und legte den schmalen weißen Kartonstreifen zurück auf den silbernen Teller.
    »Abweisen?« fragte der Diener steif. Er hatte bisher alle Journalisten von Brigitte Teschendorff ferngehalten. Gerade in den

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