Der rote Prophet
sich Tenskwa-Tawa. Das heißt ›offenes Tor‹ oder so etwas. Dieses Tor würde ich nur zu gern schließen. Das hätte ich auch tun sollen, als ich noch Gelegenheit dazu hatte. Aber ich dachte mir, als er davonlief – Ihr müßt nämlich wissen, daß er davongelaufen ist, er hat ein Faß gestohlen und ist in den Wäldern verschwunden ...«
»Ich weiß, ich habe noch dabei geholfen, ihn zu suchen.«
»Nun, jedenfalls ist er nicht mehr zurückgekehrt. Ich hatte geglaubt, daß er sich mit diesem Faß wahrscheinlich zu Tode gesoffen hatte; aber jetzt erzählt er den Roten, wie er die ganze Zeit getrunken hat, aber daß Gott ihm Visionen schickte und daß er seitdem keinen Tropfen mehr anrührt.«
»Wenn man mir Visionen schickte, würde ich auch aufhören zu trinken.«
Harrison nahm einen weiteren Schluck Whisky. Diesmal aus dem Krug, da das Glas in einer Zimmerecke auf dem Boden lag. »Jetzt kennt Ihr mein Problem, Hooch.«
»Ich sehe, daß Ihr viele Probleme habt, Bill, aber ich weiß nicht, was das mit mir zu tun hat. Ich weiß nur, daß es kein Scherz war, als Ihr mir durch den Quartiermeister habt ausrichten lassen, daß Ihr nur vier Fässer wolltet.«
»Oh, das hat noch sehr viel mehr mit Euch zu tun, darauf könnt Ihr Euch verlassen, Hooch. Sehr viel mehr. Denn ich bin noch nicht geschlagen. Der Prophet hat mir zwar meine ganzen Whisky-Roten genommen, und Ta-Kumsaw hat meine weißen Bürger in Angst und Schrecken versetzt, aber ich gebe nicht auf.«
»Nein, Ihr seid niemand, der aufgibt«, erwiderte Hooch. Du bist eine schleimige, hinterhältige Schlange von einem Mann, aber niemand, der aufgibt. Das sagte er natürlich nicht, weil Harrison es mit Sicherheit falsch aufgefaßt hätte – aber für Hooch war das ein Kompliment. Genau seine Sorte Mann.
»Es geht um Ta-Kumsaw und den Propheten, so einfach ist das. Ich muß sie töten. Nein, ich muß sie erst schlagen, um sie danach zu töten. Ich muß es mit ihnen aufnehmen und sie beide lächerlich machen, um sie danach zu töten.«
»Gute Idee. Da werde ich gerne die Wetten annehmen.«
»Darauf würde ich auch wetten. Daß Ihr einfach nur dasteht und Wetten annehmt. Nun, ich kann meine Soldaten nicht einfach nach Norden schicken, um Prophetstown dem Erdboden gleichzumachen, weil Brustwehr-Gottes sich mir vom ersten Schritt an in den Weg stellen würde. Wahrscheinlich würde er die Streitkräfte von Fort Wayne zur Hilfe rufen. Vielleicht würde er sogar dafür sorgen, daß ich meines Postens enthoben würde. Also muß ich dafür Sorge tragen, daß die Leute in Vigor Church und den ganzen Wobbish entlang mich darum anflehen, sie von diesen Roten zu befreien.«
Endlich verstand Hooch, was Harrison vorhatte. »Ihr wollt eine Provokation.«
»Darum geht es, Hooch. Ich will, daß einige Rote nach Norden gehen und dort ordentlich Unheil stiften und daß sie allen erzählen, sie handelten im Auftrag von Ta-Kumsaw und dem Propheten. Denen will ich alles in die Schuhe schieben.«
Hooch nickte. »Ich verstehe. Dazu würde es nicht genügen, wenn sie nur ein paar Kühe forttreiben. Nein, das einzige, was die Leute im Norden in Aufruhr versetzen würde, bis sie nach Rotenblut gieren, wäre etwas außerordentlich Häßliches. Wenn man, zum Beispiel, ein paar Kinder entführt und sie zu Tode foltert und dann Ta-Kumsaws Namen in die Leichen ritzt und sie liegenläßt, damit man sie findet. Irgend etwas in der Art.«
»Nun, ich würde nicht so weit gehen, irgend jemandem aufzutragen, etwas so Furchtbares zu tun, Hooch. Tatsächlich würde ich überhaupt keine genauen Anweisungen erteilen, etwas zu tun, das die Weißen im Norden aufwiegelt.«
»Aber es würde Euch nicht überraschen, wenn es auf Vergewaltigung und Folter hinausliefe.«
»Ich möchte nicht, daß sie auch nur eine weiße Frau anrühren, Hooch. Das käme nicht in Frage.«
»Ach ja, das also nicht«, bemerkte Hooch. »Also heißt es doch eindeutig, Kinder zu foltern. Männliche Kinder.«
»Wie ich schon sagte, so etwas würde ich nie jemandem auftragen.«
Hooch nickte sanft, er behielt die Augen geschlossen. Harrison mochte zwar niemandem dergleichen auftragen, mit Sicherheit aber würde er ihm auch nicht sagen, er solle es nicht tun. »Und natürlich könnten es auch keine Roten aus dieser Gegend hier sein, Bill, weil sie alle fort sind und weil Eure zahmen Roten der nichtsnutzigste Abschaum auf Gottes Erdboden sind.«
»Das stimmt wohl so ziemlich.«
»Also braucht Ihr Rote, die flußabwärts aus
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