Der rote Tod
darüber zu sprechen, denn viele Leute hielten es für gefährlich, gelehrte Sklaven zu haben, und sein Leben könnte durch ihr Missfallen unerfreulich kompliziert werden. Aber Vater war in das Geheimnis eingeweiht, und natürlich Elizabeth.
Ich fragte mich, ob es ihnen allen wohl gut ginge, und hoffte, dass sie sich bester Gesundheit erfreuten. Diese Hoffnung und viele, viele nebulöse Sorgen um sie kehrten in meine Gedanken zurück, gemeinsam mit einem vertrauten Schmerz in meinem Herzen.
»Warum so ein langes Gesicht, Vetter?«, fragte Oliver.
»Ich fühle mich wie ein Fremder in einem fremden Land«, erwiderte ich kummervoll.
»Wie?«
»Er meint, dass er weit von zu Hause entfernt ist«, erklärte Tony. »Was wir brauchen, ist etwas, mit dem wir uns die Zeit bis heute Abend vertreiben können. Ich sollte eigentlich heute irgendwo hin gehen, aber habe keine Ahnung, wohin. Crispin!«
Sein Rufen holte den Butler herbei, und eine rasche Frage erhielt eine rasche Antwort. »Sie müssen heute Bedlam besuchen, Sir«, sagte er.
»Bedlam? Bist du sicher?«
»Ihre Eintrittskarte liegt auf dem Tisch in der Halle, Sir.«
Oliver zeigte sich sehr interessiert. »Wirklich? Das wäre eine wahre Wonne.« Tony war unschlüssig. »Meinst du wirklich?«
»O ja. Du weißt, wie fasziniert ich von solchen Dingen bin.« Er drehte sich zu mir um. »Man sollte eigentlich je derzeit hinein kommen können, aber die Leiter der Anstalt haben dem ein Ende gemacht. Das ist wirklich eine Schande, denn die Eintrittsgelder haben im Jahr mehr als sechshundert eingebracht. Nun muss man eine spezielle Erlaubnis und einen unterschriebenen Passierschein haben. Nicht jeder kann einen bekommen, weißt du. Dies ist ein großes Glück.«
»Für dich vielleicht«, meinte Tony. »Ich fühle mich dem nicht gewachsen, auch wenn es der Förderung meiner Ausbildung dient. Warum gehst du nicht an meiner Stelle und erzählst mir später alles darüber? Ich teile deine Leidenschaft für die Untersuchung von Verrückten nicht.«
»Du willst doch ganz bestimmt nicht diese Gelegenheit verpassen?«
»Doch, ganz bestimmt will ich das. Ich habe andere Methoden, mich zu unterhalten, da bin ich sicher.«
»Dies ist kaum für niedrige Unterhaltung gedacht, Tony. Ich werde hingehen, um etwas zu lernen.«
Sein Freund brach in Gelächter aus. »Oh, was ich dazu alles sagen könnte ...«
Oliver blickte ihn finster an. »Was denn? Was?«
»Nichts und alles. Du bist besser als tausend Stärkungsmittel, Wein lieber Freund. Geht ihr beiden nach Bedlam und holt euch alle Ausbildung, die ihr wollt, aber bitte lasst mich hier in Frieden ausruhen. Nach der Aufregung, die süße, reizende Nora zu treffen, fühle ich mich immer noch etwas erschöpft. Ich will heute Abend in Hochform sein.«
Olivers finsterer Blick verschwand sofort, und er gab es auf, zu versuchen, den Grund für das Amüsement seines Freundes zu ergründen. »Wenn du dir sicher bist?«
»Ja. Ich werde heute nichts Anstrengenderes mehr tun als ein Sonett zu komponieren, einen unzulänglichen Tribut an ihre Schönheit.«
Das entschied die Angelegenheit für Oliver endgültig. Er zog eine große goldene Uhr heraus. »Nun gut. Wir haben eine Menge Zeit; vielleicht können wir auch noch einen Abstecher nach Vauxhall machen.«
Tony hielt einen warnenden Finger hoch. »Aber ich dachte, ihr wolltet nüchtern bleiben?«
»Verdammnis. Ja, du hast Recht. Wir halten uns besser von dort fern.«
»Kommt um sechs zurück, dann rasiert euch mein Barbier.«
Wir nahmen Abschied von Tony Warburton, ließen uns von einem Lakaien unsere Hüte und Spazierstöcke geben und schickten ihn fort, zwei Sänften für uns zu besorgen.
»Ich glaube, es ist das Beste, dass er nicht mitkommt«, bemerkte Oliver, als wir draußen warteten. »Wenn er sich in dieser Stimmung befindet, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass er uns mit Zeilen aus seinem Gedicht quält.«
»Ist er solch ein schlechter Dichter?«
»Bitte mich nicht, das zu beurteilen. Alle meine Freunde versichern mir einstimmig, dass ich den Unterschied zwischen Shakespeare und volkstümlichen Knittelversen nicht erkennen könne.«
»Was ist dann das Problem?«
»Mir kam nur der Gedanke, dass es eine schlechte Idee sein könnte, Bedlam im Gefolge eines liebeskranken Narren zu betreten, der die Angelegenheiten zweifellos durcheinander bringt, indem er in Verse über seine zukünftige Ehefrau ausbricht, wenn ihm gerade danach zumute ist. Es hätte passieren können,
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