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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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zu sein. Nur einer der Schiffsjungen war jetzt bei ihm, der jüngste, der bewundernd zu Fink aufsah. Er saß und spielte mit der Lunte, die einmal in das Pulverfaß geführt hatte.
    »Diese Lunte hat nicht gebrannt«, sagte der Schiffsjunge.
    »Nein, ich schätze nicht«, meinte Mike Fink.
    »Wieso hat das Wasser dann gekocht?«
    »Ich schätze, Hooch hatte wohl noch ein paar Karten im Ärmel. Vermutlich hatte er auch etwas mit dem Feuer im Fort zu tun.«
    »Du hast es gewußt, nicht wahr?«
    Fink schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe einfach nur Glück gehabt. Ich habe einfach ein Gespür für die Dinge, so, wie ich ein Gespür für dieses Pulverfaß hatte, und dann tue ich einfach, was mein Gefühl mir eingibt.«
    »Meinst du so etwas wie eine magische Fähigkeit?«
    Zur Antwort stand Fink auf und zog die Hosen herunter. Auf seiner linken Hinterbacke war eine matte Tätowierung zu erkennen, mit sechs Seiten und ziemlich gefährlich anmutend. »Das hat meine Mama in mich hineinpieksen lassen, als ich einen Monat alt war. Sie meinte, das würde mich schützen, damit ich eines natürlichen Todes sterbe.« Dann zeigte er dem Jungen die andere Hinterbacke. »Und dieses hier ist dafür, daß ich mein Glück mache, hat sie gesagt. Ich wußte nicht, wie die Dinger funktionieren, und sie ist gestorben, ohne es mir zu sagen, aber es sieht so aus, als würden sie dafür sorgen, daß ich einfach Glück habe. Daß ich irgendwie weiß, was ich tun muß.« Er grinste. »Immerhin habe ich jetzt ein Flachboot und eine Ladung Whisky, nicht wahr?«
    »Wird der Gouverneur dir wirklich einen Orden dafür verleihen, daß du Hooch umgebracht hast?«
    »Na ja, jedenfalls dafür, daß ich ihn eingefangen habe, sieht ganz so aus.«
    »Ich schätze, der Gouverneur war wahrscheinlich nicht allzu traurig, daß der alte Hooch tot war.«
    »Nein«, meinte Fink. »Nein, ich glaube nicht. Ich und der Gouverneur, wir sind jetzt gute Freunde. Er meint, er hat da etwas, was er erledigen muß und glaubt, daß nur ein Mann wie ich das schafft.«
    Der Schiffsjunge blickte ihn treuherzig an. »Kann ich dir dabei helfen? Kann ich mit dir kommen?«
    »Warst du schon mal in einen Kampf verwickelt?«
    »In viele!«
    »Hast du schon mal ein Ohr abgebissen?«
    »Nein, aber ich habe einem Mann mal das Auge ausgestochen.«
    »Augen sind leicht. Augen sind weich.«
    »Und ich habe einem Mann fünf Zähne ausgeschlagen.«
    Darüber dachte Fink einige Sekunden nach. Dann grinste er und nickte. »Klar kannst du mit mir kommen, Junge. Bis ich fertig bin, wird es im Umkreis von hundert Meilen von diesem Fluß nicht einen Mann, nicht eine Frau und nicht ein Kind geben, die meinen Namen nicht kennen. Zweifelst du daran, Junge?«
    Der Junge zweifelte nicht daran.
    Am Morgen legten Mike Fink und seine Mannschaft ab und fuhren in Richtung des Südufer des Hio, mit einem Wagen beladen, einigen Maultieren und acht Fässern Whisky. Ausgerüstet, um mit den Roten etwas Handel zu treiben.
    Am Nachmittag beerdigte Gouverneur William Harrison die verkohlten Überreste seiner zweiten Frau und ihres kleinen Jungen, die beide das Pech gehabt hatten, gemeinsam im Kinderzimmer zu sein, als das Feuer ausgebrochen war.
    Ein Feuer in seinem eigenen Haus, von keiner Menschenhand entzündet, das ihm das raubte, was ihm das Liebste war, und keine Macht auf Erden konnte es ihm wieder zurückgeben.

7. Gefangenschaft
    Alvin Junior fühlte sich nie klein, es sei denn, daß er auf dem Rücken eines großen Pferdes saß. Nicht, daß er ein schlechter Reiter gewesen wäre – er kam mit Pferden ganz gut zurecht, sie warfen ihn nicht ab und er gab ihnen nie die Gerte. Nur hatte man die Steigbügel ganz hochschnallen und neue Löcher ins Leder stanzen müssen, damit er überhaupt reiten konnte. Al sehnte sich nach dem Tag, da er die Größe eines Erwachsenen haben würde. Andere mochten ihm zwar erzählen, daß er für sein Alter recht groß war, doch für Alvin bedeutete das gar nichts. Wenn man zehn Jahre alt war, dann war ›groß für sein Alter‹ immer noch alles andere als groß.
    »Das gefällt mir nicht, meine Jungen ausgerechnet während dieser Rotenunruhen fortzuschicken«, sagte Faith Miller.
    Mutter machte sich immer Sorgen, aber sie hatte auch guten Grund dazu. Sein ganzes Leben lang war Al irgendwie tolpatschig gewesen, hatte er ständig Unfälle gehabt. Zum Schluß wurde alles zwar wieder gut, aber häufig war es nur sehr knapp ausgegangen. Am schlimmsten war es vor wenigen Monaten

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