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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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begann einen Tanz.
    Der Dämon beobachtete sie hingerissen, und ebenso der Magus.
    Sie drückte sich im Schwung ihrer Hüften und in den Bewegungen ihrer über den Kopf gereckten Hände aus und machte nur ein Dutzend Schritte – es war ein Frühlingstanz, naiv und von keiner großen Übung verdorben.
    Das Geschöpf in der Machtblase schüttelte den Kopf. »Eyah!«
    Es machte einen Schritt auf die Königin zu, und sein Haupt berührte den Rand des Pentagramms. Das Wesen schrie vor Wut auf, fuhr mit seinem Schwert über das Sigill und schnitt einen Spalt in den Schieferboden, der den Kreis unterbrach.
    Die Königin streckte den Fuß aus, legte die Zehen über den Spalt, und sofort schloss er sich wieder.
    Harmodius keuchte auf. Schnell wie ein Terrier, der es auf eine Ratte abgesehen hat, steckte er seinen Stab durch den Schild und lenkte die Macht, die er aus seinem Phantasma gesammelt hatte, auf den Dämon.
    Dieser wirbelte von der Königin weg und stellte sich mit erhobenem Schwert vor den Magus – aber er unternahm nichts. Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich. Plötzlich veränderte sich sein Aussehen; er stieg in die Luft, erglühte weiß, wurde zu einem Engel mit Schwanenschwingen, fiel wieder auf den Steinboden, wand sich, wurde zu einem scheußlichen Tausendflüßler, der größer als ein Pferd war und sich in den Grenzen des Schildes zusammenrollte. Harmodius hob seinen Stab. Freude durchzuckte sein Herz – die reine Freude darüber, eine Theorie auf die Probe gestellt und darin mehr Gold als Schlacke gefunden zu haben.
    Harmodius zog seinen Stab aus dem Kreis und zischte: » Ithi! «
    Das Pentagramm war leer.
    Harmodius war zu stolz, um zusammenzusacken. Er trat an die Seite der Königin und schlang die Arme mit einer Vertrautheit um sie, die für ihn selbst überraschend war.
    Sie küsste ihn zärtlich.
    »Du bist ein alter Narr«, sagte sie, »aber ein brillanter und tapferer alter Narr, Harmodius.« Ihr Lächeln war warm und anerkennend. »Ich hatte ja keine Vorstellung … ich habe noch nie gesehen, dass du so etwas getan hast.«
    »Oh«, sagte er in den Duft ihres Nackens hinein – und eine ganze Galaxie neuen Wissens durchdrang ihn dabei. Aber er machte sich von ihr frei und verneigte sich. »Ich verdanke Euch mein Leben«, sagte er. »Was seid Ihr?«
    Das Lachen, das sie nun von sich gab, schien allem Bösen zu spotten. »Was ich bin?«, meinte sie und schüttelte den Kopf. »Du lieber alter Narr.«
    »Aber ich bin noch weise genug, um zu Euren Füßen zu dienen, Euer Gnaden.« Er verneigte sich besonders tief.
    »Du bist wie ein Junge, der ein Hornissennest angreift, weil er sehen will, was dann wohl geschieht. Doch ich rieche den Triumph des kleinen Jungen an dir, Harmodius. Was haben wir heute gelernt?« Sie setzte sich plötzlich in einen Sessel, ohne vorher die Schriftrollen daraus zu entfernen. »Und woher kam dieser plötzliche Ausbruch von Wagemut? Deine Vorsicht ist doch bei Hofe geradezu sprichwörtlich.« Sie lächelte, und einen Augenblick lang war sie nicht mehr das naive junge Mädchen, sondern eine alte und sehr weise Königin. »Einige behaupten, du habest überhaupt keine Macht, sondern seiest nichts anderes als ein königlicher Scharlatan.« Ihr Blick glitt zu dem Pentagramm. »Anscheinend haben diese Personen unrecht.«
    Auf ihre knappe Handbewegung hin eilte er los und schenkte ihr Wein ein. »Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was wir heute gelernt haben«, sagte er behutsam. Schon kehrte seine vorsichtige Art zurück. Aber er wusste , dass er recht hatte.
    »Rede mit mir, als wäre ich eine Schülerin – eine dumme Schülerin, die sich die Grundzüge der Hermetik aneignen möchte«, sagte sie und trank seinen Wein. Ihre zufriedene Miene und die Art, wie sie den Kopf in den Nacken warf, verrieten ihm, dass auch sie einen Augenblick des Grauens verspürt hatte. Sie war eine Sterbliche. Manchmal vergaß er das. »Weil ich die Macht benutzen kann, nimmst du wahrscheinlich an, dass ich auch ihre Funktionsweise kenne. Dass wir denselben Wissensstand haben. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die Sonne bestrahlt mich, und ich spüre die Berührung Gottes, und manchmal kann ich mit seiner Hilfe Wunder wirken.« Sie lächelte.
    Er dachte, dass ihre Selbstsicherheit, wenn sie nicht im Zaum gehalten wurde, sie schrecklicher als jedes Ungeheuer machen konnte.
    »Nun gut, Euer Gnaden. Ihr wisst, dass es zwei Schulen der Macht gibt – zwei Quellen für

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