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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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aufkommen zu lassen, In Wirklichkeit wäre es gar nicht nötig gewesen, dass ich mir solche Mühe gab. Einerseits interessierte sich niemand für uns, andererseits hätte es mir nach fünf Minuten überhaupt nichts mehr ausgemacht, hinausgeworfen zu werden.
    Unser Führer zeigte uns nur den Männerflügel, während die Seite der Frauen uns verschlossen blieb. Einige der geistig klareren Insassen durften in den Hallen ihre Übungen machen, wobei sie alle streng von ihren Wächtern überwacht wurden. Nur dadurch, dass diese ein wenig besser gekleidet waren als ihre Schützlinge und mit Knüppeln und Schlüsseln bewaffnet, konnte ich sie auseinander halten.
    Obwohl unser Führer uns versicherte, dass das Stroh in den Zellen regelmäßig ausgewechselt würde, durchdrang der Gestank von schmutzigen Körpern, Verunreinigungen und verdorbenem Essen jeden Atemzug an diesem Ort. Mein Vetter und ich fanden etwas Erleichterung, indem wir uns Taschentücher vor die Nase hielten, was zur Erheiterung des Führers und der anderen Wächter führte. Sie behaupteten, dass sie daran gewöhnt seien und wir es auch bald sein würden. Ich betete, dass wir nicht lange genug bleiben würden, um den Wahrheitsgehalt ihrer Behauptung zu überprüfen.
    Einige der interessanteren Fälle wurden uns vorgeführt, und Oliver nahm sich die Zeit, sich mit jedem von ihnen intensiv zu beschäftigen, was mich überraschte. So unbeständig, wie er die meiste Zeit auch erschien, hier war er ein echter Student, offensichtlich so ernsthaft in seinem Streben nach Wissen wie ich, wenn ihn die Laune ankam. Es war ansteckend, denn seine Kommentare mir gegenüber beflügelten meine eigene Neugier und entzündeten eine ausführliche Unterhaltung über die Gründe von Wahnsinn.
    »Du und ich wissen beide, dass es durch das Blut weitergegeben werden kann«, sagte er. »Es gibt ganze Familien, die durchdrehen und im Keller angekettet werden sollten. Aber einige dieser Fälle scheinen einfach aus dem Nirgendwo zu kommen, als ob der arme Tropf vom Blitz getroffen worden ist. Dieser Kerl da hinten mit dem Strohhut, der so inbrünstig der Wand predigt, ist ein exzellentes Beispiel. Du hast es nicht gehört, aber sein Aufseher sagte, dass es bei ihm ein solches Plötzliches Vorkommnis gewesen sei. Einst war er Hilfspfarrer, und während er seine Runden drehte, fiel er eines Tages hin. Man dachte, es sei ein Schlaganfall oder zu viel Sonne oder die Gicht, aber er erholte sich am nächsten Tag wieder vollkommen, bis auf seinen Verstand, der gänzlich verschwunden war. Nun glaubt er, er sei ein Bischof, und verbringt seine gesamte Zeit im theologischen Streitgespräch mit unsichtbaren Kollegen. Zu der Eigentümlichkeit der Umstände seines Falles sei noch hinzugefügt, dass seine Argumente ziemlich vernünftig und gesund klingen. Ich habe ihm zugehört, und das, was er sagt, ergibt mehr Sinn als die Reden von anderen, die ich sonntags gehört habe.«
    Der arme Mann gehörte sicherlich zu einer Minderheit, denn alle um ihn herum starrten mit verängstigten oder leeren Gesichtern ins Nichts oder tobten in ihren Zellen, rasselten an ihren Ketten und heulten äußerst Mitleid erregend. Wenn jemand gewalttätig wurde, dann würden möglicherweise auch andere folgen, sodass die Aufseher sie ständig überwachen mussten. Es tut mir Leid zu sagen, dass die Kreatur in einer Zelle bei meinem Anblick auf eine äußerst beängstigende Art zu kreischen begann, als ich mich dem vergitterten Fenster in der stabilen Tür der Zelle näherte. Ich wich sofort zurück, aber das allein beruhigte sie nicht, und sie fuhr mit ihrem Geschrei fort, bis ein Wächter die Tür öffnete und sie mit Wasser aus einem Eimer übergoss. Dies erzeugte viel Belustigung bei den anderen, die in der Lage waren, es zu würdigen. Die Schreie verwandelten sich in ein Sprudeln und erstarben, und die Tür wurde wieder verriegelt.
    »Das is' das einzige Bad, das er seit zwölf Monaten nimmt«, vertraute mir der Wächter grinsend an. »Gott weiß, er hat's nötig.« In Anbetracht des deutlichen Mangels an Sauberkeit des Sprechers dachte ich, dass er keinen Grund habe, jemand anderen zu verurteilen, insbesondere jemanden, der nicht in der Lage war, sich um sich selbst zu kümmern. Mit meinem Taschentuch fest an seinem Platz holte ich Oliver ein, der mit einem Kerl sprach, dessen dumpfer Gesichtsausdruck mich an den jungen Nathan Finch zu Hause erinnerte.
    »Ich gehör' hier nich' hin«, beharrte er. »Ich bin nich' wie

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