Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Tagen eine große Karawane aus Theva auf der Straße nach Süden gesehen, die nicht hier vorbeigekommen ist. Ich vertraue den Moreanern nicht, aber sie hatten eigentlich keinen Grund zu lügen.«
»Wer hat den Hinterhalt gelegt?«, wollte Hector wissen.
»Dessen waren sie sich nicht sicher«, antwortete der Wirt.
»Sie haben gesagt, es sei die Wildnis gewesen«, meinte ein kecker junger Bauer, der Stammgast in dieser Herberge war und einer der Töchter des Vogts einen Heiratsantrag gemacht hatte. »Das heißt, der Jüngere hat das behauptet.«
Der Wirt zuckte noch einmal die Schultern. »Das stimmt. Einige sagen, es war die Wildnis.«
Hector nickte langsam. »Auf der ganzen Reise hierher habe ich kein einziges Tier gesehen, das größer als ein Hund gewesen wäre«, sagte er und schüttelte dann in müdem Abscheu den Kopf. »Die Wildnis soll gegen Albinkirk marschiert sein? Und wo steckt dann der König? Sein Volk isst ebenfalls mein Vieh.«
Der Wirt seufzte. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe zwei meiner Söhne und ein Dutzend anderer Männer auf die schnellsten Pferde gesetzt, damit sie Euch Neuigkeiten bringen. Wir wollen sehen, was sie uns berichten werden. In den Wäldern sind Hinterwaller gesichtet worden. Sossags. Ich glaube, wären sie tatsächlich da gewesen, dann hätte niemand überlebt, um von ihnen zu berichten. Aber vielleicht bin ich auch nur ein allzu misstrauischer Bastard.«
Hector holte tief Luft. »Also herrscht Krieg.«
Der Wirt wandte den Blick ab. »Ich hoffe nicht.«
Hector nahm noch einen Schluck Bier. »Hoffnung in der einen Hand und Mist in der anderen – was davon riecht wohl am stärksten? Wann werdet Ihr wieder von Euren schnellen Reitern hören?«
»Morgen«, sagte der Wirt.
»Vorausgesetzt, die Hinterwaller haben sie nicht gefressen.« Hector trat sein Schwert zur Seite, um mehr Platz für seine Beine zu haben, und kippte mit dem Stuhl zurück, bis er gegen die Wand stieß. »Bei den fünf Wunden Christi, Wirt! Das wird ein Abenteuer, von dem man noch lange sprechen mag. Wir treiben die Herde mitten in eine Armee der Wildnis hinein. Nicht mal mein Vater hat so was getan.«
»Es wäre aber eine Verschwendung von Mut und Pfeilen, falls der Jahrmarkt nicht stattfinden sollte«, sagte der Wirt. »Lissen Carak besteht vielleicht nur noch aus niedergebrannten Katen und geborstenen Steinen, wenn Ihr dort eintrefft.«
Hector kippte seinen Stuhl wieder nach vorn, bis die vorderen Beine mit einem dumpfen Laut auf den Boden trafen. »In Euren Worten liegt eine gewisse Wahrheit«, sagte er. »Und es hat keinen Sinn, weiter darüber nachzudenken, bevor ich nicht mehr Nachrichten bekommen habe.« Er sah das Dutzend Männer im Raum nacheinander an. »Aber ich habe einen echten Harfenspieler und ein Dutzend andere Spielleute in meinem Tross, und wenn Dormling nicht vom Pferd auf den Esel gekommen ist, wette ich einen goldenen Edling gegen eine Kupferkatze, dass wir heute Nacht Musik und Tanz haben wie die Elfen. Lasst uns nicht mehr vom Krieg sprechen. Wir wollen tanzen und Wein trinken!«
Die große Kellnerin in der Tür trat mit dem Fuß auf und nickte zustimmend.
Die jüngste Tochter des Vogts klatschte in die Hände. »Deshalb nennt man Euch also den Fürsten der Viehtreiber«, sagte sie bewundernd. »Auf Hector, den Fürsten der Grünen Berge!«
Hector Lachlan runzelte die Stirn. »Die Grünen Berge haben keinen anderen Fürsten als den Wyrm von Erch«, sagte er. »Der Drache duldet keinen Rivalen und kann alles hören, was die Menschen sagen, also sollten wir mich nicht als Herrn irgendeines Berges bezeichnen, nicht wahr, Wirt?«
Der Wirt nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier, legte seiner Tochter den Arm um die Schulter und erklärte: »Liebes, du solltest nie wieder so etwas sagen. Der Wyrm ist kein Freund der Menschen – aber er ist auch nicht unser Feind, solange wir ihm aus dem Weg gehen und die Schafspferche dort errichten, wo er sie haben will. Ist das klar?«
Sie brach in Tränen aus und floh aus dem Zimmer, während alle Augen sie beobachteten. Dann war der dunkle Moment vorbei, und die Frau in der Tür klatschte in die Hände. »Der Wyrm ist mir egal«, sagte sie keck. »Ich will den Harfenspieler!«
Der Palast von Harndon · Desiderata
Desiderata lag auf dem Tagesbett in ihrem Gemach; sie trug nicht mehr als ein langes Hemd aus reinem Leinen und eine seidene Hose mit roten Lederbändern. Missbilligend stieß ihre Zofe Schnalzlaute über die mangelnde
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