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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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wach?«
    »Er schmerzt nur, wenn ich ihn zu bewegen versuche, und ich bemühe mich, das nicht zu tun.«
    »Ich kann Ihnen etwas verschreiben, was Ihnen Schlaf beschert«, sagte er widerstrebend.
    Laudanum oder ein ähnliches Präparat, ohne Zweifel. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich würde eine andere Behandlung vorziehen, Doktor.«
    Er lehnte sich zurück und kreuzte die Arme, wobei er mich von Kopf bis Fuß ansah. »Es gibt immer zahlreiche Gründe, wenn jemand nicht schlafen kann. Hat Ihnen in letzter Zeit irgendetwas Sorgen bereitet? Jedes Problem, ganz egal, wie unbedeutend, kann den Verstand plagen wie ein Dorn, genau in dem Moment, wenn man es am meisten vergessen möchte.«
    »Vielleicht geht es um diese Angelegenheit mit Roddy Finch«, äußerte ich leichthin, nachdem ich einen Moment nachgedacht hatte. »Es hat einigen Protest gegeben, aber es gibt keinen Zweifel, dass sie ihn hängen werden.«
    »Und Sie waren derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass er gefasst und vor Gericht gestellt wurde. Ja, eine Belastung wie diese kann für einen jungen Verstand wie den Ihren nicht leicht zu ertragen sein. Aber es liegt jetzt nicht mehr in Ihrer Hand. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, der Gerechtigkeit wird Genüge getan werden«, meinte er grimmig.
    Der Gerechtigkeit? Oder dem Gesetz? Ich wusste sehr gut, dass es zwischen diesen beiden oft einen bedeutenden Unterschied gab.
    »Das Beste ist, wenn Sie versuchen, es zu vergessen.«
    Bei diesen Worten machte mein Magen eine heftige Umdrehung. In meinem Verstand flammte das Wissen auf, dass das Einzige, was ich nicht konnte, Vergessen war.
    Obwohl ich um sein Schicksal wusste, hatte ich Roddy ohne Skrupel den Soldaten übergeben. Nun schlichen sich Zweifel ein. Ich träumte von ihm, träumte, wie seine Hinrichtung sein würde. Ich sah fortwährend, wie sein Vater vorrannte und an den Fersen seines Sohnes zerrte, um die Strangulation zu beschleunigen. War es nach dem, was meine eigene Familie durchgemacht hatte, von irgendeinem Nutzen, Roddys Familie die gleiche Pein und den gleichen Kummer durchleben zu lassen? Wie konnte das der Gerechtigkeit Genüge tun?
    Aber das Gesetz besagte, dass Mörder und Diebe und nun auch Spione exekutiert werden sollten, und Roddy hatte sich aller drei Verbrechen schuldig gemacht, soweit es das Kriegsgericht betraf. Es lag nun nicht mehr in meinen Händen, aber mir noch auf dem Herzen. Beldon war der Ansicht, ich solle es vergessen, aber Vater hatte uns beigebracht, uns unseren Problemen zu stellen, nicht vor ihnen davonzulaufen. »Wenn ihr zu einem Zaun kommt, springt hinüber, oder geht durch das Tor, aber lasst euch nicht von ihm abhalten«, hatte er gesagt.
    »Danke, Doktor«, hörte ich mich selbst sagen. »Sie haben mich auf Gedanken gebracht, über die ich noch weiter nachdenken möchte.« Ich entschuldigte mich und verließ ihn, bevor er mir weitere Fragen stellen konnte. Auf meinem Weg zu den Ställen rief ich nach Jericho, ohne innezuhalten.
    »Worum geht es, Sir?«, fragte er, als er in meinen Raum gestürzt kam.
    »Hol meine Reitstiefel. Ich brauche etwas Bewegung.«
    »Um diese Zeit, Sir? Die Soldaten haben sich Leuten gegenüber, die sich während der Ausgangssperre draußen aufhielten, bisher äußerst missbilligend gezeigt.«
    »Zur Hölle mit ihnen.«
    Er erkannte meine Stimmung richtig, passte sich ihr an und holte meine Stiefel. Bevor eine Viertelstunde vergangen war, war Belle gesattelt, und einer der Stallburschen half mir auf ihren Rücken. Ich ergriff die Zügel mit der Hand meines gesunden Armes und lenkte sie in Richtung des Weges, der zur Hauptstraße führte. Da ich mir nicht sicher war, wie gut sie bei Nacht sehen konnte, drängte ich sie nicht zu einer übermäßig hohen Geschwindigkeit, insbesondere dort, wo es tiefe Schatten gab, aber als wir uns erst auf der Straße befanden, war der Weg ziemlich deutlich zu erkennen. Ich trieb sie zu einem guten Kanter an, so lange, wie mein geschädigter Arm die Bewegung aushaken konnte.
    Das war nicht sehr lange. Die Stute war nicht wirklich ins Schwitzen gekommen, und auch wenn es so wäre, wäre sie auf dem restlichen Weg wieder abgekühlt. Trotz der Ausgangssperre trafen wir niemanden auf unserem Weg, keinen einzigen Soldaten, bis wir Glenbriar erreichten und The Oak in Sicht kam. Dort wurden wir von Wachen aufgehalten, aber nachdem ich meinen Namen genannt und ein formelles Gesuch um eine Audienz bei Leutnant Nash vorgetragen hatte, wurde ich sogleich

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