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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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es sich nur allzu gut vorstellen.
    Es sollte Entsetzen hervorrufen. Es war beinahe künstlerisch .
    Er verspürte den Geschmack von Salz auf der Zunge und wandte sich ab. »Vor mir brauchst du den starken Mann nicht zu spielen, Gelfred«, sagte er, spuckte auf den Boden und versuchte den Geschmack loszuwerden, bevor er sich zum Narren machte.
    »In der Tat habe ich noch nie etwas so Schlimmes gesehen«, erklärte Gelfred und holte tief und langsam Luft. »Gott sollte das nicht zulassen«, fügte er verbittert hinzu.
    »Gelfred«, sagte der Hauptmann und lächelte gequält, »Gott ist das hier völlig egal.«
    Ihre Blicke trafen sich. Gelfred sah weg. »Ich werde alles herausfinden, was es herauszufinden gibt«, sagte er grimmig. Ihm gefielen die Blasphemien des Hauptmanns nicht – das war seiner Miene deutlich abzulesen. Besonders dann nicht, wenn er mit Gottes Macht arbeiten wollte.
    Gelfred hielt seinen Stab in die Mitte des Abdrucks, und so entstand ein Augenblick des Wechsels , als ob sich ihre Augen an eine neue Lichtquelle oder an stärkeren Sonnenschein gewöhnt hätten.
    »Pater noster qui es in caelus«, intonierte Gelfred.
    Der Hauptmann ließ ihn allein.
    Im Garten hatten Ser Thomas’ Knappe und ein halbes Dutzend Bogenschützen die Leichen von ihren Wertgegenständen befreit und alle Körperteile eingesammelt, die im ummauerten Garten verstreut gewesen waren. Sie hatten alles so weit wie möglich wieder zusammengefügt und in Umhänge eingewickelt. Zwei der Männer waren ganz grün im Gesicht, und der Geruch von Erbrochenem überdeckte beinahe noch den Gestank von Blut und Kot. Ein dritter Bogenschütze wischte sich gerade die Hände an einem Leinenhemd ab.
    Ser Thomas – für jeden in der Gruppe einfach nur »Tom Schlimm« – war sechs Fuß und sechs Zoll groß, hatte dunkles Haar, eine gewölbte Stirn und schlimme Angewohnheiten. Er war launisch, und man ging ihm besser aus dem Weg, wenn er verärgert schien. Nun beobachtete er seine Männer aufmerksam, holte dabei ein Amulett hervor und hielt es fest in der Hand. Er drehte sich um, als er die Eisenstiefel des Hauptmanns auf dem steinernen Pfad klappern hörte, und salutierte knapp vor ihm. »Die Jungs haben sich ihr Geld heute hart verdient, Hauptmann.«
    Das hieß nicht viel, denn sie bekamen ihr Geld erst, wenn der Vertrag unterzeichnet war.
    Der Hauptmann grunzte bloß. Sechs Leichen lagen im Garten.
    Tom Schlimm hob eine Braue und reichte ihm etwas.
    Der Hauptmann betrachtete es und schürzte die Lippen. Er steckte die kleine Kette in den Beutel an seiner Hüfte und klopfte Tom Schlimm auf die ausgepolsterte Schulter. »Bleib hier und schlaf nicht ein«, sagte er. »Du kannst auch Pampe und Wallach haben.«
    Tom Schlimm zuckte mit den Schultern und leckte sich die Lippen. »Pampe und ich kommen nicht besonders gut miteinander aus.«
    Der Hauptmann musste innerlich grinsen, als dieser Riese von einem Mann, der in der ganzen Gruppe gefürchtet war, zugab, dass er Schwierigkeiten mit einer Frau hatte.
    Gerade eben kletterte sie über die Mauer und gesellte sich zu ihnen.
    Pampe hatte sich ihren Namen als Hure erworben, weil sie einigen Kunden gegenüber allzu pampig geworden war. Sie war groß, und im Regen hatte ihr rotes Haar eine dunkelbraune Färbung angenommen. Sommersprossen verliehen ihr ein so unschuldiges Aussehen, dass es einer Lüge gleichkam. Sie hatte sich einen Namen gemacht, und dieser Umstand sagte bereits alles.
    »Hat Tom es schon versaut?«, fragte sie.
    Tom sah sie finster an.
    Der Hauptmann holte tief Luft. »Seid nett zueinander, Kinder. Ich brauche hier meine besten Wächter; sie müssen hellwach sein und einen klaren Kopf behalten.«
    »Es wird nicht zurückkommen«, sagte sie.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Bleibt trotzdem hellwach. Tut es für mich.«
    Tom Schlimm warf Pampe einen Kuss zu. »Für dich «, sagte er.
    Sie griff nach ihrem Reiterschwert, und im nächsten Augenblick lag es in ihrer Hand.
    Der Hauptmann räusperte sich.
    »Er behandelt mich wie eine Hure. Ich bin aber keine .« Sie hielt ihm das Schwert vor das Gesicht. Tom Schlimm bewegte sich nicht.
    »Sag ihr, dass es dir leidtut, Tom.« Der Hauptmann klang, als wäre das alles bloß ein großer Spaß.
    »Ich hab doch gar nichts gesagt. Überhaupt nicht! Ich hab sie bloß ein bisschen geneckt«, meinte Tom. Speichel flog von seinen Lippen.
    »Du wolltest sie beleidigen. Und sie hat es als Beleidigung aufgefasst. Du kennst die Regeln, Tom.« Nun

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