Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Bogenschützen – ältere, kräftige Männer namens Jack Kaves und Raucher – schoben die Kaufleute beiseite. Drei von ihnen winkten mit Schriftrollen.
»Ich protestiere«, sagte ein großer Mann. »Meine Hunde …«
»Dafür bringe ich Euch vor Gericht«, sagte ein untersetzter Mann.
Der Hauptmann beachtete sie gar nicht und schritt über eine enge Treppe zum obersten Stockwerk, wo Zelte als Raumteiler für die Quartiere der Offiziere gespannt worden waren.
Ser Jehannes nickte dem Hauptmann kurz zu. Dieser erwiderte den Gruß.
»Seid Ihr bereit, Euch auf den Hügel zurückzuziehen?«, fragte der Hauptmann.
Jehannes nickte. »Sollte ich mich bei Euch entschuldigen?«
Der Hauptmann senkte die Stimme. »Ich habe Euch verärgert, und Ihr seid wütend darüber gewesen. Ich brauche Euch in der Festung, denn Ihr müsst Befehle geben, den Leuten in den Hintern treten und Namen notieren.«
Jehannes nickte. »Ich werde mit Euch gehen.« Er sah zu Gelfred hinüber und deutete mit dem Kopf auf den Jäger. »Es ist schlimm.«
»Niemand holt mich, wenn er nur gute Nachrichten für mich hat.« Der Hauptmann war erleichtert, dass er seinen wichtigsten Mann nicht für immer verloren hatte, und klopfte Jehannes auf den Rücken. Er hoffte, dass es die richtige Geste war. »Tut mir leid«, sagte er.
»Mir ebenfalls«, sagte Jehannes. »Ich bin anders als Ihr; mir fehlt Eure Sicherheit.« Er zuckte die Achseln. »Wie geht es Bent?«
»Sehr gut.« Bent war ein Bogenschütze aus Ser Jehannes’ Lanze und zugleich der erfahrenste Schütze in der Festung.
»Ich werde dir Ser Brutus schicken«, sagte der Hauptmann zu Milus, der nun grinste.
»Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr mir für den besten Ritter in der Truppe einen unerfahrenen Jungen geben wollt?« Er lachte. »Egal. Ser Jehannes steht im Rang über mir, und er hat sowieso nichts getan.«
Der Hauptmann dachte nicht zum ersten Mal, wie empfindlich seine Söldner doch waren. Jehannes war als bloßer Kämpfer in die Burg gegangen, anstatt beim Hauptmann in der Festung zu bleiben, weil er wütend gewesen war. Und jeder wusste es, weil es keine Privatsphäre gab, weder im Lager noch in einer Garnison. Und nun, da er und der Hauptmann ihren Streit beigelegt hatten, war jeder sehr verständnisvoll. Die Sticheleien würden erst später einsetzen. Der Hauptmann hielt es für bemerkenswert, dass diese Männer ein solches Taktgefühl besaßen.
Gelfred wartete. Nach seiner Miene zu urteilen stand er kurz vor einer Explosion.
Der Hauptmann betrat sein »Zimmer« und setzte sich vor dem niedrigen Lagertisch auf einen Schemel. Gelfred bedeutete den anderen beiden Offizieren, sie mögen hereinkommen. Jehannes blieb in der Türöffnung stehen und sagte zu jemandem, der hinter der Zeltwand stand: »Räum den Boden auf.«
Brummende Männer waren zu hören, und dann sagte Marcus, Jehannes’ Knappe, in seinem gutturalen Akzent: »Alles erledigt, Sers.«
Gelfred sah sich um. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Wie wäre es mit dem Anfang? Und mit einem Becher Wein?« Der Hauptmann versuchte fröhlich zu klingen, aber die anderen wirkten allzu ernst.
»Die Kaufleute sind hergekommen; zwei von ihnen hatten Tiere dabei.« Gelfred zuckte die Achseln. »Es waren ein Dutzend guter Falken und einige Hunde. Ich habe mir die Freiheit genommen, sie in Sicherheit zu bringen.«
Ein Dutzend guter Falken und einige Jagdhunde waren ein Vermögen wert. Kein Wunder, dass die Kaufleute vorhin so erbost gewesen waren.
»Weiter«, sagte der Hauptmann.
»Ich bin heute den ersten Morgen hier.« Gelfred räusperte sich. »Ich war in den Wäldern.«
»Du hast gute Arbeit geleistet«, sagte der Hauptmann. »Tom hat ihr Lager verwüstet. Er hat nicht einmal Wachen gesehen.«
Gelfred lächelte über das Lob. »Danke. Wie dem auch sei, ich hab heute Morgen …« Er warf Ser Milus einen Blick zu. »Ich habe die Falken auf die anderen Vögel gehetzt – diejenigen, die die Burg beobachten. Ich weiß, dass das wie eine lahme Entschuldigung klingt …«
»Überhaupt nicht«, gab der Hauptmann zurück.
Gelfred stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich hatte schon befürchtet, dass Ihr mich für verrückt haltet. Würdet Ihr mir glauben, wenn ich Euch sage, dass ich sehen kann, dass einige der Tiere Diener des Feindes sind?« Die letzten Worte hatte er geflüstert.
Der Hauptmann nickte. »Ja, das glaube ich. Red weiter.«
Jehannes schüttelte den Kopf. »In meinen Ohren klingt das nach
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