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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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immer dort gewesen; und alles kehrte zu seinem angestammten Platz im Universum zurück: die Sterne über mir, der Boden unter mir, und ich dazwischen. Es war kein Schimmer von den Soldaten zu sehen, und wenn ich die Dinge richtig sah, befand ich mich einen guten Kilometer von dort entfernt, wo ich zuvor gewesen war. Rückenwind. Ich war mit dem Wind gereist. Ich war auf dem Wind gereist.
    Fallen und Schwimmen, oder in diesem Fall Fallen und Schweben.
    »Unmöglich.« Aber mein erstes Zeichen von Verstand in Worte zu fassen war für mein benommenes Gehirn keine Hilfe, da meine Gedanken einzig zu der Frage zurückkehrten: »Wie sonst konnte ich hierher gekommen sein? Wie sonst konnte ich dem Gefängnis meines Sarges in dieser ersten Nacht entkommen sein? Die Antwort, wie unmöglich sie auch immer sein mochte, war nicht zu leugnen.
    Nein. Ich schüttelte den Kopf. Das war viel zu bizarr. Und auch beängstigend.
    Aber wie sonst ?
    Die Antwort, die unmögliche Antwort, lag in meinem Innern. Ob sie nun durch Panik oder Schmerz hervorgebracht worden war, die Zeit war gekommen, bewusst nach ihr zu greifen und sie festzuhalten, egal, was passierte.
    Ich schloss meine Augen, um mich einfacher daran erinnern zu können, wie es sich angefühlt hatte. Als ich sie langsam wieder öffnete, bemerkte ich, wie meine Sicht sich umwölkte, als ob ein großer, grauer Schatten auf die Welt gefallen sei. Die weit entfernten nächtlichen Hintergrundgeräusche begannen schwächer zu werden. Ich hob die Hand. Sie wurde allmählich so transparent wie Glas. Je ätherischer sie wurde, desto weniger konnte ich klar sehen. Und dann verschluckte das Grau alles, und ich war völlig blind, aber ich schwebte.
    Die Erde, die mich einst getragen hatte, war in Wirklichkeit überhaupt nicht fest, sondern so durchlässig wie Dampf. Dann, als ich ein wenig unter die Oberfläche zu sinken begann, kam mir der Gedanke, dass ich es war und nicht etwa der Boden, dass ich nicht länger stofflich war. Instinktiv trat ich mit meinem »Bein« aus und fühlte, wie ich wieder aufstieg, bis ich spürte, dass ich ungefähr eine Handbreit über dem Gras schwebte und sogar in der Lage war, mich an Ort und Stelle zu halten.
    Meine Konzentration schwankte. Die Nacht brach wieder über mir zusammen. Meine Arme machten einen Ruck zur Seite, um die verlorene Balance wiederzugewinnen, und ich landete hart auf meinen Füßen. Wie zuvor hatte ich eine gewisse Entfernung hinter mich gebracht.
    Lieber Gott, was war aus mir geworden?
    Wie ein Geist war ich aus dem Grab entkommen. Ich hatte aufgehört, aus Materie zu bestehen, und den dazwischenliegenden Boden durchquert, um in die Freiheit zu gelangen. Gerade eben war ich faktisch mit dem Wind über den Boden geglitten wie ein Geist, um den Soldaten zu entkommen.
    Und der Schmerz.
    Er war verschwunden. Es gab kein Anzeichen irgendeiner Wunde in meinem Fleisch, obwohl ich geschockt war, ein Loch, das größer als mein Daumen war, in meiner Kleidung zu finden. Die Musketenkugel war hinein- und herausgedrungen und hatte dabei nur diesen Beweis ihres Weges hinterlassen, der gleiche Effekt, den die Degenklinge auf Noras Kleidung gehabt hatte.
    Mein Arm. Mein rechter Arm, der zerschmettert und seit fast einer Woche unbrauchbar gewesen war ...
    Wiederhergestellt. Völlig geheilt. Frei von Schmerzen.
    Ich fühlte ein wenig Übelkeit, die versuchte, aufzusteigen. In Abwesenheit eines schnell schlagenden Herzens konnte ich dies als Symptom der lähmenden Angst interpretieren, die ich so oft zuvor verdrängt hatte. Freilich, meine Situation war ungeheuer seltsam, aber über die Seltsamkeit hinaus, über die Veränderungen hinaus, war ich immer noch derselbe Mann, immer noch Jonathan Barrett, und es bestand keine Notwendigkeit, Angst vor mir selbst zu haben.
    Akzeptiere es, hatte Nora gesagt, wann immer ich etwas Übernatürliches an ihr beobachtet hatte. Sie hatte sich nur auf meine Augen konzentrieren müssen, um mich dazu zu bringen, aber immer hatte sie mir die Möglichkeit gegeben, zuerst die Beschränkungen des Irdischen aufzugeben. Normalerweise hatte ich sie enttäuscht; ich musste in die richtige Richtung gedrängt werden. Ob es an ihrem Einfluss auf mich lag oder an meinem eigenen Temperament, ich missgönnte ihr diese Freiheit nicht, da sie alle Unsicherheit zwischen uns milderte. War ich nun in der Lage, nichts weniger als dies auch für mich selbst zu tun?
    »Akzeptiere es«, sagte ich laut. Das hieß, akzeptiere dein neues

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