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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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anderen verschwunden, und das große Pferd galoppierte jetzt über die Wildblumen hinweg. Gawin hatte Mühe zu atmen. Sein Visier schien ihm die Luft abzuschneiden, und seine Brust wirkte wie zusammengepresst.
    Während er ritt, konnte er sehen, dass es noch andere Gruppen dieser Wesen gab. Vier oder fünf von ihnen breiteten sich über die Blumen aus wie Kotflecken auf einem hübschen Kleid, und plötzlich war er von einer magischen Energie erfüllt, mit dem Willen, eine große Tat zu vollbringen und dabei zu sterben.
    Ich bin ein Ritter, dachte er grimmig.
    Gawin setzte sich im Sattel auf, hielt sein langes, scharfes Schwert mit neuer Kraft, wendete Erzengel und trieb ihn auf die Kobolde zu. Etwas in ihm, das bisher tot gewesen war, entzündete sich nun, als die Sonne seine Klinge wie eine Fackel zum Leuchten brachte.
    Er spürte die Berührung von etwas Göttlichem und salutierte, als ritte er in ein Turnier.
    »Heiliger Sankt George«, betete er, »lass mich so sterben, wie ich gern gelebt hätte.«
    Er gab Erzengel die Sporen – recht sanft, es war kein Tritt, sondern eher ein Streicheln –, und das große Pferd donnerte voran.
    Die Kobolde stoben auseinander. Speere flogen an ihm vorbei, und er war zwischen ihnen, lenkte Erzengel mit seinen Knien auf die nächste Gruppe zu, die bereits in Richtung der Bäume liefen.
    Gawin hatte nicht geplant, diesen Kampf zu überleben, also preschte er hinter ihnen her, erschlug jeden, der stehen geblieben oder einfach nur zu langsam war, um zu fliehen. Er beugte sich weit aus dem Sattel …
    Etwas rief aus dem Innern des Waldes – ein Jammern, das ihm das Blut gefrieren ließ.
    Nach wenigen Augenblicken hatte es den Wald verlassen und kam auf ihn zu.
    Erzengel war bereit und drehte seinen gewaltigen Körper, als Gawin sein Gewicht im Sattel verlagerte. Auf diese Weise bewegte sich das Kriegspferd im Kampf wie seine eigenen Beine, und der riesige Feind, der nach versengten Haaren, Seife und alter Asche roch, schoss an ihm vorbei. Ein krallenbewehrter Arm flog wie die Pfote einer wütenden Katze auf ihn zu, zielte auf Erzengels Hals – aber das Kriegspferd war schneller, und sein beschlagener Vorderhuf zerschmetterte die Krallenhand mit tödlicher Präzision.
    Die Kreatur kreischte auf, die linke Klaue hing nun schlaff herab, die Knochen waren gebrochen. Es stellte sich auf die Hinterbeine, hob die rechte Klaue, und Feuer schoss aus seinen ausgestreckten Krallen – ein Feuerstrahl, der Gawins Körper dort traf, wo der stählerne Halsschutz an seinem Helm über dem gepolsterten Waffenrock hing. Gawin duckte den Kopf und richtete die Spitze seines Helms eher aus Instinkt als aus Absicht gegen die Flammen aus. Sein linkes Auge flammte vor Schmerz auf, und das kalte Messer der Qualen drang in seine linke Schulter. Der Körper wurde nicht mehr von seinem Geist befehligt und schlug blindlings mit dem Schwert zu.
    Der Hieb war schwach und schlecht gezielt. Die Klinge drang nicht einmal in die Haut des Wesens ein, aber das Gewicht der Waffe traf es an der Stirn, und so geriet es ins Taumeln.
    Erzengel rammte mit der Schulter dagegen. Beinahe wäre Gawin aus dem Sattel geschleudert worden. Er wurde gegen die hohe Rückenlehne gepresst, als sein Pferd eigene Kampfentscheidungen traf, nach vorn sprang und das Ungeheuer mit seiner Masse und seinem Schwung aus dem Gleichgewicht brachte. Die Kreatur schlingerte, und das Pferd schlug wieder mit den Vorderhufen zu und zwang die Kreatur auf alle viere. Sie brüllte vor Schmerz auf, als sie ihr Gewicht auf dem gebrochenen Glied abstützen musste.
    Und dann war das Gras voller Kobolde, die ihre Speere mit den Steinspitzen nach ihm schleuderten. Einige trafen sogar. Das Hirschleder seines Waffenrocks lenkte etliche ab, und die feuchte Schafswolle der Polsterung fing andere auf. Aber mindestens ein Speer durchdrang seine Haut. Ohne nachzudenken gab er Erzengel die Sporen, und das große Pferd reagierte mit einem mächtigen Sprung nach vorn. Dann waren sie frei.
    Gawin wendete das Tier in einem weiten Bogen. Mit dem linken Auge konnte er nicht mehr sehen, während die Schmerzen in seiner Seite so groß waren, dass er sie kaum noch spürte – und auch sonst nichts mehr.
    Ich will dieses Wesen erledigen, dachte er. Ich will seinen Kopf nach Harndon mitnehmen und ihn dem König zeigen; dann erst bin ich zufrieden .
    Er wendete Erzengel. Das Pferd hatte mindestens zwei Wunden davongetragen – beide stammten von Speeren. Aber wie sein Reiter war

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