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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Ding mit großen Augen und flinken Händen, das sich ganz und gar in seinen roten Wollmantel eingehüllt hatte, der ihm viel zu groß war.
    Toby nahm das Pferd und sah den Hauptmann voller Heldenverehrung an; ein großer Winterapfel steckte vergessen in seiner Hand.
    Der Hauptmann ließ sich ein wenig Heldenverehrung gern gefallen. »Er hat Angst. Lass ihm nicht die Zügel schießen, dann gibt es Schwierigkeiten«, sagte er brummig und hielt inne. »Allerdings könntest du ihm deinen Apfelkern geben«, meinte er, und der Junge lächelte.
    Der Hauptmann betrat das Gehöft durch die zersplitterte Tür. Aus der Nähe erkannte er, dass das Dunkelbraun keine Farbe war. Es war Blut.
    Hinter ihm gab sein Schlachtross ein Schnauben von sich, das einem menschlichen Spottgelächter verblüffend ähnlich klang. Ob es dem Knappen oder seinem Herrn galt, war hingegen unmöglich zu sagen.
    Die Frau hinter der Schwelle war eine Nonne gewesen, bevor sie vom Hals bis zur Gebärmutter aufgeschlitzt worden war. Langes, dunkles Haar, das sich aus ihrem Schleier befreit hatte, rahmte das Grauen ihres fehlenden Gesichts ein. Sie lag in einer großen Lache ihres eigenen Blutes, das zum Teil schon zwischen den Spalten der Bodendielen versickert sein musste. An ihrem Schädel befanden sich noch Spuren von Zähnen. Die Haut in der Nähe des einen Ohres war zerrissen, als hätte etwas für längere Zeit an ihr genagt und sie vom Knochen gefetzt. Der eine Arm war sauber abgetrennt worden; Haut und Muskeln waren so abgefressen, dass nur kleine Stücke übrig geblieben waren; die Knochen und Sehnen hingen noch zusammen. Die andere, weiße Hand mit dem silbernen Ring und der Gravur »IHS« sowie dem Kreuz waren hingegen unberührt geblieben; der Arm war quer über den verwüsteten Körper gelegt worden.
    Der Hauptmann sah sie lange an.
    Knapp hinter dem roten Kadaver der Nonne befand sich ein einzelner deutlicher Fußabdruck im Blut und Kot, die in der feuchten, kühlen Luft braun und zähklebrig geworden waren. Die Bodendielen aus Kiefernholz, zwischen denen einiges davon eingesickert sein musste, waren von den vielen Füßen, die über sie gelaufen waren, ganz glatt geworden. Das getrocknete Blut verschleierte zwar die Ränder des Abdrucks, doch seine Umrisse waren klar – er hatte mindestens die Größe eines Pferdehufes und wies drei Zehen auf.
    Der Hauptmann hörte, wie sein Jagdmeister näher kam und draußen abstieg. Er drehte sich nicht um, war ganz damit beschäftigt, sich nicht zu erbrechen und sich gleichzeitig das Bild dessen einzuprägen, was vor ihm lag. Es gab einen zweiten, verwischten Abdruck tiefer im Raum, wo die Kreatur ihr Gewicht verlagert und sich gebückt hatte, damit sie unter einem niedrigen gewölbten Türsturz in den Hauptraum dahinter gelangen konnte. Mit ihren Klauen hatte sie eine Kerbe ins Holz geschlagen. Eine weitere, dazu passende Kerbe befand sich in dem Balken, der das Fachwerk stützte. Eine Tauklaue.
    »Warum ist diese Frau hier gestorben, während es den Rest im Garten erwischt hat?«, fragte er.
    Gelfred trat vorsichtig über den Leichnam. Wie die meisten Edelleute trug auch er einen Kurzstab – eigentlich war es nur ein mit Silber überzogener Stecken, ähnlich wie der Stab eines Quacksalbers oder eines Zauberers. Er zeigte damit auf etwas und grub mit der Spitze einen schimmernden Gegenstand aus den Bodendielen.
    »Sehr gut«, sagte der Hauptmann.
    »Sie ist für die anderen gestorben«, meinte Gelfred. Ein silbernes, mit Perlen besetztes Kreuz baumelte von seinem Stab. »Sie hat versucht, das Wesen aufzuhalten. Sie hat den anderen Zeit zur Flucht gegeben.«
    »Wenn es bloß geglückt wäre«, sagte der Hauptmann und deutete auf die Abdrücke.
    Gelfred hockte sich neben den ersten, legte seinen Stab ab und schnalzte mit der Zunge.
    »Ja, ja«, sagte er. Seine Gelassenheit wirkte aufgesetzt. Sein Gesicht war ganz bleich.
    Der Hauptmann konnte es ihm nicht verübeln. In seinem bisherigen kurzen, mit Leichen angefüllten Leben hatte er selten etwas so Schreckliches gesehen. Ein Teil seines Bewusstseins trieb umher, und er fragte sich, ob die betonte Weiblichkeit des Opfers und ihre wunderschönen Haare zum Schrecken ihres Anblicks noch beitrugen. Es mochte so etwas wie eine Entweihung sein. Ein absichtliches Sakrileg.
    Doch ein härterer Teil in ihm schlug einen anderen Weg ein. Das Ungeheuer hatte den Arm absichtlich über den Körper gelegt. Und die Bissspuren um die blutigen Augenhöhlen … Er konnte

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