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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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nennen?«
    Gaston schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Wenn wir so weitermachen, werden wir gleich gegeneinander kämpfen. Auch wenn du vielleicht der beste Ritter der Welt bist, ich habe dir doch die Knöchel mehr als einmal blutig geschlagen, oder?«
    Ihre Blicke begegneten sich, und Gaston sah das Glitzern in de Vraillys Augen. Gaston hatte den Vorteil, ihn schon sein ganzes Leben lang zu kennen.
    De Vrailly zuckte die Achseln. »Hättest du diese Fragen nicht vor unserer Abreise stellen können?«
    Gaston rümpfte die Nase. »Wenn du ›Kampf‹ sagst, dann kämpfe ich. Oder? Du sagst: Ruf deine Ritter zusammen, wir erobern Albia. Ich sage: Schön, wir werden reich und mächtig sein. Oder?«
    »Ja!«, meinte de Vrailly und lächelte dabei.
    »Aber wenn du mir sagst, dass ein Engel Gottes dir sehr eingehende militärische und politische Anweisungen gibt …« Nun war es Gaston, der mit den Schultern zuckte.
    »Morgen früh werden wir den Grafen von Towbray treffen. Er wird uns in seine Dienste nehmen. Er wünscht sich das, was sich auch mein Engel wünscht.« Zum ersten Mal schien de Vrailly zu zögern.
    Gaston nutzte die Gelegenheit. »Vetter, was wünscht sich dein Engel? «
    De Vrailly trank noch mehr Wein, stellte dann den Becher auf die Truhe und schüttelte sich die rechte Armschiene ab, während sein jüngerer Knappe die untere Schiene löste. »Wer kann schon wissen, was sich ein Engel wünscht?«, fragte er ruhig. »Aber die Wildnis hier muss vernichtet werden. Das ist es, was der Vater des Königs geplant hatte. Weißt du, dass sie deshalb Schneisen zwischen den Ortschaften geschlagen haben? Sie haben auf windreiche Tage gewartet und Feuer gelegt. Die alten Ritter des Königs haben vier große Schlachten gegen die Wildnis geschlagen. Was würde ich dafür geben, daran teilgenommen zu haben! Die Kreaturen der Wildnis sind zum Kampf hervorgekommen – ganze Armeen von ihnen!« In seinen Augen leuchtete es.
    Gaston hob eine Braue.
    »Der alte König war größtenteils erfolgreich, aber schließlich musste er im Osten weitere Ritter anwerben. Seine Verluste waren fürchterlich.« De Vrailly wirkte jetzt ganz so, als sähe er es mit eigenen Augen. »Sein Sohn, der jetzige König, hat gut gekämpft, um das zu halten, was sein Vater der Wildnis abgerungen hatte, aber er nimmt ihr kein neues Land mehr ab. Mein Engel wird das ändern. Wir werden die Wildnis wieder hinter den Wall zurücktreiben. Ich habe es gesehen.«
    Gaston stieß den lange angehaltenen Atem aus. »Vetter, wie fürchterlich waren diese Verluste?«
    »Sehr schlimm, vermute ich. In der Schlacht bei Chevin hat König Hawthor angeblich fünfzigtausend Mann verloren.« De Vrailly zuckte mit den Schultern.
    »Diese Zahl ist so gewaltig, dass sie mir Kopfschmerzen verursacht«, sagte Gaston. »Das entspricht der Bevölkerung einer großen Stadt. Wurden die Verluste ersetzt?«
    »Beim Erlöser, nein! Glaubst du, wenn es so wäre, könnten wir mit dreihundert Lanzen die Herrschaft über dieses Land zu erringen versuchen?«
    Gaston spuckte aus. »Gütiger Christus …«
    »Keine Blasphemien, bitte!«
    »Dein Engel will, dass wir dieses Reich mit dreihundert Lanzen erobern, damit wir Krieg gegen die Wildnis führen können?« Gaston trat nahe an seinen Vetter heran. »Soll ich dir eine Ohrfeige geben, damit du aufwachst?«
    De Vrailly erhob sich. Mit einer kurzen Geste entließ er seine Knappen. »Es ist nicht schicklich, dass du mein Wort in dieser Frage anzweifelst, Vetter. Es genügt schon, dass du deine Ritter gerufen hast und mir folgst. Gehorche mir. Das ist alles, was du wissen musst.«
    Gaston machte ein Gesicht wie ein Mann, der auf einen üblen Gestank gestoßen ist. »Ich bin dir immer gefolgt«, sagte er.
    De Vrailly nickte.
    »Und ich habe dich vor einer Reihe von Fehlern bewahrt«, fügte Gaston hinzu.
    »Gaston«, sagte de Vrailly mit sanfterer Stimme, »wir sollten uns nicht streiten. Ich werde vom Himmel beraten. Sei nicht eifersüchtig darauf!«
    »Gern würde ich deinem Engel auch einmal begegnen«, sagte Gaston.
    De Vrailly kniff die Augen zusammen. »Vielleicht ist mein Engel nur für mich bestimmt«, sagte er. »Schließlich bin ich allein der größte Ritter.«
    Gaston seufzte, ging zum Fenster und blickte auf die einsame Gestalt hinunter, die noch immer im Hof kniete, während die beiden Leichname bereits in Leinen gewickelt und für die Beerdigung vorbereitet waren.
    »Was hast du mit diesem Mann vor?«, fragte Gaston.
    »Ich

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