Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
weiteren Laut zu Boden.
Die anderen Knappen lachten und sahen de Vrailly an, der dem Bewusstlosen eine kleine Börse zuwarf. »Hier ist Geld , Wirt.« Er lachte. »Wir wollen diesen Leuten beibringen, sich wie zivilisierte Menschen und nicht wie Tiere zu benehmen. Brennt die Herberge nieder!«
Bevor der letzte Wagen ihrer kleinen Armee auf die Straße gerollt war, stieg eine Rauchwolke hoch über Lorica in den Himmel auf.
Eine Stunde später befand sich Gaston an der Seite seines Vetters, als sie den Grafen von Towbray und dessen Gefolge an der Stelle trafen, wo die Straße von Lorica die Nordstraße kreuzte. Der Mann hatte fünfzig Lanzen dabei – nach albischen Maßstäben eine große Streitmacht. Der Graf steckte in voller Rüstung und trug seinen Helm. Er hatte einen Herold vorausgesandt, der den Captal de Vrailly und all jene, die ihn begleiten , zum Treffen mit dem Grafen einlud, und zwar im Schatten einer großen Eiche, die einsam an der Straßenkreuzung wuchs.
Gaston lächelte über die Vorsicht des Grafen. »Hier ist ein Mann, der das Wirken der Welt versteht«, sagte er.
»Er ist bei uns aufgewachsen«, stimmte ihm de Vrailly zu. »Komm, wir reiten zu ihm. Er hat sechs Lanzen bei sich. Wir nehmen genauso viele mit.«
Der Graf hob sein Visier, als sie sich begegneten. »Jean de Vrailly, Sieur de Ruth?«, fragte er.
De Vrailly nickte. »Ihr erinnert Euch nicht an mich«, sagte er. »Ich war noch sehr jung, als Ihr durch den Osten gereist seid. Dies hier ist mein Vetter Gaston, Herr von Eu.«
Towbray reichte ihnen nacheinander die gepanzerte Hand. Seine Ritter sahen unbeteiligt zu, hatten die Visiere geschlossen und die Waffen zur Hand.
»Hattet Ihr Schwierigkeiten in Lorica?«, fragte der Graf und deutete auf die Rauchsäule am Horizont.
De Vrailly schüttelte den Kopf. »Keine Schwierigkeiten«, sagte er. »Ich habe nur ein paar überfällige Lektionen erteilen müssen. Diese Leute haben vergessen, was ein Schwert ist, und außerdem haben sie vergessen, welchen Respekt sie einem Mann des Schwertes zu zollen haben. Ein armseliger Ritter hat mich herausgefordert – natürlich habe ich ihn besiegt. Ich bringe ihn nun nach Harndon, um Lösegeld für ihn zu fordern, nachdem ich ihn dem König gezeigt habe.«
»Wir haben die Herberge niedergebrannt«, unterbrach ihn Gaston. Er hielt es für eine dumme Tat, und sein Vetter ermüdete ihn allmählich.
Der Graf sah de Vrailly böse an. »Welche Herberge?«, fragte er.
De Vrailly erwiderte seinen Blick. »Es gefällt mir nicht, in diesem Ton befragt zu werden, Mylord.«
» Zu den zwei Löwen. Kennt Ihr sie?« Gaston beugte sich hinter seinem Vetter vor.
»Ihr wollt die Zwei Löwen niedergebrannt haben?«, erstaunte sich der Graf. »Diese Herberge gibt es schon seit unvordenklichen Zeiten. Sie hat archaische Fundamente.«
»Ich vermute, sie sind auch immer noch da, sodass ein anderer Bauer seinen Schweinekoben darüber errichten kann.« De Vrailly runzelte die Stirn. »Sie sind wie die Ratten umhergehuscht, um das Feuer zu löschen, und ich habe sie nicht davon abgehalten. Aber man hat mich beleidigt. Darum musste ich ihnen diese Lektion erteilen.«
Der Graf schüttelte den Kopf. »Ihr habt so viele Männer mitgebracht. Ich sehe etwa dreihundert Ritter. Stimmt das? In ganz Albia gibt es nur etwa viertausend Ritter.«
»Ihr wolltet eine starke Streitmacht haben. Und Ihr wolltet über mich verfügen«, sagte de Vrailly. »Hier bin ich also. Wir haben ein gemeinsames Ziel – und ich habe Euren Brief. Ihr schriebt, ich sollte alle Kämpfer mitbringen, die ich bekommen kann. Hier sind sie.«
»Ich vergesse bisweilen, wie reich der Osten ist, mein Freund. Dreihundert Lanzen?« Der Graf schüttelte den Kopf. »Ich kann sie fürs Erste bezahlen, aber nach dem Frühlingsfeldzug müssen wir zu einer neuen Übereinkunft kommen.«
De Vrailly sah seinen Vetter an. »Allerdings. Im Frühling werden wir eine ganz andere Übereinkunft haben.«
Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit des Grafen von dem Karren in der Mitte der Kolonne in Anspruch genommen.
»Gütiger Christus«, sagte er. »Ihr wollt doch wohl nicht behaupten, dass Ser Gawin Murien Euer Gefangener ist? Seid Ihr denn verrückt geworden?«
De Vrailly zerrte sein Pferd so heftig herum, dass Gaston Blut an seinem Maul sah.
»Auf diese Weise redet Ihr nicht mit mir, Mylord!«, beharrte de Vrailly.
Der Graf preschte an der Kolonne entlang und achtete dabei nicht auf seine Soldaten, die sich bemühten,
Weitere Kostenlose Bücher