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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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dem Süden kommen. Rote, die noch nicht die Predigten des Propheten gehört haben, so daß sie noch immer Branntwein haben wollen. Rote, die noch über genügend Gehirn verfügen, um die Sache richtig zu machen, und die blutrünstig genug sind, um Kinder langsam zu Tode zu quälen. Und meine Ladung braucht Ihr zur Bestechung.«
    »Ihr liegt ziemlich richtig, Hooch.«
    »Ihr könnt sie haben, Bill. Laßt die Anklage gegen mich fallen, dann bekommt Ihr meinen ganzen Fusel umsonst.
    Gebt mir nur genug Geld, damit ich meine Schiffsjungen bezahlen kann, sonst stechen die mich auf dem Heimweg noch ab. Ich glaube, das ist wohl nicht zuviel verlangt.«
    »Also Hooch, Ihr wißt doch, daß ich noch mehr brauche als das.«
    »Aber das, Bill, ist nun einmal alles, was ich tun werde.«
    »Ich kann nicht derjenige sein, der diesen Cree-Eks oder Choc-Taws sagt, was geschehen muß. Das muß ein anderer tun. Jemand, den ich jederzeit verleugnen kann, sollte die Sache jemals herauskommen. Jemand, der dazu seinen eigenen Whisky benutzt, von dem ich nichts wußte.«
    »Bill, ich verstehe Euch zwar, aber Ihr habt von Anfang an richtig geraten. Ihr habt tatsächlich etwas gefunden, das so niederträchtig ist, daß ich nichts damit zu tun haben will.«
    Harrison musterte ihn böse. »Einen Offizier tätlich anzugreifen, ist ein Vergehen, das in diesem Fort mit dem Strang bestraft wird, Hooch. Habe ich das nicht deutlich genug gemacht?«
    »Bill, ich habe in meinem Leben gelogen, betrogen und manchmal auch getötet, um weiterzukommen, aber wenn ich etwas nicht getan habe, so ist es, jemanden zu bestechen, damit er irgendeiner Mutter die Kinder raubt und sie zu Tode foltert. Das habe ich, ganz ehrlich gesagt, noch nie getan. Und ebenso ehrlich gesagt: Ich werde es auch nicht tun.«
    Harrison studierte Hoochs Miene und mußte feststellen, daß es stimmte. »Wer hätte das gedacht! Es gibt tatsächlich noch eine Sünde, die so schlimm ist, daß nicht einmal Hooch Palmer sie begehen würde, selbst wenn er deswegen sterben müßte.«
    »Ihr werdet mich nicht umbringen, Bill.«
    »O doch, das werde ich, Hooch. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens habt Ihr mir die falsche Antwort auf meine Bitte gegeben, und zweitens habt Ihr sie überhaupt gehört. Ihr seid ein toter Mann, Hooch.«
    »Das soll mir recht sein«, meinte Hooch. »Und nehmt auch einen ordentlich kratzigen Strick dazu und einen guten, hohen Galgen, von dem ich zwanzig Fuß in die Tiefe stürze. Ich will eine Hinrichtung, an die sich die Leute noch lange erinnern werden.«
    »Ihr bekommt einen Ast an einem Bau, und wir werden den Strick ganz langsam hochziehen, damit Ihr erstickt, anstatt Euch das Genick zu brechen.«
    »Hauptsache, man erinnert sich daran«, versetzte Hooch.
    Harrison rief einige Soldaten und ließ Hooch ins Gefängnis führen. Diesmal traten und schlugen sie ihn auch, so daß Hooch einige neue Schürfungen und möglicherweise auch eine gebrochene Rippe davontrug.
    Viel Zeit hatte er auch nicht mehr.
    Also legte er sich ganz ruhig auf den Boden der Gefängniszelle. Die Betrunkenen waren verschwunden, aber die Ruhestörer waren noch da, sie hatten die Pritschen eingenommen, so daß ihm nur der Fußboden übriggeblieben war. Das war Hooch nicht sonderlich wichtig. Er wußte, daß Harrison ihm ein oder zwei Stunden Zeit gewähren würde, um sich die Sache noch einmal zu überlegen, danach würde er ihn hinausführen, ihm die Schlinge um den Hals legen und ihn töten. Natürlich würde er vielleicht versuchen, so zu tun, als gewährte er ihm eine letzte Chance, aber das würde er nicht ernst meinen, denn nun konnte er Hooch nicht mehr trauen. Hooch hatte ihm seinen Wunsch ausgeschlagen, so daß er ihm niemals mehr trauen würde, den Auftrag tatsächlich auszuführen, sollte er ihn doch laufenlassen.
    Nun, Hooch hatte vor, seine Zeit klug zu nutzen. Er fing ganz einfach an. Er schloß die Augen und ließ etwas Hitze in seinem Inneren entstehen. Einen Funken. Und dann ließ er den Funken hervortreten. Das war es, was die Rutengänger ihrem eigenen Bekunden nach taten, wenn sie ihre Rute nämlich unter den Boden schickten, um nachzusehen, wie es dort aussah. Er schickte seinen Funken auf die Suche und war schon bald am Ziel: Gouverneur Bills eigenes Haus. Der Funke war nun schon zu weit entfernt, als daß er damit eine besondere Stelle im Haus hätte ausmachen können, er konnte also nicht genau zielen. Daher pumpte er seinen ganzen Haß, seinen Zorn und seinen Schmerz in den

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