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Der rostende Ruhm

Der rostende Ruhm

Titel: Der rostende Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nimmt sie bloß die Sicherheit, so mit mir zu sprechen, durchfuhr es sie. Was weiß sie? Was hat Martin ihr von uns erzählt? Will sie zu Josef gehen? Will sie es in die Zeitung schreiben: Frau Teschendorff war die Geliebte Professor Berghs. Liegt hier der Schlüssel zum ›Fall Bergh‹?
    »Sie wollen einen Skandal?« fragte Brigitte heiser.
    Gabriele Orth schüttelte den Kopf.
    »Nein. Aber Sie allein haben es in der Hand, daß es keinen gibt!«
    »Ich?« Brigitte nagte an der Unterlippe. Sie war unsicher, und sie wurde es immer mehr, je mehr sie sah, wie sicherer und klarer Gabriele wurde. »Was habe ich damit zu tun? Das Kuratorium …«
    »Das Kuratorium sind Sie – und Baron von Boltenstern.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie gehen«, sagte Brigitte. Angst schnürte ihr den Hals zu. Angst vor einer Ahnung, die nicht Wahrheit sein durfte. Sie wollte zu der Klingel tasten, um den Diener herbeizuschellen, aber Gabriele schüttelte so energisch den Kopf, daß ihre Hand auf halbem Wege zurückzuckte.
    »Warum so stolz, Frau Teschendorff? Sie haben mich gehaßt – ich weiß es. Ich habe Martins Liebe …«
    »Sprechen Sie nicht weiter!« schrie Brigitte Teschendorff sie an. »Sie widern mich an mit Ihrem Jungmädchentum!«
    »Sie haben mich gehaßt, weil …«
    »Ich hasse Sie noch!« schrie Brigitte. Es brach plötzlich aus ihr heraus, und sie bedauerte es nicht, daß sie es gesagt hatte. »Niemand hört uns zu! Wir sind ganz allein. Und ich werde alles leugnen, wenn Sie es jemals an die Öffentlichkeit bringen sollten! Ja – ich habe Martin geliebt! Ich liebe ihn noch immer. Aber dann kamen Sie – Sie mit Ihren Madonnenaugen, mit Ihren jungen zwanzig Jahren, mit Ihrer Frische und Fröhlichkeit, mit Ihrer Schwärmerei und Anschmiegsamkeit – und Sie haben mir Martin weggenommen mit Waffen, gegen die ich machtlos war! Ich hätte Sie ermorden können! Ich habe alles versucht, Martin zurückzugewinnen – ich habe mich erniedrigt, wie kaum eine Frau vor einem Mann. Ich bin zu einer Hure geworden …«
    »Geworden?« fragte Gabriele gedehnt.
    Brigitte überhörte es. Sie hatte sich umgedreht und hatte den Kopf an die große Scheibe gedrückt. Ein Zittern durchlief ihren Körper.
    »Aber er liebt Sie! Nur Sie allein! Er stieß mich weg wie einen Klotz, der im Wege liegt. Er schrie mich an, daß er sich vor mir ekle! Wissen Sie, was das für eine Frau bedeutet? Wissen Sie, daß dies schlimmer ist als jeder Tod? ›Ich ekle mich vor dir!‹ Das sagt ein Mann zu einer Frau, die zu ihm kommt und sich ihm zu Füßen wirft, weil sie vor Liebe nicht mehr atmen kann! Begreifen Sie, daß in mir alles zerriß? Ich lernte einen Haß kennen, dem nichts in der Welt entgegengehalten werden kann!«
    »Ich wußte das alles …«
    »Was wollen Sie dann noch hier? Wollen Sie mich quälen?«
    »Ich will Ihnen was entgegenhalten, was dennoch Ihren wahnsinnigen Haß vernichten kann!«
    »Das müßte noch entdeckt werden!« schrie Brigitte.
    »Es wurde entdeckt im Jahre 1838 von dem Franzosen Daguerre. Man nennt es heute: Fotografie!«
    Brigitte Teschendorff umklammerte die Lehne des vor ihr stehenden Sessels. Sie spürte, wie ihre Beine leblos wurden, weich und nachgiebig. Sie hielt sich am Sessel fest und riß die Augen weit auf. Kraft, schrie sie sich innerlich zu. Behalte bloß die Kraft, stehenzubleiben! Gönne ihr nicht den Triumph, vor ihr auf den Teppich zu fallen.
    »Gehen Sie!« sagte sie heiser.
    »Sie hassen mich! Sie wollten Martin mit allen Mitteln der Intrigen vernichten, weil er Ihnen entglitten ist. Sie haben vor nichts zurückgescheut – vor keinem anonymen Brief, vor keinem Anruf, vor keinen vertrauten Informationen, vor keinem Ehebruch …«
    »Hinaus!« sagte Brigitte schwach.
    »Um einen Mann zu finden, der Ihren Plänen gefügig ist, haben Sie aus Haß gegen Martin mit Baron v. Boltenstern geschlafen …«
    Brigitte krallte die Finger in den Bezug der Sessellehne. »Ich bringe Sie um!« keuchte sie. »Ich erwürge Sie! Sie Luder!« Ihre Augen waren klein unter zitternden Lippen. Gabriele wich zurück. Sie spürte, daß Brigitte fähig war, zu tun, was sie sagte.
    »Ich habe Fotos …«, sagte sie laut. Sie schrie es fast. Einen angreifenden Hai soll man anschreien, dachte sie. Und sie ist ein Hai!
    »Was haben Sie?« fragte Brigitte tonlos.
    »Ich habe vor dem Haus Boltensterns in einem Auto gesessen und gewartet. Ich habe Sie kommen sehen – und ich habe die ganze Nacht in der Kälte ausgehalten – bis

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