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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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dass wir ihn nie mehr herausbekommen.«
    Die Sänften trafen ein, und ich hörte genau zu, als Oliver mit den Männern über den Preis verhandelte. Es gab keinen anderen Weg, irgendwann kein Fremder in diesem Land mehr zu sein, als zu lernen, wie die Dinge hier abliefen, und die Einzelheiten der örtlichen Sitten kennen zu lernen. Da ich hier mindestens vier Jahre lang leben würde, war es das Beste, meine Augen und Ohren ständig offen zu halten. Dieser Entschluss wurde ein wenig eingeschränkt, als ich mich in der Sänfte niederließ. Obwohl sie zwei große Fenster auf jeder Seite hatte, war die Sicht viel begrenzter als die, die ich in dem Ponywagen genossen hatte. Dank meiner natürlichen Körpergröße berührte mein Kopf fast das Dach und stieß in regelmäßigen Abständen dagegen, immer wenn die Träger auf dem Boden aufprallten. Wir kamen an anderen Sänften mit mehr Kopfraum vorbei, etwas, das für die Damen im Inneren nötig war, die den Zustand ihrer Haare beibehalten wollten. Ich bemerkte, dass der Lederplafond meiner eigenen Sänfte den öligen Beweis liefert e, dass mehr als eine Frau bereits hier gewesen war: einen dunklen Fleck, vermengt mit weißen Spritzern, wo das Schweineschmalz und das Reismehl abgerieben worden waren.
    »Passen Sie auf, Sir!«, warnte mich einer der Träger, als ich mich zu weit aus dem Fenster lehnte, um einen Blick auf die unzähligen Sehenswürdigkeiten zu erhaschen. Meine Begeisterung bedeutete Gefahr für ihre Balance. Da ich nicht den Wunsch hegte, mit dem Gesicht voran auf das schmutzige Kopfsteinpflaster zu fallen, zwang ich mich stillzuhalten und beschloss, für die Rückkehr andere Transportmittel zu mieten. Alle Möglichkeiten, einschließlich der, in einem Handkarren herumgeschoben zu werden, würden in Betracht gezogen werden. So beengt und abgeschnitten von der Konversation mit Oliver blieben die unzähligen Fragen unbeantwortet, die mir bei jeder neuen Sehenswürdigkeit in den Sinn kamen. Da es so viele waren, wurde mir mit Bedauern klar, dass ich mich später nie mehr an alle erinnern würde, denn sie würden mit Sicherheit von anderen verdrängt werden.
    Wenigstens blieb ich vom Straßenschmutz verschont und war gegen die Sonne geschützt, aber trotz dieser Vorteile war der Weg lang und ermüdend. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren oder aus welcher Richtung wir gekommen waren. Obwohl die Träger einige Mühe hatten, sich einen Weg durch die kochende Menge zu bahnen, wäre ich nicht in der Lage gewesen, den Weg zurück zum Haus der Warburtons zu finden.
    Ich war sehr froh, als wir ankamen.
    Obwohl unser Zielort ein Heim für Verrückte war, war es angenehm und friedlich anzusehen. Ich hatte etwas viel Kleineres und Schäbigeres erwartet als das Gebäude vor uns. Riesig und lang, drei Stockwerke hoch, mit schmalen Türmen, die den Abschluss jedes Flügels bildeten, und dem größten von allen in der Mitte, sah Bedlam, einst bekannt als das Heim von Bethlehem, so schön aus wie jedes Gebäude, das ich bisher in dieser großartigen Stadt gesehen hatte. Wir blieben am Anfang eines breiten Weges stehen, der direkt zum zentralen Eingang an der Straße führte. An jeder Seite trennte ein einfacher weißer Zaun einzelne Bezirke des vorderen Gartens ab und schützte die perfekt angeordneten Bäume in den Zwischenräumen. Wenn es jemandem zu anstrengend wurde, die Insassen zu beobachten, half diese heilsame grüne Rasenfläche, das Auge zu beruhigen.
    Es waren nur wenige Leute zu sehen, obwohl der ruhige Anschein irgendwie einen merkwürdigen Anfing hatte, den ich nicht sogleich einordnen konnte. Als wir uns dem Eingang näherten, hörte ich schließlich das Dröhnen von menschlichen Stimmen. Dröhnen muss in Ermangelung eines besseren Wortes herhalten, denn in regelmäßigen Abständen brach schrilles Gelächter oder gellendes Geschrei aus. Die Haare in meinem Nacken begannen sich aufzustellen, und zum ersten Mal zweifelte ich die Weisheit meines Vetters an, dass er mich mitgenommen hatte.
    Sich meiner Zweifel nicht bewusst, zeigte er ordnungsgemäß der Obrigkeit seinen Passierschein, und nach einer Verzögerung, die mein Unbehagen nur noch verstärkte, wurde uns ein Führer zugeteilt, der uns alles zeigen sollte. Auch wenn Oliver ein Medizinstudent war, war ich keiner, aber es wurde keine einzige Frage zu meiner Anwesenheit gestellt. Oliver sagte das Richtige und stellte intelligente Fragen, während ich nickte und sein Verhalten imitiert e, um keinen Verdacht

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