Der rote Tod
dass mein Vater die Ausgabe mit Rapelji teilen würde, sobald seine Ausgabe eintraf. Ich wollte gerade Oliver gegenüber einen Kommentar abgeben, als der junge Hausherr sich genau diesen Augenblick aussuchte, um einzutreten.
Er wirkte ein wenig abgespannt, zweifellos passend zu uns, und trotz der langen Zeit, die er gehabt hatte, um sich fertig zu Aachen, war er zwanglos gekleidet: Er trug einen flotten senfgelben Morgenrock, einfarbige Baumwollstrümpfe und hellrote Pantoffeln. Ein kunstvoller Turban bedeckte einen großen Teil seines Kopfes, obwohl er ziemlich schief saß und die helle, rasierte Kopfhaut darunter zeigte. Seine Augen waren ein wenig eingesunken und sein Fleisch blass, aber er trat vor, um uns herzlich zu begrüßen. Oliver stellte uns einander vor, und wir verbeugten uns voreinander. Tony Warburton schaffte es gerade noch rechtzeitig, den Turban aufzufangen, um ihn daran zu hindern, uns vor die Füße zu fallen.
»Oliver, mein lieber Freund, ich bin erfreut, dass du gekommen bist«, sagte er, indem er sich aufrichtete und sein Missgeschick wieder in Ordnung brachte. Er ließ sich müde auf einen Stuhl fallen. »Die Wahrheit ist, dass etwas passiert ist, und wenn ich es nicht jemandem erzähle, werde ich ganz sicher platzen.« Oliver warf mir einen Blick zu, um mir zu versichern, dass die etwas theatralische Art seines Freundes normal war. »Was ist passiert? Du siehst ein wenig erschöpft aus.« »Wirklich? Ich fühle mich wunderbar.«
»Keine Katastrophe, hoffe ich?«
»Kaum. Es ist wahrhaft das Beste, was mir in meinem ganzen Leben je passiert ist.«
Mein Vetter blinzelte mir zu, das Tony nicht sah, da er versonnen an die Decke starrte. »Wenn es eine gute Neuigkeit ist, dann teile sie mit uns, um Gottes Willen.«
»Die großartigste Neuigkeit, die für einen Mann überhaupt möglich ist.«
Er zog abwesend an seinem nicht besonders gut geknoteten Halstuch.
»Oliver, mein bester Freund, der beste all meiner Freunde, ich bin verliebt!« Oliver umfasste eins seiner Knie mit beiden Händen, kräuselte die Lippen und lehnte sich mit höflichem Interesse nach vorne. »Was? Schon wieder?«
KAPITEL
5
Tony beachtete den Zweifel seines Freundes nicht. »Dies ist wirklich und wahrhaftig die wahre Liebe«, fuhr er fort. »Darauf habe ich mein ganzes Leben lang gewartet. Bis letzte Nacht war meine ganze Existenz eine Einöde, eine Wildnis im Nichts, eine Wüste ...«
Er machte noch eine ganze Weile so weiter, bis Oliver es schaffte, eine weitere Frage anzubringen: »Wer ist dieses Mädchen?«
»Sie ist kein Mädchen, sie ist eine Feenprinzessin aus Ein Sommernächte... wie auch immer. Nein, sie ist mehr als das, sie ist eine Göttin. Sie macht, dass alle anderen Frauen aussehen wie ... wie ...«
»Sterbliche, vermute ich. Wie heißt sie, Tony?«
»Nora. Ist das nicht wunderschön? Es ist wie eine seltene Blume auf einem mondbeschienenen Hang. Oh, wartet nur, bis ihr sie trefft, und ihr werdet verstehen, was ich meine. Meine Worte erreichen die Wirklichkeit bei weitem nicht.«
Oliver bohrte hartnäckig weiter. »Nora wer?«
»Jones. Miss Nora Jones.«
Der Name war Oliver immer noch unvertraut. »Das klingt wundervoll. Wo arbeitet sie?«
Tonys Kopf schoss zornentbrannt herum. »Großer Gott, Mann! Sie ist eine ehrbare Dame. Wie kannst du es wagen?«
Oliver machte eine Kehrtwendung, da er es tatsächlich bereute. »Ich bitte dich wirklich um Verzeihung. Ich hatte ja keine Ahnung. Meine untertänigste Entschuldigung an dich, an sie und an ihre Familie. Wer ist das eigentlich?«
Tony lehnte sich zurück und nahm die Entschuldigung nach einiger Bedenkzeit an. »Familie Jones, vermute ich.«
»Kommen sie aus Wales?«
»Eigentlich aus Frankreich.«
»Frankreich? Wie kann jemand mit dem Namen Jones aus Frankreich stammen?«
»Das tun sie ganz offensichtlich nicht, du großer Dummkopf sie kam nur gerade aus Frankreich! Sie hat wegen ihrer Gesundheit im Ausland gelebt und ist erst kürzlich nach London zurückgekehrt.«
»Wie hast du sie getroffen?«
»Robert – also Robert Smollett ...«, das sagte er als Randbemerkung zu mir, »hat kürzlich einen Musikabend veranstaltet, und sie war ein Gast. Sie war mit ihrer Schwester und Miss Glad und Miss Bolyn und dieser ganzen Gruppe da. Sie ragte heraus wie eine Rose aus einem Feld mit Unkraut. Sie ist das schönste, leuchtendste, anmutigste Lebewesen, das zu erblicken ich je das Glück hatte.«
»Sie muss wirklich etwas Besonderes sein, wenn sie
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