Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
Vom Netzwerk:
in Bewegung. Erde und Baumrinde wurden von den Ketten aufgewühlt und nach hinten weggeschleudert. Diesmal hielt der Panzer nicht mehr an.
    »Laufen Sie!«, schrie Pekkala.
    Maximow war schon unterwegs.
    Pekkala drehte sich um und sprintete zur Straße, wobei ihm die Flasche aus der Hand glitt, aber er blieb nicht mehr stehen, um sie aufzuheben. Er spürte das Fahrzeug direkt hinter sich.
    Maximow, der einen Augenblick zuvor noch neben ihm gestanden hatte, hatte sich seitlich zwischen die Bäume geworfen.
    Pekkala lief weiter.
    Der schwere Mantel zerrte an ihm, immer wieder rutschte er auf dem schlammigen Boden aus und sog mit jedem Atemzug den beißenden Rauchgeruch ein. Vor sich sah er die Straße und Kirow im hohen Gras am dahinter liegenden Graben, und er sah die Panzerbüchse, die direkt auf ihn gerichtet war.
    Das Dröhnen des Panzers wurde immer lauter. Pekkala war klar, dass er es nicht mehr zur Straße schaffen würde, ehe der T-34 ihn überrollte.
    »Schießen Sie!«, schrie er.
    Der Panzer war nur noch wenige Schritte hinter ihm.
    »Schießen Sie!«, brüllte Pekkala. Und dann rutschte er weg. Bevor ihm bewusst wurde, was geschah, lag er flach auf dem Boden.
    Eine Sekunde später rollte das gewaltige Fahrzeug mit ohrenbetäubendem Lärm über ihn hinweg. Links und rechts sah er die Gleisketten, und er war überzeugt, jeden Moment zerquetscht zu werden.
    Der Bauch des Panzers glitt über ihn, und dann sah er das Mündungsfeuer des PTR, gleich darauf, als das Titangeschoss in den Turm einschlug, war ein gewaltiger Knall zu hören.
    Die Panzerketten standen still, das Fahrzeug kam zum Halt, der Motor ging in den Leerlauf.
    Der Schuss, dachte Pekkala, hatte den Turm nicht durchschlagen. Kropotkin war also noch am Leben.
    Und dann hörte er das Rattern des Maschinengewehrs. Geschossgarben strichen über den Straßengraben. Die Bäume, hinter denen Kirow in Stellung gegangen war, wurden geschält, Rindenstücke flogen davon, ganze Bäume wurden niedergemäht.
    Pekkala legte sich schützend die Arme über den Kopf, wandte sich dann um und sah, wie Maximow aus dem Wald kam. In der Hand hielt er die Flasche mit dem entflammbaren Material, an dem Stoffpfropfen züngelten ölige Flammen.
    »Hauen Sie ab!«, schrie Maximow. »Verdammt, Pekkala, kommen Sie da raus!« Einige wenige Schritte noch, dann hatte Maximow den T-34 erreicht und schwang sich hinten auf die Motorabdeckung.
    Pekkala robbte unter dem Panzer durch den Dreck, krallte sich in den Boden und versuchte, unter der Wanne herauszukommen, bevor Maximow den Sprengsatz zur Explosion brachte. Er hatte sich gerade freigekämpft, als er hinter sich das Bersten von Glas hörte. Maximow hatte die Flasche zerbrochen. Gleich darauf ertönte ein Röhren, und die brennende Flüssigkeit tropfte durch das Gitter in den Motorraum.
    Pekkala hörte Kropotnik im Panzer schreien.
    Er drehte sich nicht mehr um, richtete sich auf und wollte zur Straße laufen, als ihn eine heftige Erschütterung von den Beinen riss. Mit dem Gesicht nach unten schlug er hart auf dem Boden auf, ihm blieb der Atem weg, und im gleichen Augenblick ging eine sengende Feuerwalze über ihn hinweg.
    »Kommen Sie hoch!« Kirow winkte ihm vom Graben aus zu. »Inspektor, er wird gleich in die Luft fliegen!«
    Pekkala rappelte sich auf und rannte los. Hinter ihm hörte er das Rattern der Munition, die im Panzer explodierte. Er warf sich neben Kirow, und in diesem Moment detonierten mit einem dumpfen Schlag die überhitzten Granaten im Panzerinnenraum.
    Pekkala klopfte die Funken an seiner Kleidung aus, hob dann den Kopf und sah mit an, wie das Fahrzeug in Stücke gerissen wurde.
    Der T-34 war umhüllt von einem Flammenmeer. Die Sehschlitze glühten, während das Feuer den Fahrerraum und den Platz des Funkers und MG-Schützen verwüstete.
    Einige Sekunden später, als die übrige Munition hochging, wurde die Turmluke weggesprengt. Als funkensprühendes Rad wälzte sie sich in den Wald und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Aus dem aufgesprengten Rumpf stiegen nun schwarzgeränderte, leuchtend orangefarbene Geysire in den Himmel auf.
    Als die Explosionen allmählich verebbten, stiegen Pekkala und Kirow vorsichtig aus dem Graben. Sie starrten so gebannt auf die Todeszuckungen des T-34, dass sie im ersten Moment gar nicht die Reiter bemerkten, die in geordneter Reihe um eine Kurve bogen.
    Die Pferde bewegten sich im leichten Galopp, die Männer hatten ihre sonst geschulterten Gewehre

Weitere Kostenlose Bücher