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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Königin. »Wie entzückend.«
    Der Captal neben ihr lachte. »Von wessen Hand wurde sie denn zum Ritter geschlagen?«, fragte er.
    »Von meiner eigenen«, antwortete der Hauptmann.
    Das Gespräch stockte.
    »Mit welchem Recht ernennt Ihr jemanden zum Ritter?«, wollte der Captal wissen. »Das ist dem höchsten Adel vorbehalten sowie den Mitgliedern der bedeutendsten Orden und Rittern von großer Berühmtheit.«
    »Ja«, sagte der Hauptmann. »Ja, da stimme ich Euch zu.«
    Der König räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass irgendein Ritter in dieser Versammlung die Berühmtheit des Hauptmanns anzweifeln würde, Captal.«
    Der Captal lachte. »Er ist ein Bastard – ein bourc. Jeder sagt das. Er kann gar kein Edelmann sein, und er kann auch niemanden zum Ritter schlagen – insbesondere nicht eine Frau.«
    Der Hauptmann spürte die Anspannung in seiner Brust – es war keine Angst, sondern eher eine Erwartung.
    Mit leiser Stimme sagte er: »Mylord, Ihr wolltet meine Truppe sehen. Wenn Ihr damit jetzt fertig seid, würden wir gern aufbrechen.«
    »Nehmt es zurück«, beharrte der Captal. »Nehmt die Ernennung dieser Frau zum Ritter zurück. Sie muss den goldenen Gürtel von ihren Hüften entfernen. Das ist unschicklich.«
    »Captal!«, sagte der König. »Beherrscht Euch.«
    Der Captal zuckte die Achseln. »Ihr nehmt das zu leicht, Herr.« Dabei sah er den Hauptmann an und grinste höhnisch. »Ich sage, Ihr seid ein Bastard, ein Hundsfott, ein Poseur von niederer Herkunft, und ich sage vor all diesen Edelmännern hier, dass Ihr niemanden zum Ritter schlagen dürft …«
    Der Hauptmann wandte sich an den König, beugte sich zu ihm vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Der König wirbelte herum, starrte den Söldner an, und das Blut wich aus seinem Gesicht wie die See vom weißen Sandstrand, wenn die Ebbe einsetzt. In drei Herzschlägen war der König merklich gealtert; er wirkte so weiß wie Pergament. Seine Oberlippe zitterte. Die Königin, die die Worte des Hauptmanns nicht hatte hören können, spürte, wie sich seine Hand gleich einer Schraubzwinge um ihren Arm schloss, und gab einen leisen Schmerzensschrei von sich.
    Auf der anderen Seite des Grabes zuckte Schwester Amicia zusammen und wurde ebenso blass wie der König.
    Die Stille dehnte sich so aus, dass das Brummen der Wespen und das Ächzen der Männer, die das Grab der Äbtissin zuschaufelten, deutlich zu hören waren.
    Der König sah den Hauptmann an, und der Hauptmann sah den König an, dann neigte der König den Kopf. Es war eine Geste, wie sie ein Edelmann vor einer Dame vollführte, wenn er ihr die Tür öffnete.
    Mit rauer Stimme sagte der König: »Dieser Edelmann hat überall im Königreich Albia die Macht, jemanden zum Ritter zu schlagen, wobei es gleichgültig ist, wie gering der Stand des zum Ritter Erhobenen oder wie niedrig seine Herkunft sein mag. Das ist mein Wort.«
    Der Hauptmann verneigte sich tief vor dem König, und der Captal schwieg.
    Der König nahm die Verneigung des Hauptmanns zur Kenntnis und führte die Königin den Berg hinauf bis zur Festung.
    Der Hauptmann fing den Blick des Captal auf. Jean de Vrailly hatte vor nichts Angst, und so blieb er einfach stehen.
    »Ich habe es wohl geschafft, Euch zu beleidigen?«, meinte er. »Es fällt mir schwer zu verstehen, wie eine Hure wie Ihr überhaupt beleidigt werden kann. Ihr kämpft doch nur für Geld.«
    Der Hauptmann musste sich beherrschen. Dafür ließ er sich Zeit. Und legte sich in aller Ruhe seine Antwort zurecht, während der Captal aus Gründen der Konvention so bewegungsunfähig war wie ein Schmetterling, den man auf ein Blatt Pergament gespießt hatte.
    »Manchmal kämpfe ich auch ohne Bezahlung«, sagte er. »Aber nur dann, wenn mich die Sache wirklich interessiert.« Er hielt inne und fesselte den Captal mit seinem Blick. »Aber ich glaube, am Ende wird mich doch noch jemand dafür bezahlen, dass ich einen verrückten Hund wie Euch zur Strecke bringe.«
    Jean de Vrailly lächelte – es war ein wunderschönes Lächeln, das sein ganzes Gesicht ausfüllte. »Aha«, gab er zurück und lachte. »Ich freue mich schon auf Euren Versuch.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, murmelte der Hauptmann. Er war sich nicht sicher, ob er bei diesem Wortwechsel den Sieg davongetragen hatte, aber jedenfalls ging er davon, ohne über seine eigenen Füße zu stolpern.
    Lissen Carak · Michael
    Der Graf von Towbray verließ seinen Soldatentrupp und rannte die Treppe hinter der Kommandantur

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