Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
Hauptmann.
    »Keine andere Gruppe wollte sie aufnehmen.« Jehannes spuckte aus.
    Der Hauptmann sah seinen Marschall an. »Sei ehrlich, Jehannes«, sagte er, »wer würde denn Tom aufnehmen? Er hat mehr von seinen eigenen Kameraden getötet als Judas Ischariot.«
    Jehannes wandte den Blick ab. »Ich trau ihr nicht«, sagte er.
    Der Hauptmann nickte. »Ich weiß. Wir sollten uns auf den Weg machen.« Er überlegte, in den Sattel zu springen, doch dann entschied er, dass er zu müde dafür war, und außerdem wäre diese Zurschaustellung seiner Kraft bei Jehannes ohnehin verschwendet. »Du magst sie nicht, weil sie eine Frau ist«, sagte er und stellte den linken Fuß in den Steigbügel.
    Grendel war so groß, dass er das linke Knie so tief beugen musste, wie es sein Beinschutz erlaubte. Das Pferd schnaubte erneut. Toby hielt die Zügel fest.
    Der Hauptmann sprang auf; mit dem rechten Bein katapultierte er seine sechs Fuß Körpergröße und die zusätzlichen fünfzig Pfund aus Kettenhemd und Panzer in den Sattel. Er hob das Knie über den hohen Knauf des Kriegssattels und setzte sich zurecht.
    »Ja«, sagte Jehannes und lenkte das eigene Pferd zurück an seinen Platz in der Reihe.
    Der Hauptmann bemerkte, dass Michael hinter Jehannes hersah. Der jüngere Mann drehte sich um und schaute den Hauptmann mit erhobener Braue an.
    »Willst du etwas sagen, junger Michael?«, fragte der Hauptmann.
    »Was war das für ein Stab, Mylord?« Michael war ganz anders als der Rest – vornehm. Eher ein Lehrling als ein Mietling. Als Knappe des Hauptmanns besaß er besondere Vorrechte. Er durfte Fragen stellen, und der Rest der Gruppe musste sehr still dasitzen und den Antworten lauschen.
    Der Hauptmann sah ihn eine Weile an und dachte nach. Dann zuckte er die Achseln – was für einen Mann in einer Rüstung nicht so einfach war.
    »Hexenholz«, sagte er. »Ein Pfeil aus Hexenholz. Die Nonne hatte große Macht.« Er zog eine Grimasse. »Bis ihr jemand einen Hexenholzpfeil in den Rücken geschossen hat.«
    »Eine Nonne?«, fragte Michael. »Eine Nonne, die Macht hatte?« Er hielt inne. »Wer hat sie erschossen? Heiliger Jesus, Mylord, soll das etwa heißen, dass die Wildnis Verbündete hat?«
    »Das ist nichts Besonderes, mein Junge. Gar nichts Besonderes.« Sein Bildgedächtnis, das nur allzu gut ausgebildet war, betrachtete die Dinge wie die Räume in seinem Palast der Erinnerung. Die gesplitterte Tür, der gesichtslose Leichnam, der Arm, der Pfeil aus Hexenholz. Dann blickte er auf den Pfad, der vom Gartentor bis zur Haustür führte.
    »Warte auf mich«, sagte er.
    Er drehte Grendel, lenkte ihn durch den Hof und folgte der Steinmauer bis zum Garten. Er stellte sich in die Steigbügel, spähte über die Mauer und verband durch seine Blicke das offene Gartentor mit der gesplitterten Haustür. Mehrfach sah er sich über die Schulter.
    »Mutwill!«, rief er.
    Sein Bogenschütze erschien. »Was ist los?«, murmelte er.
    Der Hauptmann deutete auf die beiden Türen. »Wie weit entfernt könntest du stehen, um noch immer jemanden zu treffen, der sich hinter der Haustür befindet?«
    »Was? Wenn ich in das Haus hineinschießen wollte?«, fragte Mutwill Mordling.
    Der Hauptmann nickte.
    Mutwill schüttelte den Kopf. »Nicht so weit«, gab er zu. »Man hat schnell zu hoch gezielt, und dann trifft der Pfeil den Türrahmen.« Er erwischte eine Laus an seinem Kragen und zerquetschte sie zwischen den Fingernägeln. Dann sah er den Hauptmann an. »Er hätte näher dran stehen müssen.«
    Der Hauptmann nickte. »Gelfred?«, rief er.
    Der Jäger stand vor der Haustür und fuhr gerade mit seinem Stab über einen reptilienartigen Abdruck auf dem Weg. »Mylord?«
    »Sieh zu, ob ihr, du und Mutwill, Spuren hinter dem Haus findet. Mutwill wird dir zeigen, wo der Bogenschütze gestanden haben könnte.«
    »Das macht mich immer so fertig. Nehmt doch Langpfote dafür«, murmelte Mutwill.
    Der milde Blick des Hauptmanns lag eine Weile auf ihm, dann zuckte der Bogenschütze zusammen.
    Nun wendete der Hauptmann sein Pferd und seufzte. »Folgt uns, sobald ihr die Spuren gefunden habt«, sagte er und winkte Jehannes zu. »Wir gehen zur Festung und besuchen die Äbtissin.« Er setzte Grendel ganz sanft die Sporen in die Flanken. Der Hengst schnaubte und ließ sich dazu herab, in den Regen hinauszureiten.
    Der Rest des Ritts am Ufer des Cohocton entlang war ereignislos. Die Truppe hielt bei der befestigten Brücke an, die von dem Felsen und den grauen Mauern der

Weitere Kostenlose Bücher