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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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das Wirken der Phantasmata.« Er legte seinen Stab vorsichtig in die Ecke, kniete dann nieder und wischte das Pentagramm vom Boden.
    »Weiß und schwarz«, sagte sie.
    Er sah sie finster an.
    Lächelnd zuckte sie die Achseln. »Du bist so schlicht, mein Magus. Es gibt die Macht der Sonne, rein wie das Licht, uneingeschränkt, ungebunden – das Zeichen der Freude Gottes an aller Schöpfung. Und es gibt die Macht der Wildnis, für die den Kreaturen, die sie besitzen, ein Ausgleich gegeben werden muss, und jeder Pakt wird mit Blut besiegelt.«
    Harmodius rollte mit den Augen. »Besiegelt! Pakt! Nein, Blut spielt dabei eigentlich keine Rolle.« Er nickte. »Aber dort ist die Macht. Sie steigt vom Boden auf, vom Gras, von den Bäumen und den Geschöpfen, die zwischen diesen Bäumen leben.«
    Sie lächelte. »Ja. Ich kann sie fühlen, auch wenn sie mir nicht freundlich gesinnt ist.«
    »Wirklich?«, fragte er und schalt sich sogleich einen Narren. Warum hatte er die Königin nicht früher danach gefragt? Ein ungefährlicheres Experiment kam ihm in den Sinn. Aber was vorbei war, war vorbei. »Ihr spürt die Macht der Wildnis?«
    »Ja«, sagte sie, »manchmal stärker und manchmal schwächer – sogar in diesen armen toten Wesen, die unsere Halle schmücken.«
    Er schüttelte den Kopf über seine eigene Dummheit – über seine Anmaßung.
    »Spürt Ihr die Macht der Wildnis auch in diesem Raum?«, fragte er.
    Sie nickte. »Die grüne Lampe ist ein Gegenstand aus der Wildnis, nicht wahr? Es ist eine Elfenlampe.«
    Er nickte. »Könnt Ihr von der Macht, die aus solchen Dingen strömt, etwas nehmen und sie benutzen, Euer Gnaden?«
    Sie erschauerte. »Warum stellst du eine solche Frage? Jetzt muss ich dich doch als geistlos betrachten, Magus.«
    Ha, dachte er. Ich bin doch nicht annähernd so anmaßend wie sie.
    »Aber ich habe einen mächtigen Dämon des Abgrunds heraufbeschworen, oder?«, fragte er.
    Sie lächelte. »Vielleicht nicht aus dem tiefsten Abgrund, aber du hast recht, ja.«
    »Würdet Ihr nicht sagen, dass er im Pakt mit der Wildnis steht?«, fragte er.
    »Gott ist die Sonne und die Macht der Sonne – und Satan wohnt in der Macht der Wildnis.« Sie leierte diese Worte herunter wie ein Schulmädchen. »Die Dämonen benutzen die Macht der Wildnis. Als Satan sich von Gott lossagte und seine Legionen in die Hölle führte, wurde die Magie in zwei Mächte zerbrochen, die Grüne und die Goldene. Gold steht für die Diener Gottes. Grün steht für die Diener Satans.«
    Er nickte und seufzte. »Ja«, sagte er. »Aber es ist natürlich in Wirklichkeit noch wesentlich komplizierter.«
    »O nein«, erwiderte sie und zeigte damit wieder ihre eisige Selbstsicherheit. »Ich glaube, die Menschen neigen lediglich oft dazu, die Dinge unnötig zu verkomplizieren. Die Nonnen haben mir das beigebracht. Willst du etwa behaupten, dass sie mich angelogen haben?«
    »Ich habe soeben einen Dämon mit der Macht der Sonne gefüttert. Ich habe ihn durch die Macht der Sonne beschworen.« Harmodius lachte auf.
    »Nein, du hast ihn damit gebannt.« Ihr silbernes Lachen ertönte. »Du willst mich necken, Magus!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gebannt, nachdem ich ihm so viel Macht gegeben hatte, dass er wachsen konnte«, sagte der Magus. »Reines Helios , das ich durch die Hilfe meiner Instrumente zusammengezogen habe, denn ich besitze doch nicht die besonderen Fähigkeiten Euer Gnaden.« Was immer diese auch sein mögen.
    Sie sah ihn gleichmütig an. In ihrem Blick lagen weder List noch Tändelei, weder Spott noch feiner Magnetismus, und nicht einmal ihre übliche Belustigung.
    »Und was bedeutet das?«, wollte sie mit einem Flüstern wissen.
    »Fragt mich das noch einmal, Euer Gnaden, wenn ich ihn in einer Woche erneut beschwöre. Sagt mir, dass Ihr an jenem Tag wieder neben mir stehen werdet. Ich bin Euch verpflichtet, aber mit Euch …«
    »Was willst du erreichen, Magus? Bleibt das noch im Bereich dessen, was die Kirche billigt?« Sie sprach langsam und bedächtig.
    Er zog die Luft ein. Und stieß sie wieder aus. Die Kirche kann mich mal, dachte er und sagte laut: »Ja, Euer Gnaden.« Nein, Euer Gnaden. Vielleicht nicht. Aber die Kirchenmänner sind keine Wissenschaftler. Sie sind nur daran interessiert, den gegenwärtigen Zustand aufrechtzuerhalten.
    Die Königin schenkte ihm ein wunderbares Lächeln. »Ich bin bloß ein junges Mädchen«, sagte sie. »Sollten wir nicht besser einen Bischof fragen?«
    Harmodius kniff die Augen

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