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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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bedauern könnten. Schnell kam ich ihr zuvor. »Sie haben Recht, Madam. Das war äußerst unüberlegt von mir. Bitte entschuldigen Sie.«
    Sie antwortete nicht, aber die Anspannung ihres Körpers löste sich ein wenig. Dies war der einzige Hinweis darauf, dass sie mir meine Schuld vergeben hatte. Ihre Augen wanderten wieder zu ihren Karten. »Dann suche dir eine Beschäftigung. Es ist äußerst störend, wenn du hier herumwanderst.«
    »Ja, Madam. Ich bin nur heruntergekommen, um Dr. Beldon zu fragen, wann er einen Moment Zeit hat.«
    »Dann hättest du das gleich sagen sollen. Wie du sehen kannst, ist der Doktor beschäftigt.«
    Beldon hob den Kopf. »Ihr Arm?«, erkundigte er sich.
    »Teilweise. Aber da Sie beschäftigt sind, kann es warten. Ich bin in der Bibliothek.«
    Beldon entnahm meinem Betragen, dass seine medizinische Hilfe nicht unmittelbar benötigt wurde, sodass er nicht Mutters Zorn riskieren musste, indem er sich sofort um mich kümmerte. Er nahm sein Spiel wieder auf, und ich verließ den Raum.
    Meine Füße trugen mich an der Bibliothek vorbei in den Flur und aus der Seitentür hinaus. Ich verließ den markierten Pfad, um im Garten spazieren zu gehen. Hier draußen war es besser, die Luft war frischer, die Gerüche von Erde und Gras und Blumen reiner. Ich hatte das Bedürfnis, mich darin zu wälzen wie ein Tier. Ich setzte mich unter einen Baum und streckte meine Beine aus. Hier herrschte Ruhe und Fried en. Ich war so un glaublich müde. In früherer Zeit hatte ich hier manchmal ein Nickerchen in der Sommerhitze gemacht. Nun nicht mehr. Wenn die Sonne nicht am Himmel stand, entzog sich mir der Schlaf auf widernatürliche Weise, selbst wenn ich ihn zu finden versuchte.
    Aber ich schloss meine Augen in einem weiteren hoffnungsvollen Versuch. Meine anderen Sinne sprangen ein, um den Ausfall zu überbrücken. Ich hörte das Rascheln jedes einzelnen Blattes und aller Nachttiere, die süßen Klänge des Spinetts, fühlte den kühlen Boden und jedes Grasbüschel unter mir, roch die hundert Mitteilungen des Windes, schmeckte das erste trockene Schlucken des Durstes.
    Doch um ihn würde ich mich später kümmern, wenn alle schliefen.
    Mrs. Nooths erster Instinkt war es gewesen, mir etwas zu essen vorzubereiten. Also war eine weitere Beeinflussung bezüglich dieses Themas erforderlich gewesen. Nun ignorierte sie, und mit ihr der ganze Rest der Mitglieder unseres Haushaltes, die Tatsache, dass ich nicht mehr mit der Familie zusammen aß, respektive, dass ich überhaupt nicht mehr aß. Punkt. Niemand stellte eine Frage dazu, niemand machte eine Bemerkung darüber. Das war das Beste für alle Beteiligten.
    Elizabeths Spiel wurde wieder unterbrochen, und ich erblickte einige Bewegung hinter den Vorhängen des Salons. Das Karten spiel schien vorbei zu sein. Ich hievte mich hoch und stakste zum Haus zurück. Durch die Pause im Freien fühlte ich mich bedeutend besser. So erwünscht mir die Gesellschaft meiner Familie auch war, schien ich es doch zu benötigen, ab und zu etwas Abstand zu ihr zu gewinnen.
    Beldon wartete in der Bibliothek, und ich entschuldigte mich, dass ich nicht anwesend gewesen war, wie ich es versprochen hatte. Er machte eine leichte Verbeugung, um das Thema zu beenden, und ich erkundigte mich, ob er etwas Sherry wolle, was er ablehnte.
    »Ich bin immer noch erstaunt darüber, wie schnell er nach der Verletzung geheilt ist«, bemerkte er, indem er in Richtung meines Armes nickte. »Wie geht es ihm?«
    »Genau wie vorher. Ich kann ihn immer noch nicht strecken.«
    »Ich fürchte, wir müssen bald ...«
    »Ja, ich weiß, aber ich wollte Sie noch wegen einer anderen Sache um Rat fragen.«
    »Tatsächlich?«
    Wir setzten uns, und ich erklärte ihm mein Problem.
    »Sie kommen überhaupt nicht zur Ruhe?«
    »Überhaupt nicht. Ich scheine in eine Art Wachschlummer zu verfallen und kann weder daraus aufwachen noch in richtigen Schlaf versinken. Währenddessen träume ich endlos, sodass mein Kopf nicht zur Ruhe kommt, auch wenn mein Körper es tut, und daher bin ich die ganze Zeit so übermüdet.«
    »Und doch haben Sie mir vor ein paar Tagen versichert, Sie hätten einen sehr gesunden Schlaf.«
    »Den hatte ich auch – vor ein paar Tagen.«
    »Gab es irgendwelche Änderungen in ihren normalen Gewohnheiten?«
    Mehr, als ich aufzählen könnte, dachte ich.
    »Gab es Veränderungen in ihrem Raum, beim Bettzeug oder der Nachtkleidung?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Hält der Schmerz in Ihrem Arm Sie

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