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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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auch die aufgerissenen Eingeweide«, berichtete Alvin. »Und die Knochen deines linken Arms waren ziemlich gerade, die sind also schon in Ordnung, kannst du es spüren?«
    Es stimmte, daß Measures linker Arm keinen Schmerz mehr ausstrahlte. Er besaß etwas Kraft, er konnte ihn bewegen.
    »Deine Rippen«, sagte Alvin. »Sie stehen hervor. Du mußt sie wieder an die richtige Stelle zurückdrücken.«
    Measure drückte an einer und wäre vor Schmerz fast wieder in Ohnmacht gefallen. »Das kann ich nicht.«
    »Du mußt es tun.«
    »Sorg dafür, daß es nicht weh tut.«
    »Measure, ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Jedenfalls nicht so, daß du dich dann auch noch bewegen kannst. Du mußt es durchstehen. Alles, was du wieder an die richtige Stelle bringst, kann ich richten, aber dann wird es auch nicht mehr weh tun, aber zunächst mußt du es zurechtlegen, du mußt einfach!«
    »Tu du es doch.«
    »Ich kann es nicht, Measure, weil ich nicht hier bin.«
    Das ergab für Measure keinen Sinn. Vielleicht träumte er ja nur. Aber Alvin ließ sich nicht abschütteln. Also drückte Measure. Es tat fürchterlich weh, doch Alvin hielt Wort. Kurz darauf schmerzte die behandelte Stelle nicht mehr.
    Es dauerte alles so lang. Der Schmerz schien nicht mehr enden zu wollen. Doch zwischendurch, während Alvin die einzelnen Knochen heilte, erklärte Measure ihm, was gesehen war, und Alvin erzählte ihm, was er wußte, und schon bald begriff Measure, daß es hier um noch sehr viel mehr ging als darum, das Leben eines jungen Mannes in einem Kartoffelkeller zu retten.
    Endlich, endlich war es vorbei. Measure konnte es kaum glauben. Er hatte so lange unter Schmerzen gelitten, daß es schon richtig seltsam geworden war, keine Schmerzen mehr zu empfinden.
    Er hörte das Donnern, das Donnern von feuernden Kanonen. »Hörst du das, Alvin?« fragte er.
    Alvin konnte es nicht hören.
    »Die Schießerei hat angefangen. Die Kanonen.«
    »Dann lauf, Measure! Lauf so schnell du kannst!«
    »Alvin, ich befinde mich in einem Kartoffelkeller. Die haben die Tür verriegelt.«
    Alvin fluchte und benutzte dabei einige Worte, von denen Measure nicht geglaubt hätte, daß der Junge sie überhaupt jemals gehört hatte.
    »Alvin, da hinten habe ich einen halben Tunnel ausgegraben. Du kommst doch so gut mit Gestein zurecht. Vielleicht könntest du die Erde dort für mich etwas lockern, dann könnte ich mich sehr schnell ins Freie vorgraben.«
    Und so funktionierte es auch. Measure ließ sich ins Loch rollen und schloß einfach die Augen, dann krallte er die Hände ins Erdreich über seinem Kopf. Es war völlig anders als am Vortag, als er sich die Finger wundgescheuert hatte. Jetzt glitt alles nur so unter seinen Fingern davon; und unter seinen Füßen wurde die Erde wieder fest.
    Ich schwimme durch die Erde, so ist das, dachte er, und er begann zu lachen, so leicht und so seltsam war alles.
    Sein Lachen verstummte, als er auf der Oberfläche angekommen war. Nun befand er sich direkt hinter dem Keller. Der Himmel war schon ziemlich hell, es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis die Sonne aufging. Der Kanonendonner war verstummt. Bedeutete das etwa, daß es schon zu spät war? Aber vielleicht ließen sie ja auch nur die Rohre auskühlen. Oder sie bewegen die Kanonen an eine andere Stelle. Vielleicht war es den Roten aber auch sogar gelungen, die Kanonen zu erbeuten ...
    Doch wäre das wirklich eine gute Nachricht? Ob sie im Recht waren oder nicht, seine Brüder und sein Vater befanden sich bei diesen Kanonen, und wenn die Roten diese Schlacht gewinnen sollten, würden einige von ihnen möglicherweise sterben. Er mußte die Schlacht aufhalten, und so rannte er, rannte, wie er es noch nie in seinem Leben getan hatte. Alvins Stimme war inzwischen verstummt, doch Measure bedurfte keiner Ermutigung mehr. Er flog förmlich den Weg entlang.
    Unterwegs begegneten ihm zwei Leute. Mrs. Hatch, die gerade mit ihrem Wagen die Straße entlangkam, um Vorräte zu bringen, erblickte Measure, kreischte auf – immerhin trug er ja einen Lendenschurz und war so schmutzig, wie man es sich nur vorstellen konnte, kein Wunder, daß sie ihn für einen Roten hielt, der sie skalpieren wollte. Measure konnte nicht einmal mehr ihren Namen rufen, so schnell war sie vom Wagen gesprungen. Aber das paßte ihm gut. Er riß das Pferd aus seinem Geschirr, und dann ritt er schon auf dem Tier, galoppierte den Weg entlang und hoffte nur, daß das Pferd nicht stolpern und ihn abwerfen

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