Der rote Prophet
daß es kein Messer sein würde. Daß es nicht schnell gehen würde. Harrison mußte gewußt haben, daß Hooch die Flucht versuchen würde, deshalb hatte er Mike Fink gekauft, und nun würde Fink ihn umbringen.
Aber langsam, unheimlich langsam. Hooch hatte Zeit, dafür zu sorgen, daß er nicht allein sterben mußte.
Und als sich nun die Finger um seinen Hals schlössen und fest zudrückten, viel fester, als selbst Hooch es sich jemals hätte vorstellen können, so fest, daß er schon glaubte, es würde ihm den Kopf abreißen, zwang er sich dazu, seinen Funken zu aktivieren, das Faß zu finden, die Stelle genau, wo es sich auf dem Flachboot befand, um dieses Faß heiß werden zu lassen, so heiß wie möglich, immer heißer, immer heißer ...
Und er wartete auf die Explosion, wartete und wartete, doch sie kam nicht. Er hatte das Gefühl, als hätte Fink die Finger von vorn über die Kehle bis an seine Halswirbelsäule gepreßt, und er spürte, wie die Muskeln einfach nachgaben, wie er um sich trat, wie seine Lungen sich abmühten, um die Luft einzusaugen, die einfach nicht mehr kommen wollte, doch er hielt den Funken bis zum letzten Augenblick, wartete darauf, daß das Pulverfaß explodierte. Und dann starb er.
Mike Fink drückte noch eine ganze Minute zu, nachdem er tot war, vielleicht, weil er einfach nur gern einen toten Mann von seinen Händen herabbaumeln spürte. Das konnte man bei Mike Fink nie so genau sagen. Manche Menschen meinten, daß er ein durchaus netter Mann sein konnte, wenn er entsprechend gelaunt war. Das jedenfalls dachte Mike von sich selbst. Er mochte es, nett zu sein und Freunde zu haben und richtig gesellig zu trinken. Aber zu töten liebte er nun einmal auch.
Doch schließlich konnte man einen Leichnam nicht unendlich lange festhalten. Und so schob er Hoochs reglosen Körper ins Wasser.
»Rauch«, sagte einer der Schiffsjungen und gestikulierte.
Tatsächlich, mitten zwischen den Fässern stieg Rauch auf.
»Das Pulverfaß!« rief einer von ihnen.
Die Schiffsjungen rannten sofort vor der drohenden Explosion davon, aber Mike Fink lachte nur. Er trat zu den Fässern hinüber und begann sie zu entladen, stemmte sie auf die Pier, entlud sie so lange, bis er zur Mitte gelangt war, wo sich ein Faß befand, aus dem eine Lunte hervortrat. Dieses Faß nahm er jedoch nicht in die Hände. Er kippte es mit dem Fuß um und rollte es zu der freien Stelle am Rand des Boots hinüber.
Inzwischen waren die Schiffsjungen zurückgekehrt, um zu sehen, was hier geschah, da es doch nicht den Anschein hatte, als würde Mike Fink in die Luft fliegen. »Das Beil«, rief Mike, und einer der Jungen warf ihm das Beil zu, das er in einer Scheide am Gürtel trug. Es bedurfte einiger kräftiger Hiebe, doch schließlich sprang der Deckel des Fasses auf, worauf eine gewaltige Dampfschwade emporstieg. Das Wasser im Faß war so heiß, daß es immer noch kochte.
»Soll das heißen, daß es doch kein Schießpulver war?« fragte einer der Jungen. Nicht eben gewitzt, aber die Flußarbeiter waren auch nicht gerade für ihren hervorragenden Verstand bekannt.
»Oh, es war durchaus noch Schießpulver darin, als er das Faß hier hingestellt hat«, sagte Mike. »In Suskwahenny. Aber du glaubst doch wohl nicht, daß Mike Fink den ganzen Hio River auf einem Flachboot hinauf fährt, auf dem ein Pulverfaß mit einer heraushängenden Lunte steht, oder?«
Dann sprang Mike vom Schiff auf die Pier und rief so laut er konnte, ja so laut, daß die Eimerträger innehielten, um zuzuhören: »Mein Name ist Mike Fink, Jungs, und ich bin der niederträchtigste Sohn eines Alligatoren, der jemals einem Büffel den Kopf abgebissen hat! Ich esse Männerohren zum Frühstück und Bärenohren zum Abendessen, und wenn ich durstig bin, kann ich genug trinken, um die Niagarafälle auszutrocknen. Wenn ich pisse, steigen die Leute auf ihre Flachboote und treiben fünfzig Meilen flußabwärts, und wenn ich furze, füllen die Franzosen die Luft auf Flaschen ab und verkaufen sie als Parfüm. Ich bin Mike Fink, und das hier ist mein Flachboot. Und wenn ihr erbärmlichen kleinen Wichte jemals dieses Feuer löscht, gibt es für jeden von euch ein Glas Whisky gratis!«
Und dann führte Mike Fink die Schiffsjungen hinüber zum Fort, und sie bekämpften das Feuer so lange, bis der Regen kam und es löschte.
An diesem Abend, als die Soldaten alle tranken und sangen, saß Mike Fink völlig nüchtern da und fühlte sich recht gut, nun selbst im Branntweingeschäft
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