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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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erwiderte Measure. »Da habe ich nicht vor, auch noch sauber herauszukommen.«
    »Mein Junge, Ihr habt eine ganze lange Nacht Zeit gehabt, Euch die Sache zu überlegen«, sagte Harrison. »Und jetzt müßt Ihr Euch entscheiden. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Ihr mir nützlich sein könnt. Entweder, indem Ihr am Leben bleibt und allen davon erzählt, wie man Euren Bruder zu Tode gemartert hat, wie er jede Sekunde einen Schrei ausgestoßen hat. Ihr macht eine gute Geschichte daraus und erzählt auch alles über Ta-Kumsaw und den Propheten, daß sie dabei waren und die eigenen Hände ins Blut des Jungen tauchten. Wenn Ihr eine solche Geschichte erzählt, dann ist es die Sache wert, Euch am Leben zu halten.«
    »Ta-Kumsaw hat mein Leben vor Euren Chok-Taw Roten gerettet«, widersprach Measure. »Das ist die einzige Geschichte, die ich erzählen werde. Außer, daß ich natürlich auch erwähnen werde, daß Ihr wolltet, ich solle eine andere Geschichte erzählen.«
    »Das habe ich mir gedacht«, meinte Harrison. »Aber selbst wenn Ihr mich angelogen und versprochen hättet, die Geschichte in meiner Fassung zu erzählen, hätte ich Euch wahrscheinlich doch nicht geglaubt. Wir sind uns also einig. Wir treffen die andere Wahl.«
    Measure wußte, daß Harrison vorhatte, seinen Leichnam mit allen Spuren der Folter vorzuzeigen. Als Toter konnte er niemandem erzählen, wer ihm die Schnitt- und Brandwunden zugefügt hatte. Nun, dachte Measure, du wirst schon sehen, daß ich so tapfer sterben werde wie ein Mann.
    Harrison winkte einem großen, häßlichen Schiffer zu, der an der Wand lehnte.
    »Mike Fink, das hier ist ein weißer Überläufer, der allen Schandtaten Ta-Kumsaws und seiner Bande von Kindermördern und Vergewaltigern beigewohnt hat. Ich hoffe, daß Ihr ihm einige seiner Knochen brechen werdet.«
    Fink stand da und überlegte. »Ich schätze, er wird mächtig viel Geschrei machen, Gouverneur.«
    »Nun, dann müßt Ihr ihn eben knebeln.« Harrison holte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche. »Hier, stopft ihm das in den Mund.«
    Fink gehorchte. Measure versuchte, den Blick von ihm abzuwenden, versuchte, der Furcht mit Ruhe zu begegnen. Das Taschentuch verstopfte seinen Mund, bis er würgen mußte. Er konnte sich nur beherrschen, indem er langsam und ruhig durch die Nase atmete. Fink band sein eigenes rotes Halstuch so dicht um Measures Gesicht, daß der Knebel noch tiefer in die Kehle gedrückt wurde.
    »Knochen brechen, so etwas tun die Roten aber nicht«, meinte Fink. »Meistens schneiden und sengen sie.«
    »Nun, wir haben keine Zeit für so etwas. Den Körper könnt Ihr auch noch ansengen, nachdem er tot ist. Es geht uns darum, eine farbenfrohe Leiche zu erhalten, Mike, nicht darum, diesem Jungen Schmerz zuzufügen. Wir sind schließlich keine Wilden, zumindest die meisten von uns.«
    Mike gluckste, dann streckte er den Arm vor, nahm Measure an der Schulter und trat ihm auf die Füße. Nie in seinem Leben hatte Measure sich so hilflos gefühlt. Fink war keinen Zoll größer als er, und Measure kannte einige Ringerkniffe, doch Fink versuchte gar nicht erst, mit ihm zu kämpfen. Einfach nur ein Griff und ein Tritt, und schon lag Measure auf dem Boden.
    »Müßt Ihr ihn nicht erst festbinden?« fragte Harrison.
    Zur Antwort packte Fink Measures linkes Bein so fest und riß es so hoch, daß Measure über den Boden glitt. Keine Chance, selbst einen Tritt zu plazieren. Dann schlug Fink Measures Bein hart und heftig auf seinen eigenen Oberschenkel. Die Beinknochen brachen wie Zündholz. Measure schrie in den Knebel hinein, dann hätte er fast das Taschentuch eingesaugt, als er nach Luft japste. Nie in seinem Leben hatte er solche Schmerzen erlitten. Einen wahnwitzigen Augenblick lang dachte er: So hat sich Alvin gefühlt, als dieser Mühlstein ihm aufs Bein gefallen ist.
    »Nicht hier drin«, sagte Harrison. »Bringt ihn hinaus. Erledigt das im Keller.«
    »Wie viele Knochen soll ich ihm brechen?« fragte Fink.
    »Alle.«
    Fink packte Measure am Arm und am Bein und warf ihn über die Schulter. Trotz seines Schmerzes versuchte Measure den einen oder anderen Hieb zu plazieren, doch Fink riß seinen Arm herunter und brach ihn am Ellenbogen.
    Auf dem Weg hinaus war Measure kaum noch bei Bewußtsein. In der Ferne hörte er jemanden rufen: »Wen habt Ihr da?«
    Fink brüllte zurück: »Haben einen roten Spion gefangen, der hier herumgeschlichen ist!«
    Die Stimme in der Ferne kam Measure irgendwie vertraut vor, doch er

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